Willkommen zurück im Atelier äh, beim Geländebau. In den vergangenen beiden Teilen haben wir uns in der Theorie mit Kategorien von Gelände, Zielsetzungen im Geländebau und der Planung eines Projektes beschäftigt und in der Praxis verschiedenen Varianten von Felsen aus Hartschaum gebaut. Dabei kamen nur Grundtechniken zum Einsatz, weiterhin liegt mein Fokus für diesen Baubericht eher auf Anfängern.
Wenn ich aber ganz ehrlich bin – natürlich kommt man nicht darum herum, Hartschaum auch mit Cuttern und anderen Messern zu gestalten, aber gerade für tiefe und lange, aber auch für sehr akkurate Schnitte gibt es ein hervorragendes Werkzeug – den Heißdrahtschneider. Dieser schmilzt, wie der Name schon sagt, mittels eines heißen Drahts den Hartschaum lokal auf und „schneidet“ ihn so ab. Ich selbst benutze hier einen Proxon Thermocut ohne weitere Führungshilfen. Weiterführende Infos zu dem Gerät findet ihr bei TWS oder bei diversen Videos vom „Stryrodurgott“ Gerald Boom.
In dieser Anleitung und Baubericht werde ich nicht zeigen, was alles mit dem Styrocutter möglich ist, sondern nur wie man ihr zur schnelleren Gestaltung von Hartschäumen wie Styrodur einsetzten kann. Auch bleiben wir noch bei den schon bekannten Felsen, werden diese aber modular bauen, wo uns die Präzision des Heißdrahtschneiders entgegen kommt. Die Geländestücke selbst sind nicht besonders anspruchsvoll oder atemberauben, zeigen aber sehr schön, was man mit etwas Planung und Kreativität umsetzen kann, und dienen eher als Machbarkeitsstudie. Denn wie schon gesagt: Geländebau ist einfach!
Planung und Konzept
Wie ich schon schrieb: Der Grobzuschnitt des Hartschaums hat mich in Teil 2 massiv genervt, auch wenn er nicht zeitaufwendig war. Daher hatte ich mir schon vorgenommen, dieses Mal was mit dem Styrocutter zu machen und da kamen mir modulare Felsen in den Sinn. Ich mag die Dinger, weil man sie sowohl separat verwenden, als auch zu einem großen Geländestück zusammenschieben kann. Und ich brauche mehr davon, da ich einige alte Felsen aussortieren musste. Kommen wir also wieder zu meiner bekannten Trias an Fragen:
Was will ich bauen?
Einen dreiteiligen modularen Felsen, der eine Höhenstufe aufweist. Die drei Teile kann man zu einem großen Felsen zusammenschieben oder einzeln verwenden. Einzeln erhalten alle Felsen noch ein kleines Zusatzteil, um die große Höhe in der Mitte zu überbrücken. Die Übergänge zwischen den Felsen und den jeweiligen Zusatzteilen will ich anpassen, um die Übergänge sanfter und besser zuordenbar zu machen. Es sollen ausreichend Höhenstufen von > 2,5, bzw 5 und 7 cm drin sein, um verschiedene Freebooters-Situationen zu ermöglichen.
Was kann ich benutzen?
Der Kern der Felsen entsteht aus Hartschaum, für die bessere Stabilität nehme ich MDF-Bases. Alle Zuschnitte sollen mit dem Styrocutter erfolgen. Die Felsen werden wie gewohnt mit Drahtbürste, Steinen, Sand und meiner Grundierungsmatsche texturiert und mit Abtönfarbe bemalt. Grasstreu und Pflanzen lockern das Gelände noch etwas auf.
Was kann ich selbst bauen?
Der Hartschaumkern entsteht aus zwei Reststücken, die Bases aus einer alten Küchenschrankrückwand. Sand, Werkzeug und Pflanzen habe ich noch im Vorrat, als einzige neue Technik kommt der Zuschnitt mit dem Styrocutter zum Einsatz.
Material
Styrodur (Reststücke, 30 mm dick)
MDF (alte Schrankwand)
Abtönfarbe
Dekosteine (Steine, Steinchen, Splitter)
Holzleim
Grundierungsmatsche (Sand, Strukturpaste, Holzspachtel)
Pinsel
Kunststoffplanzen
Grasstreu
Pigmente
Heizdrahtschneider Proxxon Thermocut
Stichsäge
Noch Grasstreuer
Basebau
Für einen einfachen Felsen benötigt man keine Base, streng genommen benötigt man es hier auch nicht zwingend. Eine Base liefert aber eine angenehme Grundfestigkeit und gibt einem einfach mehr Möglichkeiten bei der Ausgestaltung. Theoretisch könnte man auch stabile Pappe oder Plastikcard (z.B. aus Tischsets benutzen), ich bevorzuge aber MDF, da es recht stabil und verklebt auch halbwegs stoßfest ist und ich es da habe.
Ich zeichnete grob einen Umriss an und sägte den mit der Stichsäge aus. Dann zersägte ich die Form in drei Teile. Um ihre Anordnung nicht durcheinander zu bringen, markierte ich den zentralen Teil mit einem einfachen, ikonischen Muster. Dann benutzte ich die drei Einzelteile, um die Innenkanten der Ergänzungsstücke zu markieren und sägte auch diese aus. Damit sie sauber zusammenpassen und um die Sägeschäden zu entfernen, schmirgelte ich alle Kanten nochmal mit halbgrobem (80er und 120er-Körnung) Sandpapier ab.
Basteltipp: Wenn ihr die Stichsäge schon mal ausgepackt habt, nutzt gleich die Gelegenheit, um noch für andere Projekte Bases auszusägen. Ich habe zum Beispiel wochenlang auf einen Tag gewartet, an dem Wetter und abwesende Kleinkinder es mir ermöglichten, in Ruhe draußen zu arbeiten.
Zuschnitt mit dem Styrocutter
Dann setzte ich die Einzelteile wieder zusammen und markierte mir auf dem Stryrodurblock grob die Umrisse. Der Felsen sollte bei mir kleiner sein als das Base und wurde grob mit dem Styrocutter ausgeschnitten. Dabei kommt es nun wirklich nicht auf Präzision an, aber eine ruhige Hand und gleichmäßiger Druck helfen. Auch die zweite Ebene schnitt ich so aus und passte sie grob an.
Für die Ergänzungsteile muss man dann entweder präzise oder durchdacht ran gehen. Ich markierte grob die Baseumrisse auf dem Styrodur und hob noch mal die Innenkanten, an denen sie mit den modularen Teilen anschließen sollten, separat hervor.
An den Außenkanten sollte der Schnitt innerhalb der Markierung erfolgen, damit das Styrodur nicht über die Base herausragt, an der Innenkante ließ ich aber extra 5 mm Styrodur überstehen, welches ich nach dem Aufkleben auf die Base an mit dem Styrocutter entlang der Base abschnitt, so dass sie gut mit dem Hauptfelsen abschließt.
Den nächsten Schritt könnte man mit dem Messer oder Cutter machen, ich möchte euch aber die Möglichkeiten des Styrocutters zeigen. Indem man den Heißdraht auf dem Arm verschiebt, kann man das Styrodur auch in anderen Winkeln schneiden. Für präzise, gerade Schnitte wie z.b. bei Dächern sind gewinkelte Unterlagen besser, hier wollen wir aber sehr krumme Schnitte ansetzen, daher ist es besser, den Drahtwinkel zu verändern.
Mittels dieser Methode schrägte ich alle Seitenwände ab. Dabei sollte man mit dem unten befestigten Draht immer in der Nähe der unteren Kante bleiben, indem man aber diese Distanz variiert, gestaltet man die Seite organischer. Also ruhig den Block in sanften Kurven und nicht schnurgerade an der Kante entlang am Draht vorbeiführen.
Einschub: Das geht doch auch anders?
Stimmt, mit einem Handschneidegerät. Deren Schneiddraht ist dicker und formbarer und locker aus dem Handgelenk kann man schöne schräge und organische Schnitte setzen. Ich habe aber kein Handgerät. Also zeige ich euch, dass dies mit gewissen Einschränkungen eben auch mit dem Tischgerät funktioniert.
Das Gleiche erfolgte auch für den Block der zweiten Ebene. Der Hügel sah aber immer noch nicht im Entferntesten organisch aus, dazu mussten die Oberkanten nochmal abgeschrägt und aufgebrochen werden. Also stellte ich den Heizdraht noch flacher ein. Dabei müsst ihr sehr genau aufpassen, da ihr nun einen völlig anderen Weg für die Drahtspannung habt. Spannt den Draht sorgfältig, aber fest, und achtet drauf, dass er nicht unten an der Befestigung abgeschert wird. Auch werdet ihr aufgrund des längeren Schnittwegs und der Drahtlänge die Drahttemperatur erhöhen müssen. So schrägte ich nun die obere Kante ab. Variiert ruhig die Eindringtiefe in die Kante, das wirkt besser.
Solchermaßen aufgebrochen war der Rohling nun fertig für die Texturierung mit Drahtbürste und Universalstrukturierer. Das Aufreißen des Styrodurs mit der Bürste schafft nicht nur eine organischere Optik, sondern sorgt auch für eine größere Haftoberfläche für die Grundierungsmatsche. Ich bevorzuge es hier, die Einzelteile erst zu texturieren und erst dann zusammenzukleben, damit ich mit den Strukturierungswerkzeugen noch in jeden Winkel komme.
Dann klebte ich den Rohling auf die dreigeteilte Base. Achtet darauf, dass die drei Teile nicht press aneinander stoßen, sondern eine 1-2 mm große Lücke vorhanden ist. Auch die zweite Ebene wurde nun final festgeklebt, so dass sich interessante Winkel, Ecken und Flächen auf den Felsteilen ergeben werden.
Nun kommen wir zu dem Schritt, für den die Präzision des Stryrocutters unverzichtbar ist. Anhand der Lücke zwischen den Baseteilen schnitt ich nun den Rohling auseinander, und erzeugte so die drei modularen Einzelteile. Auf die noch leeren Flächen der Base klebte ich noch kleine Felsen, groß genug, um eine 30 mm Figur darauf abstellen zu können oder ihr Deckung zu bieten.
Die noch harten Innenkanten und die Kanten der Zusatzstücke schrägte ich nach der gleichen Methode in zwei Schritten ab und strukturiert auch diese. Auf den fertigen Rohling klebte ich noch Dekosteine verschiedener Größen auf, um die Flächen etwas interessanter zu machen und auch Einzelteile gestalterisch zu verbinden. Nachdem ich dies für den großen Felsen gemacht hatte, wurden die Zusatzstücke dann entsprechend an den jeweiligen Felsen angepasst.
Bemalung und Grundgestaltung
Zur Grundierung und Versiegelung kam wieder meine geliebte Grundierungsmatsche zum Einsatz. Um auch in jeden Winkel zu kommen, mischte ich sie nicht zu dick an, aber wieder bestand sie aus schwarzer, weißer und graubrauner Abtönfarbe, feinem Vogelsand, grober und feiner Acrylstrukturmasse (hatte ich noch über), Holzspachtel, etwas Wandspachtelmasse, Dekosteinsplittern und Holzleim. Als Farbe entschied ich mich für ein dunkles Felsgrau, ich mag keine Felsen, die zu schwarz wirken. Die eigentliche Base ließ ich dabei aus, abgesehen von den Stellen, die schon mit Dekosplittern gestaltet waren und felsig sein sollten.
Dann trug ich noch etwas Erdreich, passend zu meiner Platte auf. Dazu mischte ich den Rest der Felsgrundierung mit Abtönfarbe in braun und terracotta, gröberen Sandkastensand und Holzspachtel. Wenn die Färbung dabei zu hell wird, noch etwas schwarz nachgeben. Diese etwas zähere Paste trug ich nun dick überall dort auf der Base auf, wo sich Erdreich befinden sollte. Auch auf einigen Stellen auf dem Felsen tupfte ich sie großzügig auf. Achtet dabei auf einen nicht zu homogenen Auftrag, Erdreich ist nur selten eingeebnet und gewalzt.
Dann verdünnte ich diese Paste stark und tupfte sie vorsichtig auf alle Bodenkanten der Felsen und einigen Stellen auf, an denen Erdreich unter den Felsen erkennbar sein sollte oder sich Dreck angesammelt hat. Besonders waren dies die Stellen, an denen ich Felsgeröll aufgetragen hatte. Den Dreck auf Felsen sollte man auch mit Pigmenten darstellen können, ich wollte hier aber erstmal beim Erprobten bleiben. Später knickte ich dann aber doch ein.
Achtet wieder darauf, die Felsenübergänge aneinander und die Zusatzstücke an die jeweiligen Felsen gestalterisch anzupassen.
Danach kommen wir zur beliebtesten Maltechnik für Felsgestaltung und Grobmotoriker: Trockenbürsten. In drei Schritten bürstete ich immer heller werdendes grau über die Felsen. Je heller der Farbton, umso mehr solltet ihr drauf achten, dass die Farbe recht trocken ist, nur die erhabenen Stellen behandelt und ihr vor allem von schräg oben bürstet, um den Lichteinfall zu simulieren. Ich bürste dabei immer grob über kreuz von oben und nur die erste Schicht kreuz und quer. Ebenso wurde mit den helleren Tönen auch die Felsen im Erdreich auf dem Boden gebürstet.
Danach bürstete ich vorsichtig das Erdreich. Das Dunkelbraun des Grundtons hellte ich immer weiter mit Terracotta und Gelbocker auf, auf Weiß verzichtete ich aber, um den Farbton trotzdem satt zu halten und nicht zu stark zu entfärben. Die eingefärbten Stellen auf den Felsen, über die ich noch mal mit der Steinfarbe gebürstet hatte, ließ ich aus und tupfte höchstens einige Akzente nach.
Bewuchs und Endgestaltung
Danach wurde es Zeit, den Felsen auch mit Bewuchs zu verzieren. Ich wollte den Bewuchs nutzen, um die Kanten, an denen das Modell geteilt werden konnte, optisch zu verbinden und zuordenbar zu machen. Da aber auf den Steinflächen kein Platz für höheren Bewuchs war, konzentrierte ich mich erstmal auf die Steilkanten und die Base. Da dies kein Meisterstück, sondern nur eine Machbarkeitsstudie werden sollte, verzichtete ich darauf, die Pflanzen noch mal von unten braun und von oben grün zu nebeln und klebte sie einfach so an die Stücke, was dieses Mal nicht so gut klappte und eine lange Trocknungszeit verursachte. Also nutzte ich dann einen kleinen Trick, indem ich mit dem Bastelmesser sehr vorsichtig noch mal einen Schnitt in die Oberfläche setzte und dort die jeweilige Pflanze festgeklemmt verkleben konnte. Den Übergang würde ich dann mit dem Kleinbewuchs kaschieren.
Dann waren Flechten und Gras dran. Für die Flechten nutzte ich wieder Dekomoos, das vor allem an den Steilwänden angebracht wurde. Achtet darauf, dieses immer besonders großzügig festzukleben, ich nehme immer Holzleim, aber bei sorgfältigeren Bastlern sollte auch die Sekundenkleber+Holzleim-Kombo gut klappen.
Mit leicht unterschiedlichen Grasmischungen trug ich nun an den verschiedenen Stellen der Felsen lockeren Bewuchs auf. Zwei Spezialmischungen und meine allgemeine helle Grasmischung, welche ich auch auf Plattensegmenten benutze, reichen völlig aus. Achtete darauf, nur einige Klebepunkte mit Weißleim zu setzen, da der Felsen ja nicht deckend bewachsen sein soll. Ich selbst benutze gerne den weichen Grasstreuer von Noch, mit dem man das Gras regelrecht auf die Stellen pustet, andere schwören auf Siebe, Elektrostatik-Geräte oder reine Streuer. Auf dem Erdreich trug ich das Gras etwas großzügiger auf. Ganz zum Schluss spielte ich noch etwas mit Pigmenten, um ein paar Bereiche noch einzufärben und weiter optisch zu verbinden.
Meine Vorgehensweise zum Angleichen der Übergänge:
Hier kam mir mein stark iterativer Arbeitsstil entgegen. Auch wenn ich schon einen groben Plan hatte, welchen Flock, Dekomoos und Grasstreu ich wo einsetzen wollte, bin ich hier mit dem Fluss gegangen.
Nach der ersten groben Festlegung gestaltete ich eines der Zusatzteile aus. An dieses passte ich dann den passenden großen Felsen an. Dann legte ich die andere beiden Felsen an diesen an und glich diese dezent an. An die Felsen passte ich dann wieder die Zusatzteile an, die aber jeweils eigene Merkmale erhielten (Flechten, groben dunkelgrünen Flock und harte Flechtenkrümel). Das prüfte ich auf Stimmigkeit und wiederholte es ein paar Mal, parallel mit den Grasmischungen. Achtet darauf, die Hauptfelsen am Ende aneinander, die Zusatzfelsen aber an den jeweiligen Hauptfelsen anzupassen, um nicht vom Hundertsten ins Tausendste zu kommen.
Hier nun ein paar Details des Endergebnisses:
Was haltet ihr von der Vorgehensweise? Enthielt sie für euch einige nützliche Tipps oder würdet ihr an dieses Projekt anders herangehen? Ich freue mich auf eure Kommentare.