Turnierbericht Meuterei am Main 7

Wenn ihr diesen Artikel lest, kennt ihr vermutlich schon den ein oder anderen Turnierbericht über Freebooter’s Fate von mir. Danke für das anhaltende Interesse.
Für alle Neuleser: „Freebooter’s Fate ist kein Turniersystem – was noch lange kein Grund ist, nicht auf einem Turnier sehr viel Spaß zu haben!“ Wieder hatte es mich nach Aschaffenburg zum Asgard e.V. verschlagen. Wie das Turnier ablief, wie es mir dort erging und welche Entwicklungen im Meta ich wahrnahm, will ich euch hier berichten.

Ich muss mich aber auch gleich bei vielen Leuten entschuldigen. Den Bericht konnte ich aus privaten Gründen erst stark verspätet erstellen, mir kamen Beruf, Wohnungsumzug, Elternzeit und ein Malathon dazwischen. Einiger meiner Bilder waren zwischenzeitlich verloren gegangen und einige der Bilder waren im Turnierchaos nix geworden. Gerade die Armeebilder fehlen vollständig. Daher Danke für die Geduld, meine lieben Mitteilnehmer und Turnierorganisatoren.

Das Turnier im Allgemeinen

Meuterei am Main VII
18.06.2016, Asgard Aschaffenburg e.V., Jugendtreff Hockstrasse, Aschaffenburg

Nachdem ich leider die Meuterei am Main VI ausfallen lassen musste, wollte ich im Juni unbedingt wieder auf dieses Turnier. Dank der EM-Zeit und des hochsommerlichen Wetters füllte sich die Teilnehmerliste nur langsam, das Turnier blieb unter seiner Kapazität. Dafür war die Anmeldeliste umso hochklassiger. Aus den Top 12 der Freebooters NTR waren sechs Spieler anwesend, zwei weitere aus den Top25, dazu lauter Namen, die man entweder persönlich kannte oder von denen man schon Artikel aus dem Tapletop Insider zu Freebooters gelesen hatte. Die NationaleTurnierRangliste darf man nicht überinterpretieren, liefert sie doch eigentlich keine Information über die Spielstärke, sondern vor allem über Spielerfahrung, da man Punkte nur für gespielte Turniere dazu bekommt und für gutes Abschneiden einfach mehr erhält, aber keine Punkte durch Niederlagen verliert. Außerdem pushen die regionalen Spieler im Raum Unterfranken/Frankfurt sich gegenseitig, indem sie Turniere ausrichten und sich gegenseitig auf diesen besuchen. Trotzdem halte ich die Teilnehmerliste für die stärkste, die ich auf einem Freebooters-Turnier bisher gesehen habe.

Der Jugendtreff war so gut ausgestattet wie immer und da es nur zwölf Teilnehmer gab, hatten wir auch genügend Platz. Das Catering war gut und lecker, kam aber nicht ganz an Fleischkäse und Eintopf von der MaM 5 heran.

Bei den Spieltischen war ich bisher hohes Niveau gewohnt, das auch wieder gehalten wurde. Die Tische waren wieder wenig überraschend thematisch gestaltet.

Wieder gab es die südländische Siedlung, das Dschungelcamp mit den Ruinen, das abgewrackte Kanalviertel mit den 4Ground-Ruinen, ein düsteres Dorf, ein Ruinen- und Felsenfeld und wieder das Prunkstück, den Hafenpier mit dem Piratenschiff und den schönen 4Grounds-Highstreet-Gebäuden. Keine großen Überraschungen, wenn man ihren Geländefundus kennt, aber durch die geringe Zahl der Tische konnten sie wirklich ihre Perlen hervorzaubern. Was mir eher den Unterkiefer herunter klappen ließ, waren die einen oder anderen Gedöns-Geländestücke. Ich wusste, dass sie viel selbst bauen, aber als ich erfuhr, dass der Marktstand mit den Kürbissen eben nicht wie vermutet von TabletopWorld war, sondern die Kürbisse selbst geknetet waren, war ich kurz fassungslos. Auch dieses Theaterplakat lies mein Goblinherz höher schlagen:

Die Gobbolutión ist einfach nicht aufzuhalten!

Wieder wurden drei Runden im Schweizer System mit gut durchgetesteten Szenarien gespielt, die schon von vergangenen Turnieren bekannt, aber neu kombiniert waren. Auf diese gehe ich im späteren Verlauf näher ein. Ebenso kam wieder der von mir so geschätzte Nebenmissionspool zum Einsatz,  aus dem man jede Partie zwei aus sieben wählen durfte, aber bis auf eine im Turnier alle spielen musste. Die Zeitlimits waren wieder gut und großzügig gesetzt, gerade in der letzten Runde waren wir eigentlich alle sehr schnell fertig. Bis auf eine bemerkenswerte Ausnahme: Das Quasi-Finale zwischen Martin „zerwas“ Stechers Imperialer Armada und Hannes „der_Feind“ Gehrigs Kult.

Ich weiß nicht, ob das an der Loa-Anrufung lag (ich empfinde die immer als ganz fix, aber viele sehe das ja anders), am vorsichtigen Abtasten und Taktieren, oder dass Martin in dieser Partie eine Arkebusen-lastige Liste spielte, denn ich schaffte es leider nicht, dieser Partie zu folgen. Schön war aber zu sehen, dass tatsächlich die hübschen Gebäude auch von innen bespielt wurden, so dass auch die Häuserkampfqualitäten von Freebooters genutzt werden konnten.

Am Ende des Tages durfte sich dann Hannes den Siegertitel einstreichen und damit als erster seine Auswahl unter den Siegestrophähen treffen, vor den Zweit- und Drittplazierten Clemens „Huscho“ Hugo und Christoph „beatle“ Aulbach. Der Preis für die bestbemalte Armee ging wieder an Daniel „Tekkle“ Boenkes Goblins. Ich habe schon erwähnt, dass die Gobbolutión immer weiter rollt?

Wieder war es ein sehr gelungenes und entspanntes Turnier in lockerer Atmosphäre unter Bekannten. Ein besonderer Dank geht an die Orga, meine Mitfotografin/Ehefrau Feli fürs Bilder machen und der Orga Thomas „Dranack“ Glas fürs zeitweilige Betreuen von Feli und unseren Mädels. Das nächste Turnier kommt bestimmt und ich werde versuchen, es mir einzurichten.

Louies Weg auf dem Turnier

Der liebe Turnierorganisator und Regelschiedsrichter Florian „Nirnaeth“ Väth sagte mal auf einem anderen Turnier unbedacht in den Raum: „…Goblins sind aber auch eine dankbare Mannschaft…“ Herausforderung akzeptiert. Nachdem ich sah, dass es genug Goblinmannschaften geben würde, um die Gobbolutión voranzubringen, entschied ich mich kurzerhand für die Bruderschaft. Ich wollte schon immer mehr Bruderschaftsmodelle malen, da mein Bemalstandard inzwischen gewachsen war und es einen tollen Vorwand bot, endlich mal Modelle nachzukaufen. Dass ich diese natürlich wieder erst am Vorabend des Turniers alle fertig gestellt und lackiert hatte, dürfte wohl niemanden wundern.

Ich entschied mich für folgende Mannschaftslisten:

1. Liste „Karneval der Massen“

Meisterharlekina
2 x Conscritti
Battitore
Spada
Adombra
Fith’Aarch
Colpo di Mano

Keine Frage, ich wollte unbedingt die Meisterharkelina spielen und dazu möglichst viel Gefolge mitnehmen. Beim Hin- und Herschieben der Heuer gelang es mir aber nicht, noch eine Harlekina unterzubringen, so dass ich auch nicht vor der Frage stand, ob ich sie als Ehrengarde spielen würde. Die Conscrittis waren gesetzt, um günstiges Gefolge für Laufarbeiten, Gegenangriffe und Unterstützung zu haben. Die Spada hatte ich dabei, um die Elite-Meuchler auf den Spezialistenplätzen zu entlasten und mehr indirekte Reichweite durch die Hinterhältigen Angriffe zu erzeugen. Der Battitore passte einfach noch gut rein. Ich bin kein großer Fan der Battitores, aber sie sind solide, stark und zäh, auch wenn ich immer um ihre Moral fürchte.
Als Spezialisten heuerte ich zuerst Adombra an. Es gibt zwar mit Buscar einen etwas besseren Fernkampfsöldner, der für die Bruderschaft verfügbar ist, aber er ist eben ein wenig teurer, Adombra bringt noch das Gift mit und ist im Nahkampf solide. Ich empfinde sie als unterschätzt und daher soll sie sich beweisen. Fith’Aarch kam mit, um mehr Mobilität ins Spiel zu bringen. Nach wie vor ist er als Wantenläufer das schnellste Modell im Spiel und mit vergifteten Wurfmessern sollte er Szenarienziele sichern können und den Gegner nerven. Colpo di Mano kam zum einen mit, da er etwas günstiger als ein Elite-Meuchler ist und mit seiner Rauchbombe ein paar nette Gimmicks beherrscht. Er hat zwar keine Blitzreflexe, sollte aber die anderen Modelle vor Beschuss schützen können.

2.       Liste “Assassinen-Trickkiste”

Meisterassassine
Battitore
Harlekina
Spada
Bonaccia + Ferracerowaffe
Piccina + Kletterhaken
Eitu + Spucknapf des schwarzen Schwans

Meine zweite Liste sollte meine absolute B-Liste werden, die ganz unter der Frage stand: Was tue ich, wenn ich gegen eine Sansâme-Horde mit einem Sangue-Mystiker antreten muss (das Trauma sitzt tief, auch wenn es da um Goblins ging) Also besann ich mich auf die Qualitäten der Bruderschaft, ungewöhnliche Angriffswinkel zu generieren und fiese Nahkämpfer einzusetzen. Damit war der Meisterassassine schon gesetzt. Schattenlauf ist zwar immer situativer und geländeabhängiger als Hinterhältiger Angriff, aber a) wollte ich ja lieber fiese Winkel b) würde ich ja den Tisch und seine Geländeverteilung sehen bevor ich meine Liste wählen muss und c) habe ich nur diese zwei Anführermodelle. Es darf elitärer sein? Also gut, Spada für Hinterhältige Angriffe und eine mobile Harlekina sind gesetzt, keine Conscritti, der Battitore passt gut. Hätte ich noch mehr Modelle untergebracht, hätte ich auch Conscrittis genommen, aber hier sah ich die Modellanzahl eher nachrangig.
Gegen Mystiker kennt die Bruderschaft ein Mittel: Ferracerowaffen. Die gab ich dann meinem gefährlichsten Nahkampfmodell: Bonaccia. Gute Waffenstärke, Hinterhältiger Angriff, Fechtmeister und Blitzreflexe plus einen Schadens-Bonus gegen Mystiker und Gerittene – die Loas können ruhig kommen. Selbst wenn sie damit eine Zielscheibe auf dem Bauch hat, beschäftigt sie den Gegner, während der Rest sich in Stellung bringt. Eitu wollte ich für eine Synergie zwischen seinem tragbaren Hindernis und dem Meisterassassinen nutzen. Auch wenn bestimmt schon vorher etliche Spieler auf diese Idee gekommen sind, verrate ich sie erst, wenn ich sie einsetze. Außerdem ist der Söldner auch ein brauchbarer Nahkämpfer, der ebenso viel Schaden wie Bonaccia und der Meisterassassine macht. Der Angsthase benötigt nur unbedingt den Spucknapf, damit er furchtlos wird und seine Moraltests besteht. Um beim Thema der Gadget-Trickkiste zu bleiben, nahm ich noch Piccina mit, die mit ihrer Riesenarmbrust eine schöne Todeszone generieren kann. Damit sie in eine gute Übersichtsposition kommt, bekam sie noch den Kletterhaken.

Leider war mein spezielles Bruderschaftsgeländestück nicht mehr fertig geworden, also behalf ich mich mit einem Felsen – das muss als erhöhte Position und Sichtlinienblocker reichen.
Fatalerweise war ich mit der Bruderschaft vorher nicht zum Üben gekommen, sie wurde ja auch erst am Vortag fertig. Aber ich kenne Freebooters gut genug, habe gegen Newbies mit der Bruderschaft gewonnen und etwas Selbstvertrauen schadet nie.

1.      Partie: Dodojagd am Hafen gegen Florian „El-Barto“ Boenkes Amazonen

Ich liebe die Dodojagd! Dodos erjagen, einsammeln und chaotische Fluchtbewegungen, wenn es knallt. Ich bekam in der ersten Partie auch noch einen eher unerfahrenen Spieler auf einer Stadtplatte zugelost. Allerdings spielte er Amazonen, und wenn es eine Mannschaft gibt, welche die Dodojagd beherrscht, dann sind es Amazonen, denn sie sind schnell und haben viele leichte Fernkampfwaffen, die man nicht nachladen muss.
Seine gewählte Liste war:

Yolcameh
2 Tempelwächterinnen
Matqueh
Totol
Tapayaxin
Nenetzin

Drei Fernkämpferinnen, die nicht nachladen müssen, zwei zähe Nahkampfmonster und zwei defensive Blocker. Das kann ja spaßig werden. Florian entschied sich für den „Ehrenkodex“, so dass Totol niemanden in den Rücken schießen durfte und „O Käptn, mein Käptn“, so dass Yolcameh überleben musste. Wie von vorne herein geplant, wählte ich meine erste Liste. Ich fasste gleich den Plan, erst gar nicht die Dodos zu jagen, sondern lieber den Dodojägern aufzulauern und ihnen die Dodos und Ru(h)mpunkte abzunehmen. Dementsprechend wählte ich die Nebenmissionen „Wanderer“, so dass der mobile Fith’Aarch alle Spielfeldviertel betreten musste und „Mehr Ru(h)m“, so dass ich mehr Ru(h)mpunkte durch ausgeschaltete Modelle als mein Gegner erreichen musste. Nachdem wir beide unser Sondergelände platziert und die Dodos verteilt hatten, durfte Florian sich das Viertel mit der tendenziell höheren Dododichte aussuchen.

Umgekehrt gab mir das die Gelegenheit, in der Deckung des Schiffes und der Häuser vorzurücken. Die  ersten beiden Runden waren vom taktischen Vorrücken geprägt, wobei die Amazonen die ersten Dodos erlegten und in ihrem Wald ein Beschusszentrum mit ihren drei Fernkämpferinnen errichteten, die alle von Dschungelkrieger profitieren. Ansonsten rückten sie recht kompakt vor, nur eine Tempelwächterin blieb auf ihrer linken Flanke. Adombra und die Spada rückten auch in diese Richtung vor, während der Rest sich mittig in Richtung der Dodomutter bewegte.

Dann begann die Phase, welche ich immer gerne als „Dodotreiben“ bezeichne. Taktisch werden Dodos angegriffen, um weitere Dodos tendenziell vom Gegner wegzubewegen. Dabei übersieht man immer irgendwann einen Dodo, der sich bei der Fluchtbewegung das Genick bricht und damit eine weitere Flucht und Kettenreaktion auslöst. Tendenziell kann ich das ganz gut, aber die Amazonen konnten das durch die höhere Reichweite ihrer Bögen und Blasrohre einfach besser. Dennoch standen danach einige Dodos neutral oder günstiger für mich, allerdings hatte eine Tempelwächterin schon zwei Dodos aufsammeln können und positionierte sich im Zentrum. Zusätzlich setzte Totol mir mit zwei Bogenschüssen pro Runde zu, ich hatte ganz vergessen, wie gefährlich zwei Fernkampfangriffe durch ein Modell sein können. Also wurde es Zeit, in die Trickkiste zu greifen.

Colpo die Mano warf seine Rauchbombe vor den Wald und blockierte damit den Fernkämpferinnen die Sicht aufs Zentrum. In dem so geschaffenen schwierigen Gelände saßen auch die Tempelwächterin und Nenezin fest, dank Waldläufer kümmert sie das aber nicht, außer dass sie eben nix sehen. Es wurde auch Zeit, dass die Meisterharlekina erscheint. Drei Ziele boten sich an, die Matqueh in bester Sturmangriffsreichweite von Yolcameh, die flankierende Tempelwächterin, welche ein paar Dodos bedrohte und eben die Tempelwächterin bei Nenezin.

Einfache, aber riskante Entscheidung. Die Tempelwächterin enttarnte sich als Meisterharlekina, ließ die Dodos fallen und warf erstmal Nenezin um. Die Rauchwolke und der Nahkampf sollten sie vor Totol und Tapayaxin schützen, aber Yolcameh würde bald anrücken und Nenezin haut eben zu wie eine wütende Gorillatotemkriegerin. Dank ihrer Heißblütig-Sonderregel und etwas Glück verprügelte sie sogar schwer verletzt noch die Meisterharlekina ziemlich. Also trat diese den Rückzug an und schnappte sich noch die toten Dodos. Yolcameh näherte sich ihr schon und dank eines Pfeils von Tapayaxin war sie schon empfindlich getroffen, so dass ich sie aus der Schusslinie halten musste. In der Zwischenzeit hatte Colpo di Mano der Dodomutter hinterhältig den Hals durchgeschnitten, versteckte sich aber vor der anrückenden Amazonenhorde. Totol positionierte sich neu und erschoss Fith’Aarch, aber meine beiden Conscritti waren auf der offenen Flanke durchgebrochen und sammelten Dodos, wo ihnen nur die eine Matqueh gegenüberstand. Mein Battitore war in meinem Rückraum damit beschäftigt, Dodos totzuschlagen oder aufzusammeln.

So schnell hatten sich das Blatt und die Planung gedreht, anstatt die Amazonen die Dodos jagen zu lassen, jagten sie jetzt mich, während ich nun doch Dodos sammelte. Der Meisterharlekina wurden alle Dodos überreicht und sie zog sich weiter zurück, während an der Häuserecke Adombra die Amazonen beharkte und meine Hinterhältigen Meuchler sich in Angriffsposition brachten. Die Spada schaffte es nicht, Nenezin auszuschalten, im folgenden Handgemenge, in das noch Colpo di Mano und auch Adombra im Nahkampf eingriffen, konnte ich Nenezin und eine Tempelwächterin ausschalten, musste mich aber vor Yolcameh zurückziehen…
Einen meiner Concrittis tauschte ich noch gegen die Matqueh ab, da ich so allerdings einen Dodo verlor, hatte sich die Aktion nicht rentiert.

Ich hatte zwar mehr verletzte Modelle, aber auch mehr gesammelte Dodos, daher endete die Partie 8:6 für mich. Da ich zu viele verletzte Modelle hatte und Fith’Aarch schnell von Totol ausgeschaltet worden war, hatte ich keine Punkte aus den Nebenmissionen, Florian hingegen alle beide, so dass die Partie dann 8:8 endete.

Fazit 1. Partie

In meinem Lieblingsszenario gegen Amazonen antreten zu dürfen, war natürlich etwas Pech, dafür lief es aber ganz gut. Ich machte etliche unnötige Fehler, wie den Tausch Concritti+Dodo gegen Matqueh und verlor Fith’Aarch durch schlechte Positionierung. Auch gelang es mir nicht, einige Modelle richtig ins Spiel zu bringen, meinen Battitore brachte ich außer gegen Dodos nicht zum Einsatz und einen Schwerpunkt für einen Angriff auf die Amazonen bildete ich nicht. Dafür konnte ich meine Gimmicks ganz gut ausspielen, die Rauchwolke löste sich erst in der letzten Runde auf und die Taktik mit Hinterhältigen Angriffen zuzuschlagen und sich notfalls wieder zurückzuziehen, klappte in dem Handgemenge gegen Yolcameh und Nenezin recht gut. Die Planänderung, statt aggressiv auf Angriff dann doch wieder voll auf Szenario zu spielen, war dann der Spielsituation geschuldet, da ich vor Nenezin und der angerückten Yolcameh doch viel Respekt hatte. Dieser Taktikwechsel kostete mich zwei Nebenmissionspunkte, die ich aber auch nur mit 200 Ru(h)mpunkten mehr an Differenz hätte herausholen können. Leider ergab sich keine Gelegenheit zur getarnten Tapayaxin durchzubrechen und sie zu binden und gerade Totol blieb eine stetige Gefahr in meinem Rückraum. Am besten bewährt hatten sich meine Conscritti und vor allem Adombra, die ihre Qualitäten in Nah- und Fernkampf beweisen konnte.
Ein gemischter Turnierauftakt, aber nun fühlte ich mich aufgewärmt.

2. Partie „Die Heilpflanze“ in den Felsruinen gegen Clemens „Huscho“ Hugos Piraten

Revanche! Clemens hatte mich mit etwas Glück in einer äußerst unterhaltsamen Partie auf dem „1. Frankfurter Rumgebembel“ von der Platte gefegt, nun war es Zeit, diese Kerbe auszumerzen. „Die Heilpflanze“ war ein äußerst spezielles Szenario, bei der man die Sporen seltsamer Pflanzen sammeln musste, von denen aber zu bestimmten Zeitpunkten ein Exemplar explodierte. Das war immer das Exemplar, in dessen Umkreis sich die meisten Heuerkosten in Ru(h)mpunkten befanden, gegen Ende des Spiels mussten dann die drei verbliebenen Pflanzenzonen dominiert werden. Für mich eine sehr schwierige Entscheidung. Mit meiner 1. Liste konnte ich mich leichter verteilen, mit meiner 2. Liste unter Umständen besser Schwerpunkte bilden. Das Hauptproblem war aber ein Modell, das Clemens evt. aufstellen würde: El Grandulon.

Auch wenn ich teure Spezialisten und Anführer hatte, kam keiner in den Heuerkosten auch nur nahe an ihn heran. Er würde also sehr leicht Zonen dominieren und wäre relativ unbeeindruckt von explodierenden Pilzen. Ich hatte an der 1. Liste mehr gefeilt, also würde es diese werden.

Clemens spielte

Barco Malcaduco
Seefrau
Cuchillo
Piedro, der Wirt
Krud
El Grandulon

Also hier keine Überraschung, aber ein kleiner Schock, dass er turnierlegal nur zwei Gefolgemodelle spielte. Barco halte ich persönlich für ein wenig überschätzt, aber in der Kombination mit Krud und El Grandulons kritischem Effekt, konnte er sehr gut niederwerfen, dank zweier Bombarden dies auch auf Entfernung und hatte noch diverse starke Nahkämpfer in der Mannschaft. Ich musste mich also auf meine überlegene Geschwindigkeit, Flexibilität und indirekte Angriffsreichweite konzentrieren. El Grandulon wollte ich entweder soweit wie möglich ignorieren, oder, wenn ich die Gelegenheit erhalten sollte, durch einen Gruppenangriff niederringen – ich hatte ja zwei Modelle mehr. Als Nebenmission spielte Clemens auch einen „Ehrenkodex“ auf Barco und „Neue Freunde“ auf Piedro, so dass dieser mit drei meiner Modelle in Kontakt kommen musste. Ich entschied mich für einen „Ehrenkodex“ für Adombra und „Pechvogel“, so dass meine Modelle insgesamt vier kritische Treffer erhalten mussten – gegen El Grandulon und mit evt. wehrlosen, weil niedergeworfenen Modellen eine gute aber pessimistische Wahl.

Nachdem wir die stilecht-klischeehaften Sporenpilze verteilt und ich meinen Felsen aufgestellt hatte, verteilten wir unsere auf die beiden schräg gegenüberliegenden Aufstellungszonen. Ich lerne diese geteilte Aufstellung langsam wirklich schätzen, da sie einfach sehr interessante Ausgangspositionen schafft und eben nicht auf eine stures „Aufeinander-zu-bis-Fernwaffen-in-Reichweite“ hinausläuft.

Meine hinterhältigen Nahkämpfer platzierte ich in der potentiellen Deckung der Felsgruppen, meine Fernkämpfer mit Zugriff auf die Ruinen. El Grandulon zielte alleine auf einen Pilz in einer Ruine, während der Rest der Piratenmannschaft sich über die ganze Breite der Ecke auffächerte, mit den Bombardenfernkämpfern in Richtung meiner Fernkämpfer ausgerichtet.

Die erste Runde war allgemeines Vorrücken, bei dem wir unsere Modelle in bessere Position brachten und El Grandulon stur auf den Pilz zu stapfte. In der zweiten Runde würde einer explodieren und gepunktet werden. Clemens bewegte seine Seefrau zu meinen Nahkämpfern, so dass ich nicht widerstehen konnte, den Hinterhältigen Angriff mit Colpo di Mano und der Spada zu wagen, was auch die Seefrau zur Flucht trieb. Allerdings stampfte El Grandulon weiterhin stur an dem Pilz vorbei. Das machte mich stutzig, denn Clemens ist kein Spieler, der einen so einfachen Fehler machen würde. Andererseits ist es genauso gefährlich, einen Mitspieler zu überschätzen, wie ihn zu unterschätzen. Dadurch war der Pilz inmitten meiner Bruderschaftstruppe reif, explodierte, machte sehr geringen Schaden und sicherte mir 100 Ru(h)mpunkte. So konnte es weitergehen.

An der anderen Flanke taktierten wir vorsichtig. Beide hatten wir Deckung durch Ruinen und Wälder. Barco und Krud hatten zwar mit ihren Bombarden mehr Reichweite und Feuerkraft, Adombra und Fith’Aarch aber bessere Deckung, Verbergen, mehr Mobilität und Kadenz und ich hatte sie schon hinter den Wald gebracht. Meine Concritti und Krud standen abwartend da, da er nicht auf ein Modell in Deckung feuern wollte, ich jedoch nicht in die Schussbahn einer Bombarde laufen wollte. Auch in der nächsten Runde standen die Modelle noch abwartend da. Es wurde Zeit, dieses Patt zu durchbrechen. Also erschien die Meisterhalekina, ersetzte den Cuchillo und begann Wurfmesser zu werfen. Meine Concritti lief und Fith’Aarch umrundete den Wald, um die Piraten mit Wurfmessern zu spicken.

Das brachte ihn dann aber in Angriffsreichweite von El Gandulon, der ihn auch prompt anstürmte und sehr übel zurichtete. Meine Conscritti verwundete Barco, wurde dann aber vom zurückkehrenden Cuchillo in die Zange genommen und musste fliehen, konnte sich aber im Rücken von Krud positionieren.

Der Sturmangriff von Piedro besiegelte dann Fith’Aarchs Schicksal, aber wieder war ein weiterer Pilz reif geworden. Der fliehenden Seefrau setzten weder die Spada noch Colpo di Mano nach, die sich wieder in Richtung Zentrum und Pilze bewegten. Allerdings zog ich dieses Mal etwas höher und die Sporenexplosion richtet etwas Schaden an den umgebenden Modellen an. Damit erhöhte ich auf 200 Ru(h)mpunkte und war mir sicher, dass Clemens mich im direkten Angriff schlagen wollte.

Auch wenn die Concritti sich an den Rückzug machte, hatte ich Krud und Barco deutlichen Schaden gemacht, seine Piratin floh weiter, außerhalb jeglicher Befehlsreichweite. Ich musste nur noch Piedro in den Griff bekommen, der auch meine Meisterharlekina aufs Korn nahm, und dann würde ich schauen, wie ich dem Dicken beikomme. El Grandulon nahm sich meinen anschleichenden Battitore zur Brust, bevor der ihm in den Rücken fallen konnte und warf ihn mit einem kritischen Treffer durch die Gegend, den der zähe Battitore aber auch überlebte. Der nutzte gleich die Chance, den nächsten Pilz zu sichern, zog aber eine hohe Karte und wurde durch die Pilzexplosion ausgeschaltet. 300 Ru(h)mpunkte für mich, es könnte schlechter laufen. Ab da begann aber das Trauerspiel, da ich unnötige Fehler machte und Clemens‘ Plan aufging. Adombra und Colpo di Mano konnten zwar noch Barco und Krud ausschalten, bei Piedro gelang mir das aber mit der Spada und dem Conscritti nicht. So etwas riskant bis leichtsinnig in Basekontakt abgestellt fielen sie schnell unter seinen beiden Rundumschlägen. Colpo di Mano stellte ich nach Kruds Ausscheiden völlig hirnrissig und unnötig im Nahkampf mit dem Cuchillo ab, obwohl der noch nicht aktiviert hatte. Die fliehende Piratin kam auch zurück. Gerade als Goblinspieler sollte ich wissen, dass wenn man nur häufig genug ziehen darf, sich auch angeschlagene Modelle mit niedriger Moral wieder sammeln. Nur Adombra teilte konstant mit ihrer Armbrust aus, bis eben El Grandulon bei ihr vorbei schaute.

Ich verfügte also noch über eine etwas angeschlagene Meisterharlekina, er über einen ausgeruhten El Grandulon und drei angeschlagene Piraten. Würde er meine Meisterharlekina ausschalten, würde die Partie direkt enden, andererseits konnte er nun jede Runde die verbleibenden Pilze dominieren und jeweils 75 Ru(h)mpunkte gewinnen. Im Wesentlichen versuchte ich also mein Modell noch zu Pilzen zu bringen und Schaden zu machen, während er mir auswich und selbst Pilze besetzte. Dementsprechend sammelte er nun Ru(h)mpunkte und zog weit an mir vorbei. Die Partie endete so 3:11 zu seinen Gunsten, da wir beide aber unsere Nebenmissionen schafften, wurde 5:13 gewertet.

Fazit 2. Partie

Na, was soll man da sagen? Ich bin Clemens ins offene Messer gelaufen bzw. hatte das Szenario nicht korrekt durchdacht, da man aus den gefährlichen ersten drei Pilzen nur 300 Ru(h)mpunkte gewinnen konnte, in den letzten drei Runden aber pro Runde durch die Pilzzonen 225 Ru(h)mpunkte zu verdienen waren. Definitiv ein Szenario, das man zweimal spielen muss, auch wenn ich das durch Nachdenken und Trainieren hätte ausgleichen können. El Grandulon war für das Szenario gemacht, Clemens konnte mich erfolgreich in eine Abnutzungsschlacht zwingen und meine Aktionen mit Piedro und Colpo di Mano waren einfach dämlich. Fith’Aarch hatte wieder enttäuscht, den Battitore hatte ich kaum zum Einsatz bringen können. Nur Adombra bewährte sich wieder und auch meine Meisterharlekina überlebte.

Die Partie war trotzdem extrem unterhaltsam und spannend, vor allem als ich in den ersten paar Zügen sehr verwirrt war, dass Clemens nicht die Taktik spielte, welche ich erwartet hatte und als wir uns an der Ruine und der Feldgruppe gegenseitig belauerten und versuchten, uns auszukontern. Auch das Szenario gefielt mir gut, da es endlich mal den Aspekt der Zonenkontrolle ins Spiel brachte, so dass es nun auch wichtig war, nicht nur viele Aktionen zu haben, sondern auch Schwerpunkte zu bilden. Gerade in dieser Partie fielen mir beim Zusammenschreiben noch viele Fehler und Nuancen auf, die ich im Gefecht gar nicht bemerkt hatte. Also lieber besser immer noch mal durchatmen, um mit kühlem Kopf die Partie zu lesen. Auch wenn es gerade sehr spaßig ist und Clemens seine Bierschulden beglich.

3.      Partie: Flaggenhissen gegen Denis „Baumling“ Kurts Piraten in dem düsteren Dorf

Auch dieses Mal ging es mit Denis gegen einen erfahrenen Spieler, dem ich schon mal in diesem Szenario, mit leicht anderem Reglement, gegenübergestanden war. Mit seinen Piraten spielte er auch die Mannschaft, mit welcher er meistens auf den Turnieren zu sehen ist. Trotz den vielen Häusern wollte ich wieder die Meisterharlekina spielen, einfach um mehr Aktivierungen und Optionen zu haben, Denis hingegen wählte eine unorthodoxe Liste:

Kapitän Rosso
2 Seeleute
1 Tiadoro
2 Piraten
1 Matelot
2 Cuchillos

Das brach mit einigen üblichen Paradigmen der Freebooter-Spieler, aber hieb genau in die Kerbe, die ich immer forderte: Viel Gefolge! Unsere beiden Heuerlisten brachten uns gegenseitig zum Schlucken. Er musste damit rechnen, dass meine Meisterharlekina sich als beinah jedes Modell ausgeben konnte, ich hingegen musste ausgerechnet bei Piraten gegen viele Aktivierungen antreten und konnte mein geplantes Nebenziel „Klare Überlegenheit“ mangels gegnerischer Spezialisten nicht wählen. Notgedrungen entschied ich mich für „Neue Freunde“ auf meiner Meisterharlekina, da diese hoffentlich mit drei Gegnern in Basekontakt kommen würde und „O Käptn, mein Käptn“, so dass sie das auch noch überleben musste. Denis wählte „Mehr Ru(h)m“, wollte mich also auch im Kampf schlagen und eine weitere Nebenmission, die ich leider nicht mehr in meinen Unterlagen finde.

Seine Modelle platzierte er sehr weit verteilt über die Tischbreite, aber jeweils in quasi- Dreiergruppen, mit Tiadoro, Piraten und Rosso in der Mitte, seiner Seefrau, Cuchillo und der Piratin auf seiner linken Flanke und in Deckung hinter dem großen Haus noch den Matelot, einen Cuchillo und seinen Seemann. Ich konnte mit Adombra die Hausruine mit offenem Schussfeld besetzen und hier gleich eine Flagge bewachen, ihr Vorfeld wurde von einem Concritti und dem Battitore gedeckt. Meine Modelle brachte ich hinter den Häusern in Deckung, allerdings besaß Denis eine bessere Schussposition auf die zentrale Flagge. Meine Nahkämpfer rückten vor, Adombra nahm eine gute Position ein, meine hinterhältigen Angreifer standen an den Hausecken bereit. Denis hingegen rückte vor in Deckung, blieb brav aus meiner Reichweite heraus und ließ seine Modelle abwarten. Nur an der zentralen Flagge setzte er mich schnell mit einem Piraten unter Druck, der auf Rossos Befehl hin auch die Piratenflagge hisste. Um weiter vorwärts zu kommen, müsste ich nun also durch den Feuersturm der Piraten laufen.

Ach wie gut, dass ich mit Fith’Aarch einen agilen Spezialisten mit Wurfmessern und Verbergen hatte, der nun die Piraten auf meiner rechten Flanke aus der Deckung der Hausecke heraus mit Wurfmessern beharken konnte. Leider scheiterte er damit, nennenswerten Schaden zu machen, umgekehrt steckte er zu viel von Cuchillo und der Piratin ein. Einen Piraten an der wertvollen zentralen Flagge konnte ich nicht dulden, allerdings befand er sich in der Todeszone von Rossos Feuersturm und der kurzen Reichweite von Tiadoros Muskete. Adombra schwächte ihn etwas, dann warf Colpo di Mano erstmal seine Rauchbombe und die Spada setzte zum Hinterhältigen Angriff an – leider ohne nennenswerten Erfolg. Im Gegenzug wurde sie dann vom Piraten  und Rosso erschlagen. Die Abnutzung sah nicht gut für mich aus, auch wenn Adombra die vorgerückten Teile von Denis‘ Mannschaft beschießen konnte. In der dritten Runde entschied ich mich dann, meine Meisterharlekina auf meiner linken Flanke erscheinen zu lassen, da hier weniger abwartende Piraten lauerten. Denis war sichtlich erleichtert, dass die Spannung sich nun entladen konnte. Durch seine geschickte Positionierung konnte ich nicht meinen Rundumschlag nutzen, mich aber im Rückenbereich positionieren und giftige Wurfmesser einsetzen. Dennoch wurde sie im Laufe der Runden von dem nun aus der Aufstellungszone heranrückenden Gefolge niedergekämpft und meine Conscritti aufgerieben, auch wenn ich noch einige Modelle abtauschen konnte.

Nachdem nun die Abnutzung durch den frühen Schaden komplett gegen mich stand, starteten Colpo di Mano und dann auch Adombra einen Angriff auf Denis‘ Zentrum, um evt. noch Rosso mitzunehmen. Zuerst machte ich guten Schaden, aber Rosso ist ein zäher Hund und am Ende gelang es Denis, meine Angriffskarten zielsicher vorherzusagen. Meine rechte Flanke war aufgerollt, er beendete die Partie durch das Ausschalten von Adombra als mein letztes Modell. Er hatte sich alle Fahnen, außer meiner linken, geholt, der Sieg war mit 1:13 klar seiner, obwohl ich ordentlichen Schaden gemacht hatte. Da er beide Nebenmissonen geschafft hatte, ich mit meiner Meisterharlekina aber im Kessel seines Gefolges untergegangen war, und so noch einen Punkt holte, wurde meine letzte Partie 2:15 gewertet.

Fazit Partie 3
Was soll man sagen, Denis hat mich nach allen Regeln der Kunst auf strategischer und taktischer Ebene geschlagen. Seine Heuerliste hat er geschickt durch Abwarten genutzt, wahrscheinlich hätte ich wesentlich defensiver und vorsichtiger spielen müssen und die ankommenden Piraten häppchenweise abarbeiten müssen, statt mich durch seinen Druck aufs Szenario zu einem Gegenschlag genötigt zu fühlen. Denis hatte sich gut auf die Ankunft meiner Meisterharlekina vorbereitet, er freute sich auch, dass ich sie so „früh“ in der dritten Runde schon brachte, als er noch nahe seiner Aufstellungszone war. Hier hätte ich wohl das Risiko einer Ankunft in Runde fünf auf mich nehmen sollen. Besonders ärgerlich, aber unterhaltsam waren natürlich seine Blockerfolge beim Kartenduell in der Schlussphase, denn eigentlich ist dies eine Fähigkeit, die ich recht gut beherrsche. Ob dies kaltblütiges Können oder einfaches Glück seinerseits war, ist nun auch egal.
Ein großes Lob an Denis als Gegenspieler, der routiniert über einige kleine Unregelmäßigkeiten in meinem Spiel hinwegsah und mir vor allem einem bösen unerlaubten Aktivierungsfehler in Runde drei nachsah und professionell korrigierte. Für mich war es faszinierend zu sehen, wie der manchmal etwas exzentrisch auftretende Denis am Spieltisch zu einem kühlen, ruhigen Taktiker wird, um dann nach den Partien wieder grinsend aufzutauen. Den eher zähen Spielverlauf schiebe ich mal auf unsere Erschöpfung, denn nach der Partie fühlten wir uns beide offenbar gut unterhalten.

Fazit

Eine sehr knapp gewonnene, aber unentschieden gewertete Partie, zwei klare Niederlagen, viel eingesteckter Schaden, eine nahezu und eine vollständige Auslöschung – so gewinnt man keine Turniere. So kommt man aber auf den letzten Platz, wenn auch nur mit zwei bis drei Punkten Rückstand auf die nächsten Plätze. Was ist schief gelaufen? Neben der reinen Summe an Fehlern hatte dies dieses Mal vor allem drei Gründe:

  • Meine hemdsärmelige Herangehensweise an die Szenarien
    Nach dem Prinzip: „Ich spiele das Spiel doch schon beinahe fünf Jahre, was soll mich noch schrecken“ hatte ich viele Szenarien nicht richtig durchdacht oder teilweise falsch geplant. Aber die Turniercommunity schläft nicht und entwickelt sich weiter. Gerade das Szenario zwei „Das Heilmittel“ warf viele angenommene Paradigmen einfach über Bord und bedurfte Erfahrung oder sauberes Durchdenken. Ganz allgemein war ich hinterher immer schlauer als vor der Partie.
  • Mangelndes Training und Routine
    Gerade so ein kapitaler Bock wie im zweiten Szenario wäre mir nicht passiert, wenn ich dieses Szenario schon einmal gespielt hätte. Auch machte ich viele kleine Stellungsfehler und traf dumme Entscheidungen, die ich eigentlich besser wissen sollte.
  • Die Bruderschaft
    Die Bruderschaft ist eine undankbare Mannschaft, da machte ich mir keine Illusionen, aber man darf sie nicht einfach spielen wie Piraten oder Goblins und sollte ihre Mechanismen besser kennen und einüben – siehe Training. Meine Geländestücke empfand ich meistens als nicht ideal abgestellt, was aber auch an der eigentlich großartigen Geländedichte lag – da sollte man mit der Bruderschaft mehr herausholen können. Auch nutzte ich teilweise meine Mobilität nicht richtig und hätte viel mehr Routine mit der Meisterharlekina benötigt. Generell muss ich mit der Bruderschaft noch lernen, besser abzuwarten und dann härter zuzuschlagen, gerade Fith’Aarch verschenkte ich immer im offenen Gelände.

 

Den wichtigsten Punkt habe ich aber noch nicht erwähnt: Ich hatte meine Gefolgemodelle noch nicht benamt, wie ich dies mit meinen Goblins und Piraten tue, also konnten sie keine große Leistung zeigen. Umgekehrt habe ich in diesem Turnier gewonnen, und zwar an Erfahrung, die man nur schmerzhaft gewinnt, indem man mal einige Meilen in anderen Schuhen läuft. Ich werde die Bruderschaft weiter spielen, aber demnächst stehen eher wieder mal meine Goblins oder die Piraten an.

Listen und Modellfazit

Ich behaupte, meine Liste hat funktioniert, frei nach dem Infinity-Motto: „It is not your list, it is you!“ Wäre ich eventuell mit meiner zweiten Liste manchmal besser gefahren? Ich bin mir nicht sicher, in jeder Partie hatte sie ihre Glanzmomente, nur in wenigen Situationen hätte ich mir die Spielfeldkontrolle Piccinas, die Nahkampfqualitäten  Bonaccias oder des Meisterassassinen Mobilität gewünscht. Eine neue Liste aus einer neuen Mannschaft verdient aber eine Einzelkritik.

  • Meisterharlekina
    Hat meistens gemacht was sie sollte, den Gegner verwirrt und in den ersten zwei Partien auch ihre Nehmerqualitäten gezeigt. Nur Denis stellte sich in seiner Taktik massiv auf sie ein, am Timing sollte ich noch üben – hier ist offenbar ein späteres Erscheinen oft noch günstiger. Auch sollte ich sie weniger als Einzelkämpferin spielen und warten, bis weitere Modelle in der Nähe sind.
  • Adombra
    Manche Leute mögen Buscar vorziehen – aber Adombra ist einfach 15 Dublonen günstiger und hat als einziges Modell konstante Leistung gezeigt und auch ihre Fähigkeiten im Nahkampf und ihren Bewegungswert genutzt. Ich mag sie und werde sie weiterhin öfter einsetzen.
  • Colpo di Mano
    Der Rauchbombenwerfer hat mir oft den gegnerischen Beschuss vom Leib gehalten, seine Rauchbombe war wertvoll, es selbst ist aber nur für Nadelstichangriffe und für Gnadenstöße gut, gegen viele Gegner schlägt er sich mangels Blitzreflexe einfach nicht lange. Die meiste Zeit habe ich ihn gut genutzt, man sollte ihn nur nicht im Basekontakt mit einem nicht aktivierten Gegner parken – aber das sollte man mit keinem Modell tun.
  • Fith’Aarch
    Hatte ich als mobilen Messerwerfer und Nerver mitgenommen, verlor ihn aber immer recht früh. Ich muss ihn vorsichtiger nutzen, sonst kann er seinen Wert nicht zeigen.
  • Conscritti
    Haben meistens das getan, was sie sollen. Vom zweitgünstigsten Gefolge im Spiel sollte man keine Wunder erwarten, aber ihre offensiven Fähigkeiten sind gut.
  • Spada
    Hat mich etwas enttäuscht, aber letzten Endes ist sie auch nur eine Conscritti mit Hinterhältigem Angriff und genauso schlechten Nehmerqualitäten. Ein paar Mal scheiterte sie recht deutlich dabei, Schaden zu machen – ich hatte mir mehr erwartet, auch wenn sie eine tolle Reichweite hat.
  • Battitore
    Habe ich zu wenig genutzt, auch wenn ich bezüglich der Moral immer noch skeptisch bin. Das Modell gehört in den Nahkampf und kann notfalls einfach den halben Schlag mehr als ein Conscritti Ich muss ihn aggressiver nutzen, denn ich musste nie mit ihm einen Moraltest ablegen

Die Modelle haben gut zusammengewirkt, ich habe eigentlich nie ein Modell vermisst. Allerdings sollte ich darüber nachdenken, noch ein Modell mitzunehmen, das dank vielen Lebenspunkten oder Blitzreflexen länger im Nahkampf überleben kann.

Schlussfazit und Metakritik

Wieder war es ein interessantes und spannendes Turnier. Von den vorhandenen sieben Mannschaften waren alle vertreten, bis auf Kult und die Söldner sogar jeweils doppelt. Der Kult schnitt natürlich deshalb so gut ab, weil Hannes als einziger Kultspieler das Turnier gewann, ähnlich erging es der Imperialen Armada. Die Goblins waren im Durchschnitt am schlechtesten platziert, die Piraten dafür umso besser. Ich würde aber trotzdem noch nicht von einer Umkehr des Trends sprechen oder dieses Ergebnis auf die gespielten Szenarien zurückführen – dazu ist das Turnier einfach zu klein.

Dennoch gab es in den gespielten Mannschaften einige Auffälligkeiten. Das zweite Szenario „Die Seuche“ begünstigte durch die Zonenkontrolle und die Sporenexplosionen punktstarke Modelle mit hoher Lebenspunktzahl. Dementsprechend war El Grandulon bei Piraten und Söldnern sehr beliebt.

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Umgekehrt sah man den Seeelefanten Franjo nicht. Das liegt wohl daran, dass einige Spieler dem Modell skeptisch gegenüberstehen und seine Sonderregeln eher den Einsatz in Gewässern begünstigen. Mehrfach wurde von der Spielerschaft die Hoffnung auf ein baldiges Erscheinen der dritten Großminiatur geäußert, ebenso wie die Hoffnung, dass dieses dann auch für die Bruderschaft zugänglich ist.

Weiterhin wurde mit wenig (tiefem) Wasser gespielt, um Areale zugänglich zu halten. Raging Rivers ist noch zu jung, um einen starken Einfluss auf die Turnierplatten zu nehmen und bedarf einfach völlig anderer Platten und Szenarioansätze. Ich bin gespannt, wie sich hier die Szene weiter entwickelt, schätze aber es werden sich Parallelstrukturen zwischen traditionellen Landplatten und speziellen Gewässerplatten bilden.

Das Szenario „Die Seuche“ empfand ich als sehr wohltuende Abwechslung, da es das Paradigma der kopfstarken Mannschaften durchbrach. Ich denke mit der richtigen Taktik lässt sich dieses Szenario auch gut mit einer Massenliste spielen, aber gerade der Mechanismus der Sporenexplosion zwingt zu klaren Entscheidungen, sind hier doch 300 Ru(h)mpunkte zu holen. Solche Zonenkontrollszenarien sind nun nicht ganz neu und existieren mit „König/Königin des Hügels“ schon seit dem Erscheinen von Freebooter Battles. Durch die Wertungen in den früheren Runden kommt jedoch ein Mechanismus ins Spiel, wie man ihn eher aus Warmachine/Hordes kennt und den Gegner schon früh unter Druck setzen kann.
Insgesamt empfand ich die Szenarien als sehr ausgewogen ausgewählt, da sehr verschiedene Siegbedingungen wie Zonenkontrolle, Punktaktivierung&Verteidigung und Gegenstände sammeln/benutzen/sichern zum Einsatz kamen, und auch die ganze Variationen an Aufstellungen (Seite, Ecke, geteilt) benutzt wurden. Ein Fan des Nebenmissionenpools bin ich sowieso, bereichert es das doch sehr auf der taktischen Ebene ablaufende Freebooters um eine interessante strategische Komponente.

Danke an alle Mitspieler und vor allem die Organisatoren für das anspruchsvolle und unterhaltsam lässige Turnier. Daher muss ich als Fazit zugeben:

„Die Goblinpiraten sind eine dankbare Mannschaft – die Bruderschaft eher nicht – trotzdem habe ich Spaß, beide auf Freebooters Turnieren zu spielen. Denn es ist ja kein Turniersystem!“

Über Christian

Christian begann als Gastautor und bissiger Kommentator, wurde dann Redakteur im Blog und gehört inzwischen zu den "Großen Alten" Trotzdem ist es immer noch für sein zu schnelles Reden bekannt und für seine Klugkoterei berüchtigt. Obwohl er kein Historischer Wargamer ist, ist er einer der "HistoSpacken" der Redaktion. Sein Fokus im Hobby liegt auf Freebooter's Fate, Summoners, Geländebau (aktuell gerade 1:1 Maßstab) und Hobbyphilosophischem. Ganz allgemein spielt er lieber Skirmischer als Rank&File-Massensysteme

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