Turnierbericht: Meuterei am Main 10

„Zu unserem zehnten Turnier planen wir was besonders“ – Das waren die Worte der Orgas nach der Meuterei  9. Somit konnten meine Frau und ich, viele Spieler und einige Bekannte aus dem hohen Norden dieses Jubiläum nicht auslassen.  Wie das Turnier war, wie sich unser Team „Megakartoffel“ schlug und was neu und was erprobt war, erfahrt ihr hier. Denn gerade dieses Turnier hat mal wieder gezeigt, wofür Turniere gut sind. Und:

….dass Freebooters nun mal kein Turniersystem ist. 🙂

Das Turnier im Allgemeinen

Wieder fand das Turnier am bekannten Ort statt:
Asgard e.V.
Jugendtreff Hockstrasse
Hockstrasse 6
63743 Aschaffenburg

Wieder waren drei Partien mit zwei Mannschaften in drei unterschiedlichen Szenarien geplant, wieder wurde nach Schweizer System gespielt und wieder würde es interessante Platten, erprobte,  aber hinterhältige Szenarien und den strategischen Nebenmissionspool geben. Und wieder waren die Organisation und das Catering ausgezeichnet. An dieser Stelle gab es keine Überraschungen, hier gibt es einfach sehr viel Erfahrung durch den Asgard e.V.
Überraschend waren die Teilnehmer, denn neben den üblichen Verdächtigen und Stammspielern hatte sich nicht nur Christoph „Spezifisch“ Schindler aus meiner Heimat auf den Weg nach Aschaffenburg gemacht. Auch aus dem hohem Norden nutzen Tom und Christin dieses Turnier als Anlass, uns mal zu besuchen, leider musste Michael „Bratspieß“ Hanisch kurzfristig absagen. Gemeinsam bildeten wir auch das größte Team „Megakartoffel“ auf dem Turnier. Leider war das Turnier nicht so gut besucht, wie sein Ruf vermuten lässt, aber mit zwölf Teilnehmern immer noch in einer sehr angenehmen Größe.

Nach der ersten Runde stand wie immer nicht nur das Mittagessen an, sondern auch die Präsentation der mitgebrachten Armeen und die Beliebheits-Bemalwertung.

Daniel Boenkes Goblins.

Daniel Boenke führte seine detailliert bemalten Goblins nicht nur zum Turniersieg, sondern strich auch (wieder) die Bemalwertung ein. Umso sportlicher fand ich es, dass er den Preis für letzteres an den zweitbeliebtesten Maler abtrat.

Christoph Schindlers Amazonen.

Denn Christoph Schindlers Amazonen hatten knapp den zweiten Platz in der Bemalwertung belegt und zeigten viel Variabilität.

Auch die Platten wussten wieder zu gefallen.

Wieder war die Meuterei am Main ein unterhaltsames Turnier in entspannter Atmosphäre. Teilweise war sie sehr mit freundschaftlichen Sticheleien gespickt, aber wir hatten Spaß und konnten drei Partien an einem Tag spielen und das ist der Sinn von Turnieren.
So war es auch nicht wichtig, dass entsprechend dem Teilnehmerfeld die Turnierergebnisse sehr weiter auseinander lagen und der Kampf um den Sieg wieder in einem Spitzenfeld von geübten Spielern mit dem richtigen Quentchen Glück ausgetragen wurde.

Damit war dieses Turnier weder überraschend noch außergewöhnlich – aber immer wieder eine Reise wert. Und gerade mit Tom und Christin als Gäste aus dem hohen Norden wurden einige Gegenbesuche angekündigt, die dann auch bei Toms Ironball-Turnier wahr wurden.

Christians Weg auf dem Turnier

Meine Turniervorbereitung lief dieses Mal auf zwei Ebenen. Einerseits begann ich mich so früh wie möglich auf die Szenarien einzustellen und meine Listen vorzubereiten. Andererseits hatte ich viel um die Ohren, musste für meine Töchter und unseren Besuch die Unterbringung organisieren und kam wie immer nicht zum Spielen.

Trotzdem hatte ich wieder einen perfiden Plan ersonnen.

Liste1: Uggeldi Buggeldi

Malo Gordab & Bajo
Harter Junger
Zwei Matrosen
Zwei Veleros
Pegerata
Yogo Yogo + Fetisch; Huhn – Loas: Sauvage, Courant, Tamore
Estrella Noctuna – Loas: Malicia, Volute

Das Konzept war sehr einfach: Ich wollte eine Doppelmystiker-Liste spielen, das hieß also Yogo Yogo. Ergänzen würde ihn sehr gut Estrella, da er mit Theresa oder Madame Gorgonne um die gleichen Loas konkurrieren würde und ich Lilith weder mag, noch besitze. Daraus entstand dann die Idee, Modelle mit einem harten hinterhältigen Angriff zu erschaffen, indem ich den Loa Malicia nutze. Deshalb war Malo als starker Nahkämpfer und Anführer gesetzt und Pegerata passte gut durch die hohe Waffenstärke und die niedrigen Heuerkosten. Volute war dann einfach der Füller, um ihr noch einen Loa zu geben, für den man in jeder Runde eine Anwendung findet.
Yogo Yogo und seine Sonderregeln schreien einfach nach Tamore, für diesen und für seine Regel „Es gibt keinen Versuch“ hatte er dann auch ein Opferhuhn eingepackt. Da Malo wohl mit seiner Aufgabe als Breitschwert-Meuchler ausgelastet wäre und dann wenig Befehle geben würde, sollte Courant ein paar Bewegungstricks ermöglichen. Sauvage nahm ich für das Dodo-Szenario mit, um einen Schadenspunkt machen zu können und einen Dodo ohne Knall auf 40 cm auszuschalten. Wenn der Gegner im Wald erwischen würde – umso besser. Für die Dodotreibjagd nahm ich dann noch so viele Matrosen und weiteres Gefolge wie möglich mit, um die Kopfzahl zu erhöhen.

Liste2: Gobbolutión-Trupp V2 … mit Militärberaterin

Chulo Bolu
drei Matrosen
Velero
Harter Junge
Revlugg
Momma Galina
Roja Vaqueta

Auf vergangenen Turnieren habe ich immer wieder mit einer beschusslastigen Goblin-Mannschaft herumprobiert, die sich auf Chulos überlegene Initiative und Strategieliteratur fokussierte. Viele Goblin-Mannschaften sind sehr empfindlich gegen Enthauptungsschläge. Also wollte ich einen Lieutenant spielen – den bekommen die Goblins aber nur durch Söldner und hier passte Roja sehr gut. Die Kartäsche ist gut gegen Massengegner und das Massivgeschoss bringt einmal richtigen Wumms mit. Außerdem wollte ich ja auch Beschuss spielen. Für diesen mussten drei Matrosen her, also brauchte ich noch mindestens zwei weitere Gefolgsleute. Ich entschied mich gegen Hasadeure, um noch Revlugg mitnehmen zu können. Revlugg passt einfach gut in das Beschussthema und hat auch noch ungerade Heuerkosten. Also mussten ein Harter Junge und ein Velero den Nahkampf und die Laufarbeit erledigen. Auch wenn ich Momma Galina nicht so wirklich mag, hat sie mich noch nie enttäuscht und hat einfach zu gute Synergien mit Chulo. Leider konnte ich weder ein Sprachrohr noch das Taktikmanual mitnehmen, da mir einfach die Beschussmodelle zu wichtig waren. Aber auch so hat Chulo genug Autorität und mit dem Moral = Initiativebonus durch seine Mutter ein paar Überraschungen parat.

Dazu kam noch ein weiteres psychologisches Problem: für viele Spieler war ich der Topfavorit, da nur Daniel Reinfelder in der NTR über mir platziert war und dieser sich erst kurzfristig angemeldet hatte. Dies führte insbesondere von den ambitionierten Frankfurtern immer wieder zu freundlichen Sticheleien. Ich möchte aber nochmal betonen, dass im Allgemeinen und im Besonderen bei mir die NTR-Wertung vor allem Fleißpunkte und regelmäßige Turnierbesuche anzeigt, und eben nicht zwangsläufig höhere Spielstärke.

Partie 1: Dodotrieb gegen Steffen Meders Amazonen bei der Moshpit

Uiui, zwei Seelen schlugen da in meiner Brust. Einerseits sind Amazonen bei den Dodojagden wirklich schwierige Gegner, ich musste bei den relativ vielen anwesenden Amazonenspielern auch mit so etwas rechnen. Auf der anderen Seite wollte ich schon immer gegen Amazonen auf einer Platte mit Wäldern antreten und nicht schon wieder im Stadtpark. Außerdem wollte ich schon lange mal mit Steffen spielen, da wir noch nie eine Partie miteinander hatten und er einer der erfahrensten und erfolgreichsten Amazonenspieler ist. Und vor allem freute ich mich, dass es a) Wälder gab, in genau b) der Partie, in der ich sowie so meine Uggeldi-Buggeldi-Liste geplant hatte, da Sauvage sehr von Wäldern profitiert und c) die Amazonen sich ja gerne in Wäldern aufhalten.

Ziel der Partie war es, die Dodos aus dem Gelände in die Gehege auf der jeweiligen linken Flanke  zu treiben, oder die getöteten Dodos dort zu deponieren. Damit das klappte, war dieser Schwarm Dodos eine intelligente Brut aus felsigem Gebiet, die gelernt hatte, sich nicht bei jedem Geländekontrakt das Genick zu brechen. Es würde also etwas weniger Dodoeskalation geben.

Steffen spielte folgende Mannschaft

Yolcameh + schwerer Mantel
zwei Tempelwächterinnen
Chicomeh
Occepa
Nenetzin
Canita

Im Wesentlichen war sein Plan klar: er hatte mit Yolcameh, Occepa und Nenetzin einen sehr soliden Nahkampfblock, der viel aushält und mächtig austeilt und mit den Tempelwächterinnen stabile Blocker oder zähe Läufer für die Dodos. Daher wählte er auch die Nebenmissionen Wanderer (Occeppa; muss ihre Aktivierung einmal in jedem Spielfeldviertel beenden) und „Nur keinen Fehler machen“ (einem Charakter darf keine Attacke misslingen). Steffen tauschte noch den zentralen Wald aus, während ich als Nebenmissionen „Scharfschütze“ (Malo darf nur einmal schießen) und „Manch einer braucht halt länger“ (Estrella darf keine komplexen Aktionen ausführen) wählte.

Bei der Seitenwahl erwischte ich die Seite mit der Moshpit, die ich als große Deckung und Hindernis in meiner Aufstellungszone hatte. Im Wesentlichen verteilte ich mich in dieser zentral und an beiden Flanken, da der Durchgang zu schmal war, als dass ich mit einer ganzen Horde durchgekommen wäre. Steffen hingegen hielt sich sehr zentral und besetzte einen Wald.

Die meisten Dodos befanden sich natürlich im Zentrum, aber beide hatten wir auch ein paar auf der jeweils rechten Flanke. Steffen zog auch gleich ins Zentrum und peilte auch seinen platzierten Wald an.

Ich nutze die Gelegenheit, gleich ein paar einfache Dodos auf meiner rechten Flanke einzusammeln und ein paar Dodos von Steffen weg zu treiben. Und da erlebte ich direkt die erste Überraschung. Gerade wollte ich einem Dodo mit Sauvauge einen Schadenspunkt zufügen, als Steffen mich freundlich darauf hinwies, dass wir doch nach der normalen Loa-Anrufung spielen. WHAT? Darauf war ich nicht eingestellt. Nicht, dass es einen riesen Unterschied macht, aber so hätte ich vielleicht einige Dinge anders geplant. Umgekehrt nutze Canita die Gelegenheit, Yogo Yogo unter Beschuss zu nehmen. Mir wurde wieder schmerzlich bewusst, wie bösartig die Bogenschützen der Amazonen sein können, die auf 40 cm zweimal angreifen. Dies führte dann zum sehr frühen Ableben von Pegerata, der im Getümmel die Treffer von Yogo Yogo abbekam und zum Rückzug von Yogo Yogo in die Deckung der linken Flanke.

Sehr schnell war klar, dass der zentrale Kampf um den von Steffen plazierten Wald und den Kistenstapel geführt werden würde, da keiner dem anderen ausweichen wollte. Malo befand sich gerade noch auf der Deckung und lies gerade Bajo aus seinem Hut hüpfen, damit dieser Dodos auf dem Hügel einsammeln würde. Dabei kam er unter Beschuss durch Canita. Normalerweise ist Malo ein relativ gut zu deckendes Modell. Wenn man mit ihm noch angreifen will, deckt man immer Kopf, rechten Arm und Beine. Nur las ich dann irgendwann Steffens Angriffsmuster falsch und vergaß die Beine zu decken. Der Treffer war zwar nicht stark, aber dafür kritisch – damit war Malo quasi festgenagelt und zog sich hinter den Kistenstapel zurück.

Allerdings hatte sich Steffen mit Nenetzin recht weit nach vorne gewagt. Da ich nicht wollte, dass Malo sich mit allen hart zuhauenden Damen beschäftigen müsste, fing ich diese am Waldrand ab und konnte sie mit etwas Glück und einer Überzahl an Gefolge schnell ausschalten. Das nutzte nun Yolcameh, um ihrerseits meine Goblins im Wald anzugreifen. Nun gut – hier musste eine Entscheidung fallen, denn Yolcameh kann mit ihrem Rundumschlag leicht umzingelndes Gefolge ausschalten, meine harten Nahkämpfer würden sie aber nicht so einfach erreichen. Yogo Yogo warf sie mit Tamore und viel Hühnerblut um und meine Gefolgsleute Krätze und Boobb sollten ihr den Rest gegeben. Dabei hatte Yolcameh aber unglaubliches Glück und dann brachte er auch auch schon seine Tempelwächterin und Occepa heran. Umgekehrt boten die ganzen Amazonen im Wald nun genug Ziele für den erhöhten Schaden von Sauvage.

Trotz geschickter Laufwege, Befehle und Drehungen durch Estrellas Volute schaffte ich es nicht, sie aus dem Spiel zu nehmen und trat dann mit meinem Velero Carlo die Flucht zu meinem Gehege an. Steffen verstand zuerst nicht, warum ich das Model wegzog, welches vielleicht noch Yolcameh den letzten Lebenspunkt hätte rauben können. Allerdings hatte Carlo alle Hände voll mit Dodos und war dadurch im Moment so wertvoll wie Yolcameh.

Dadurch entwickelte sich der Rest der Partie zur Abnutzungsschlacht. Ich versuchte noch so weit wie möglich meine Dodos zu meinem Gehege zu bringen, bevor mich die Amazonen erwischten. Aber nach und nach musste ich Modelle opfern, die diesen Rückzug deckten. Immerhin sammelten Matrose Sancho, Carlo und auch Bajo noch einige Dodos ein, der fliehende Boobb gefährdete noch einmal Canita, aber im Wesentlichen machte ich den Amazonen keinen Schaden mehr. Selbst Yogo Yogo, der mit Sauvage noch mal drei Schaden im Wald verteilte, scheiterte an Yolcamehs Unverwüstlich und auch sein heroischer Sturmangriff in der letzten Runde gegen Occepa brachte nichts mehr ein.

Am Ende hatte ich weniger Dodos im Gehege als Steffen, dessen Chimomeh fröhlich Dodos sammelte, während die Spezialistinnen meine Goblins vertrieben. An Verlusten hatte ich nur Nenetzin ausgeschaltet und Yolcameh angeschlagen, während bei mir nur drei günstige Modelle überlebten. So ging die Partie 3:11 für Steffen aus. Da wir aber beide unsere gewählten Nebenmissionen geschafft hatten und Steffen den Szenariosieg davon trug, war unsere endgültige Wertung 5:14.

Fazit Partie 1

Steffen wusste taktisch geschickt seine überlegene Position zu nutzen, während ich nicht richtig in die Gänge kam und zu früh Pegerata verlor und Malo durch die Beinwunde effektiv aus dem Spiel war und nur noch Befehle brüllte. Der „Make or Break“-Moment  im Wald war spannend, aber letzten Endes siegte hier mit etwas Glück dann auch der stärkere Schwerpunkt der Amazonen. Aber es ging wirklich um Haaresbreite und die Amazonen hatten auch kein waldgeborenes Modell, so dass sie im Wald auch nicht besser kämpften als meine Goblins.
Ein ernüchternder Auftakt, ich war noch nicht ganz bei der Sache. Aber ich bin ja am gefährlichsten, wenn ich von untern aus dem Ranglistenkeller komme.

Partie 2 – Die Heilpflanze gegen Thomas Dranacks Imperiale Armade im Hafenviertel

Die Heilpflanze ist ein Szenario, das für viele Neulinge ungewohnt ist, da man über den Lauf der Partie an den Sporenpflanzen wertet, aber die letzten Runden ausschlaggebend werden. Ich würde es mit Thomas mit einem routinierten, aber freundlichen Gegner zu tun haben, der das Turnier auch mit ausrichtet. Ein weiterer Haken auf meiner Liste von Leuten, mit denen ich bisher noch keine gemeinsame Partie hatte.

Thomas stelle folgende Mannschaft auf:

Capitan Garcia
Arquebusier
Cazadore-Gardist
Seesoldat
Teniente  Maton
Alicija
Perro Rastreador

Also eine Armada, die sehr viel und starken Beschuss auf Pistolenreichweiten haben würde. Er wählte als Nebenmissionen „Bloss keinen Fehler“  und „Neue Freunde“ (ein Modell muss mit drei verschiedenen Gegnern in Basekontakt kommen, auch nacheinander).
Für mich war das Gobbolution-Kommando gesetzt und ich entschied mich für einen „Wanderer“ auf Carlos und ebenso „Bloss keinen Fehler“ zu machen.

Einer der wesentlichen Reize dieses Szenarios ist die Platzierung der Pilze durch die Spieler und die geteilte Aufstellungszone mit beiden gegenüberliegenden Ecken. Wir beide positionierten uns tendenziell auf einer gemeinsamen Spielfeldkante, in der anderen Zone stellte Thomas nur seinen Arquebusier und seinen Seesoldaten auf, ich hingegen den Matrosen Cicco und Capitana Roja. Der Matrose sollte einen entlegenen Pilz früh sichern, während Roja mit ihrer Kartusche flankieren und früh Pilze explodieren lassen sollte, die ich später im Spiel nicht halten wollte.

Umgekehrt hieß das, dass wir beiden einen sehr massivem Beschussblock um unsere Anführer gesammelt hatten, in dieser Zone stellte ich aber den Harten Jungen Boobb und Matrosen Krätze separat auf, die ins Zentrum vorstoßen sollten. Das Feuergefecht auf direktem Weg nahmen wir aber beide an. Leider verschätzte ich mich in den Distanzen und so landete ich in der Reichweite der Pistolen der Armada, ohne die Deckung meiner Mauer erreicht zu haben. Auch wenn es mir früh gelang, Garcia aus dem Spiel zu nehmen, ließ ich hier viele Federn und musste notgedrungen den Rückzug durchs Wasser ins Zentrum antreten.

Cicco und Roja auf der anderen Seite waren etwas durch den Kanal verlangsamt, sie konnte aber als teures Modell gleich in der zweiten Runde einen Pilz explodieren lassen und nutzte auch die Gelegenheit, Perro ihr Massivgeschoss nonchalant in den Rücken zu schießen. Trotz aller Opfer klappt der Rückzug von Chulo sehr gut, vor allem da Roja sich nun in der Deckung der Brücke aufstellen konnte. Allerdings waren Krätze und Boobb grandios gegen den Seesoldaten und die Arquebusierin gescheitert. Etwas Pech, gute Kartenwahl durch Thomas und eine verlorene Initiative sorgten dafür, dass Boobb panisch ins Zentrum stürmte und Krätze auf der Flucht erschossen wurde. Boobb konnte sich dann durch Chulos Autorität sammeln, aber mein Käptn war angeschlagen und sehr durch Angriffe in den Rücken gefährdet, weswegen ich ihn nur noch mit dem Rücken zur Wand platzierte.

Wir beide ließen noch jeweils einen Pilz explodieren, dann begann auch die wichtige Phase, in der die Pilze gehalten werden mussten. Hier wechselte es etwas hin und her, da ich mich schon in der Spielfeldmitte positioniert hatte, Thomas Armada aber weniger angeschlagen war. Allerdings konnte ich meinen Vorteil gut halten, in Runde sechs hielt ich sogar einmal alle Pilze, auch wenn in den verbleibenden Runden Thomas mir jeweils einen weiteren abnahm.

Aber die starke Position von Roja in Deckung half sogar gegen die starken Pistolen der Terniente und Aljicia, da es Thomas nie gelang, sie entscheidend zu treffen und sie selbst gut austeilte. Der heimliche Held war aber Matrose Cicco, der die ganze Partie außer Sicht stehend seinen Pilz verteidigte und der nie durch Thomas Armada gefährdet war.

So endete die Partie dann auch mit einem 8:6 für mich. Thomas hatte mir zwar mehr Schaden gemacht, ich jedoch die maximalen 700 Ru(h)mpunkte aus den Pilzen geholt, da ich sowohl mehr Pilze gehalten, als auch explodieren lassen hatte. Da mir mein Wanderer mit Carlos misslungen war, Thomas aber beide seiner Nebenmissionen schaffte, erhöhte sich mit meinem Szenariosieg die Wertung auf 10:8.

Fazit Partie 2

Ein Unentschieden mit leichtem Vorteil, wie es im Buche steht. Thomas gelang es nicht, mich entscheidend zu treffen, erst in der letzten Runde konnte er Chulo stellen. Ich hingegen spielte auf Position und stellte auch dafür Modelle ab. Klar, wäre die Partie noch länger gegangen, wäre es ihm sicher noch gelungen, Roja zu stellen und auszuschalten, aber die Partie geht eben nur acht Runden. Mein Fehler war, mich sofort auf das Duell in den Aufstellungszonen einzulassen, hier überschätzte ich meine Feuerkraft, Glück und die Entfernung. In beiden meiner Angriffsmanöver trat ich mit Materialnachteil an, also ist es kein Wunder, dass ich taktisch scheiterte. Strategisch war es aber absolut die richtige Entscheidung, den Matrosen Cicco auf der anderen Seite der Platte zu halten und den Pilz einzunehmen und zu bewachen. Dieses 40 Dublonen-Modell brachte mir über den Lauf der Partie 300 Ru(h)mpunkte ein. Rojas Flankenmanöver lief etwas zu langsam ab, aber rentierte sich am Ende doch, da sie sehr viel der Feuerkraft bei Perro, Alijcia  und der Teniente band und ausschaltete.

Eine sehr spannende, aber freundschaftliche Partie mit einem sehr freundlichen Mitspieler. Auch wenn ich nach Runde zwei befürchtete, dass mit mir der Boden aufgewischt wird, konnte ich doch einen Vorteil herausspielen.

Partie 3 – „Sichert das Schwarzpulver“ gegen Florians Boenkes Amazonen im Hafenviertel

Mit meiner Niederlage und meinem positiven Unentschieden spielte ich nun im unteren Mittelfeld, denn gerade meine Mitspieler vom Team Megakartoffel hatten Niederlagen einstecken müssen. Auch setzte durch das Oktoberwetter und die Dunkelheit eine allgemeine Ermüdung ein.

Ziel des Szenario war es, Schießpulver aus Fässern zu klauen, die in einer Raute aufgestellt waren, so dass zwei auf der Mittellinie standen, die anderen beiden nahe den Aufstellungszonen. Ebenso war es nach dem Diebstahl vorteilhaft, alle Fässer außer dem eigenen explodieren zu lassen. In unserem Fall bedeutete dies, dass eines der Fässer sich auf einem Floß im Hafen befand. Gegen Florians Amazonen war ich schon einmal angetreten, damals allerdings mit der Bruderschaft. Er führte folgende Mannschaft ins Feld:

Yolcameh
zwei Tempelwächterinnen
Chicomeh
Nenetzin
Totol
Canita

Zwei brandgefährliche Fernkämpferinnen (auch wenn Totol sich im Nahkampf wehren kann) und ein massiver Nahkampfblock – ich wusste auf was ich mich einlassen musste.

Ich selbst hatte mich auf Grund der Höhenstufen wieder für das Gobbolutións-Kommando entschieden. Das zentrale Haus ersetzte Florian auch gleich durch einen Amazonenwald. Als Nebenmission hatte ich noch den Pechvogel und einen Ehrenkodex für Chulo übrig, Florian entschied sich für „Manch einer braucht halt länger“ und ebenso den Pechvogel.

Canita hatte Florian bei den Hafenstegen platziert, den Rest seiner Mannschaft hielt er eher in der Mitte. Mein ursprünglicher Plan war, mit meinen Beschussmodellen das zentrale Plateau zu besetzen, um mein Fass zu verteidigen und das rechte zu gefährden. Um die linke Flanke kümmerte sich Momma Galina. Meine beiden Nahkämpfer Boobb und Carlo sollten auf der rechten Flanke dieses Plateau umrunden, um das Amazonenfass in die Luft zu jagen. Aber wie immer kam es anders.

Florian preschte zielsicher im Zentrum voran, um Totol mit den Befehlen von Yolcameh in den Wald zu bringen. Eine waldgeborene Bogenschützin nahe meiner Feuerbasis konnte ich nicht dulden. Ich hatte zwar Chulu und die Matrosen Krätze und Sancho bereit, aber die brauchten Zeit. Zum Glück hatte ich Roja schon auf dem Plateau, aber sie würde Totol nicht im Nahkampf abfangen können und würde auch keine Befehle von Chulo ausführen. Ich hatte aber dann die Initiative gewonnen, Roja rückte vor, lud ihr Massivgeschoss und feuerte dies auf kurzer Reichweite in Totol. Ich kenne Sturmangriffe, die nicht so hart sind, aber hier zog ich gleich hoch und Florian niedrig, so dass Totol direkt aus dem Spiel genommen wurde. Autsch – Florian brannte auf Vergeltung und ging nun seinerseits mit Yolcameh, Nenezin und einer Tempelwächterin in die Offensive. Aber diesen Schlag musste er offensichtlich erst verdauen. Da Carlo und Boobb nun ihrerseits keinen Beschuss fürchten mussten, zog ich sie dann doch auf dem schnelleren Weg aufs Plateau.

Im Wesentlichen gelang es mir, ihn aus dem Wald fernzuhalten. Die Tempelwächterin fiel unter den Goblins, Yolcameh stand nah an meinen Goblins und suchte nun den Nahkampf mit Roja, den ich auch annahm. Roja ist aber kein schwacher Goblin und ihr gelang es noch, Yolcameh Schaden zu machen, bevor sie die Partie verließ.

Inzwischen war auch Nenezin angekommen und griff Boobb an, der die Tempelwächterin durch einen Angriff in den Rücken ausgeschaltet hatte. Harte Jungs sind aber recht zäh und durch die anderen anwesenden Goblins fiel auch sie schnell. Die angeschlagene Yolcameh wurde im Duell von Chulo besiegt. Immer wieder wird vergessen, dass der Käpten auch ein Fechtmeister ist und Unverwüstlich nicht ewig hält.

Damit war das Plateau freigeräumt, ich hatte zwar Verluste und angeschlagene Modelle, aber auch volle Kontrolle über dieses Szenarioziel. Also sammelte ich das Pulver ein und steckte die Lunte ins Fass.

Auf der linken Flanke taktierten wir noch ein wenig, aber mit Chulo und Revlugg hatte ich immer noch eine gute Schützenposition, so dass Florian mit seinen verbliebenen Modellen übervorsichtig blieb. Inzwischen waren meine Matrosen nun auch zum Fass der Amazonen durchgebrochen. Florian konnte zwar noch das ein oder andere Modell aus dem Spiel nehmen, aber letzten Ende schaltete ich auch die Verteidiger aus, sammelte das Pulver und sprengte dieses Fass. Canita versuchte zwar noch, das Fass im Hafen zu sprengen und lieferte sich ein Sprungduell mit Momma Galina, aber ein heldenhafter Goblin entfernte noch die Lunte und legte dann eine eigene – wenn hier jemand was weg sprengt, sind das die Goblins!

Florian hatte mir durchaus Schaden zugefügt, aber ich ihm deutlich mehr. Zudem hatte er keinen einzigen Ru(h)mpunkt aus dem Szenario geholt, während ich mit 600 nahezu voll punkten konnte. Damit war die Partie dann ein 14:0, durch die gelungenen Nebenmissionen erhöhte ich dies noch auf ein 17:1. Das kam nach meinem schwachen Start für alle überraschend.

Fazit Partie 3
Alles in allem war das für mich keine befriedigende Partie. Der Sieg war zwar sauber erkämpft, aber doch so hoch, dass es mir eigentlich unangenehm ist. Die Höhe dieses Siegs lässt sich an drei wichtigen Punkten festmachen.

  • Taktik und Glück
    Florian spielte die sehr solide Taktik, mich auf dem Plateau durch einen harten Schlag aus dem Spiel zu nehmen, um dann in Ruhe das Szenario klar zu machen. Das klappte einfach überhaupt nicht. Natürlich war auch wieder etwas Glück und Pech im Spiel, aber da er mir mit dem aggressiven Vorpreschen von Totol den Erstschlag ließ und Roja und Chulo durchaus starke Modelle sind, kam er schnell in Materialnachteil. Durch den Zug meiner rechten Flanke auf das Plateau hatte ich dort oben einen besseren Schwerpunkt gebildet, und er hatte Verluste, die er nicht ersetzen konnte.
    Umgekehrt blieb er auf der linken Flanke sehr verhalten und versuchte nicht, zu meinem Fass durchzubrechen, da er seines noch schützen wollte oder zu viel Respekt vor meinen Schützen bestand.
  • Ausdauer
    Es war die letzte Partie des Abends und wir waren beide müde. Ich war aber noch fitter. Deshalb machten wir zwar beide unkonzentrierte Fehler, aber ich hatte noch mehr Standvermögen und Willen, die Partie durch zu ziehen. In den letzten Zügen, als mein Sieg absehbar war, er mir aber noch effektiv Punkte verweigern konnte, spürte aber Florian noch mal einen zweiten Atem und riskierte wieder mehr.
  • Ruchlosigkeit
    Das ist nun die Eigenschaft, auf die ich am wenigsten stolz bin, und an der ich merkte, dass dies nun schon meine 27. Partie unter kompetitiven Turnierbedingungen war. Auf einem Turnier muss man auch den Willen besitzen, die Partie zu gewinnen und notfalls die Extrapunkte heraus zu kitzeln. Wäre dies eine Freundschaftspartie gewesen, hätten wir uns wohl drauf geeinigt, dass der Ausgang bald klar war und ein Bier zusammen aufgemacht.
    Es war aber kein Freundschaftsspiel und deswegen ließ ich auch nicht mehr locker, als ich die Initiative in der Partie gewonnen hatte und Fass um Fass an mich fiel.
    Hier schien es nach meinem Erstschlag Florian dann einfach an Willen zu mangeln, mir noch ein paar Fallen zu stellen und mir den Sieg schwerer zu machen. Umso höher rechne ich ihm an, dass er in den letzten drei Zügen noch mal versuchte, das Fass auf der linken Flanke zu sichern, auch wenn dies dann schief lief.

So hatte ich dann doch noch einen Kantersieg heimgefahren, der mich wieder weiter nach oben in der Turnierrangliste spülte.

Fazit

Was für ein Höllenritt. Über eine deutliche Niederlage zu einem klaren Unentschieden hin zu einem Sieg – das hatte ich zuletzt so auf der Meuterei IV erlebt. Die Rangliste liest sich recht dreigeteilt. In den Top drei waren wieder die üblichen verdächtigen Veteranen zu finden, die nur wenige Punkte auseinander lagen. Mit etwas Abstand folgte ein weites Mittelfeld, welches ich auf Platz 4 anführte. Deutlicher abgeschlagen waren die letzten fünf Plätze, in denen der Rest des Teams Megakartoffel zu finden war, die sich aber auch nur um wenige Punkte unterschieden. Christin und Florian auf den letzten Plätzen hatten nicht die vollen Bemalpunkte, aber auch wenn man diese heraus rechnet, ändert dies kaum etwas an der Rangliste. Damit gibt diese tatsächlich grob die Turniererfahrung der Teilnehmer wieder.

Schlussfazit und Metakritik

Tja, was soll man über die zehnte Inkarnation dieses Turniers, welches ich nun schon zum sechsten Mal besucht habe, sagen? Dass dieses Turnier toll war, aber ich irgendwie zu hohe Erwartungen hatte? Gehen wir doch einfach mal die harten Fakten durch.

Für eine Meuterei empfand ich das Turnier nicht als gut besucht, obwohl es mit zwölf Teilnehmern absolut im Mittelfeld der Turnierreihe liegt und nur wenige Organisatoren sechs Spieltische auf diesem Niveau stellen können. Es gibt so viele Turniere, die nur zwischen sechs oder acht Teilnehmern ausgetragen werden, hier kann man nicht motzen.
Die Tische waren wie schon gesagt abwechslungsreich und auf einem hohen Niveau. Jeder Tisch stellte seine spezifischen Anforderungen an die Spieler, was ich als abwechslungsreich empfand, der Geländemix aus Sichtlinienblockern, Höhenstufen und Streugelände für die Deckung war wieder gekonnt. Häufig wird unterschätzt, wie wichtig der Aufbau und die Ausnutzung von Gelände in dem Spiel ist, daher ein Lob an die Tischvorbereitung.

Die Szenarien hatten es wieder in sich. Die Heilpflanze ist inzwischen bekannt, aber immer noch ein Szenario, welches zu extremen Ergebnissen führen kann. Ich mag es inzwischen, wenn auch vor allem auf Grund der geteilten Aufstellungszone. Im Mittelfeld rangierte für mich der Dodotrieb. Ja, es war für mich eine interessante Variation der Dodojagd und die Idee mit den Sicherungszonen auf den Flanken und den lebenden Dodos, die wertvoller als tote Dodos sind, war gut. Dennoch leidet dieses Szenario für mich unter dem Vergleich mit der „normalen“ Dodojagd und ihrem chaotischen Eskalationsfaktor.
Die Überraschung war für mich sicher das Pulver, das mit seiner Aufteilung zwischen offensivem Einnehmen, defensiven Halten und den Klau- und Sprengaktionen eine lustige Mischung war. Ich freue mich, falls das Szenario noch häufiger auftaucht.

Ich freute mich darüber, dass im Teilnehmerfeld bis auf die Söldner alle voll spielbaren Fraktionen vertreten waren. (Die Debonn waren zu diesem Zeitpunkt noch sehr eingeschränkt in ihrer Modellauswahl). Umgekehrt zeigt die Platzierung wieder die bekannte Verteilung von führenden Goblins und Kult-Mannschaften und recht abgeschlagenen Amazonen und Bruderschaft. Alle Goblin- und Kultmannschaften waren in den Top4, alle Amazonen in der unteren Hälfte. Das lag zum Teil an Pech und natürlich daran, wer alles unter den Erfahrenen wieder mit Goblins angetreten war, zeigt aber doch eine Tendenz, die ich schon öfter erwähnt habe.

Aber bei allen hohen Erwartungen, die ich zu diesem Turnier aufgebaut hatte und bei aller taktischen Ausgefuchsheit, Metagameanalysen und guter Organisation zeigte sich doch wieder, worum es bei einem Turnier eigentlich geht: Dass Menschen gemeinsam ihrem Hobby frönen und zusammen kommen, um mehrere Spiele an einem Tag zu machen. Gerade Tom wurde als Gast in seiner Magabotato-Pause viel Feedback gegeben und hier wurde auch schon ein Gegenbesuch angekündigt, wenn er ein Iron-Ball-Turnier veranstalten sollte. Man konnte Bekannte treffen, spielen und ich spielte endlich mal Partien gegen Mitspieler, die mir seit zwei Jahren immer wieder begegnen. Und eben um diesen sozialen Charakter geht es bei Turnieren.

Deshalb schließe ich mit meiner bekannten Aussage, dass…

…Freebooters vielleicht kein klassisches Turniersystem ist, man aber trotzdem Spaß auf so einem Turnier haben kann.

Über Christian

Christian begann als Gastautor und bissiger Kommentator, wurde dann Redakteur im Blog und gehört inzwischen zu den "Großen Alten" Trotzdem ist es immer noch für sein zu schnelles Reden bekannt und für seine Klugkoterei berüchtigt. Obwohl er kein Historischer Wargamer ist, ist er einer der "HistoSpacken" der Redaktion. Sein Fokus im Hobby liegt auf Freebooter's Fate, Summoners, Geländebau (aktuell gerade 1:1 Maßstab) und Hobbyphilosophischem. Ganz allgemein spielt er lieber Skirmischer als Rank&File-Massensysteme

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