Review: Toughest Girls of the Galaxy

Uff!
Manche Reviewartikel schreiben sich quasi von alleine. Man setzt sich an den Schreibtisch, schaut die Fotos durch, die man während des Bauens / Auspackens gemacht hat und schreibt drauf los. Immerhin ist das hier ein Hobby und kein professioneller Journalismus. Dann aber gibt es auch wieder Artikel, die einfach nur Arbeit sind und bei denen man bereut, das Reviewmaterial angenommen zu haben. Ehrlicherweise sei gesagt, dass dies ein solcher Artikel ist.

Zur chronologischen Einordnung muss noch eine Anmerkung vorab gemacht werden und zwar wie es überhaupt zu dieser Review kam. Die wirklich netten Leute bei Raging Heroes haben in ihrem Newsletter geschrieben, dass man gerne Reviewmaterial bekommen kann, wenn man etwas mit den Modellen machen möchte. Da ich kein großer Freund der Designs war (und auch noch immer nicht bin), mich aber für die Qualität der Modelle hinter den Render-Bildern interessierte, fragte ich mal ganz vorsichtig an und bekam sofort eine super nette Email zurück mit der Bitte um meine Versandadresse.

Kurz darauf kam ein Paket und ich setzte mich gleich an den Zusammenbau und dann… naja sagen wir mal die Magabotato-Redaktionsgruppe und meine Nachbarn haben sehr viele neue Schimpfwörter gelernt. Der Zusammenbau war wirklich das Schlimmste, das mir in 10 Jahren Hobby untergekommen ist. Ich war reichlich bedient und hatte keine Lust mehr, diesen Artikel zu schreiben. Ich brauchte Abstand und dann kam mein Umzug und naja, das Modell wanderte in der Umzugskiste und in der Prioritätenliste nach unten… ganz unten.

Als dann Raging Heroes völlig zurecht anfragte, ob ich das Modell für die Review erhalten hätte, war es Zeit, Ihnen nett und ehrlich meine Bedenken wegen der Review zu schildern. Ich sagte Ihnen also, dass ich nicht viel davon halte, Dinge zu verreißen, ich aber an dem Modell kein gutes Haar lassen könnte. Ich fürchtete, das Tischtuch mit den Franzosen wäre nun zerschnitten, doch stattdessen zeigte man sich verständnisvoll, wenn auch enttäuscht, und bot mir überraschend an, ein anderes Modell zu schicken. Eines auf das man besonders stolz sei. Ich nahm dieses Angebot an. Zum einen schuldete ich Raging Heroes  ja einen Artikel und zum anderen hoffte ich wirklich auf eine bessere Miniatur. Mit Raging Heroes machte ich also aus, einen fairen und ehrlichen Beitrag zu schreiben.

Yscarloth – Die Mini aus der Hölle

Fangen wir also mit der Miniatur an, die mich an meinen Bastelfähigkeiten zweifeln lies und mich fast dazu brachte, meinem Esstisch mehrere Gebissabdrücke hinzuzufügen. Yscarloth ist eine Figur aus der „Lust Elves“ Reihe und wie oft bei Raging Heroes  gibt es die Figuren in einer Fantasy- bzw. Sci-Fi-Variante. Da das Modell damals noch nicht erschienen war, kam es zwar in dem typischen schwarzen Karton, jedoch ohne die bebilderte Umverpackung.

Die Einzelteile der Miniaturen sind immer in Bläschenfolie eingepackt und das Modell kommt in mehreren Resingussrahmen. Direkt fiel mir auf, dass die Teile aus unterschiedlichen Resinarten hergestellt wurden, da einige Teile anders eingefärbt waren. An den großen Bauteilen waren große Resinblöcke  von den Zugängen in der Gussform. Als ich die vielen unterschiedlichen Tentakel und Greifarme der Figur sah, war mir sofort klar, dass es kein schneller Zusammenbau werden würde. Dann fiel mir auf, dass es keine Bauanleitung gab und ich auch online keine finden konnte. Interessanterweise sind jedoch alle Teile durchnummeriert und einige Buchstaben weisen darauf hin, welche Teile aneinander gehören. Nicht erklären konnte ich mir die zwei enthaltenen Köpfe. Beide sahen recht ähnlich aus, waren aber aus unterschiedlichem Material.  Einer war sehr unscharf, der andere hingegen passte nicht genau an die anderen Teile. Ich habe mich dennoch dafür entschieden, dass Yscarloth scharf aussehen sollte.

Die großen Teile des Körpers und des Leichenberges, über den die Gute zu schreiten scheint, passten leider kaum aneinander. In den Bildern könnt ihr sehen, wie groß die Spalte zwischen den einzelnen Teilen waren. Ohne Green Stuff bzw. Milliputt würde ich hier nicht zurecht kommen. Bis zu diesen ersten Bauschritten waren schon zweieinhalb Stunden entgraten und putzen vergangen. Es war unglaublich nervig und schwierig, den Grat an allen Stellen zu finden und wegzukratzen. Das nächste Problem stellte die medusenhafte Tentakelfrisur der Figur dar. Nur mit den Renderbildern aus dem Internet, sehr viel Fluchen und Ausprobieren konnte ich herausfinden, welche Teile zusammengehören. Die vorgesehenen Verbindungsstellen waren entweder nicht scharf gegossen oder passten einfach nicht. Ich bin also dazu übergegangen, alle Noppen abzukneifen und einfach mit genug Sekundenkleber zu arbeiten.

Nach weiteren zwei Stunden waren der Kopf, die Tentakelfrisur und der zerrissene Frauentorso zusammengeklebt und mir dämmerte das nächste Problem. Wie sollte dieses riesige und vor allem gewichtige Teil bloß auf dem kleinen Hals halten? Immerhin waren wirklich alle Teile nur über diese kleine Klebefläche mit dem Rumpf verbunden. Die Antwort lautete natürlich: Gar nicht! Der Kopf fiel immer wieder ab. Also habe ich ihn gestiftet. Im Anschluss habe ich noch alle Lücken mit Green Stuff verschlossen. Insgesamt mit Schreien, Weinen, Fluchen und allem dauerte der Zusammenbau etwa 8 bis 9 Stunden, also den Großteil eines nicht sehr unterhaltsamem Sonntags.

Fazit

Ob man nun Figuren mit aufgespießten Schädeln und zerrissenen Frauenleichen schick oder cool oder „hardcore“ findet, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich persönlich kann auf heraushängende Eingeweide verzichten. Vom Design her, also wie die Figur geplant wurde, finde ich sie gut. In der Ausführung, also Passgenauigkeit, Verarbeitung, Gussqualität jedoch wirklich schlecht. Auch die Idee, den schweren Kopf auf diesen kleinen Hals zu stützen, finde ich fragwürdig. Ich hoffe einfach mal, dass ich viel, viel Pech mit dem Bausatz hatte und dass nicht alle Yscarloths so unterirdisch sind.

Queen Taipahn – die „saugeile“ Schlangenfrau

Die Queen Taipahn war zu meiner Erleichterung das komplette Kontrastprogramm zu Yscarloth. Wieder war es ein kleiner schwarzer Karton, wieder erwarteten mich mehrere Gussrahmen mit Einzelteilen und wieder gab es keine Anleitung. Taipahn war allerdings im Aufbau und in der Anzahl der Teile deutlich einfacher.

Am kompliziertesten war hier der Schlangenleib des Modells. Mir schwahnte Übles, doch die drei Teile passten nahezu nahtlos ineinander und auch der Torso konnte problemlos angeklebt werden. Die Gussgrate waren wenig bis gar nicht vorhanden und auch die Zugänge der Gusskanäle waren klein und leicht zu entfernen.

Etwas unsauber waren wieder die Verbindungsstellen für die beiden Arme. Hier waren Feile und Bastelmesser gefragt, um die Arme anschliessend ankleben zu können. Die Stacheln auf dem Rücken der Königin bestehen auf beiden Seiten aus je zwei Teilen und durch entsprechende Vertiefungen ist ein falsches Zusammenbauen nicht möglich und die Passgenauigkeit wirklich gut.

Nach nicht einmal zwei Stunden war die Figur entgratet und geklebt. Green Stuff oder Stifte waren nicht notwendig. Einzig wieder die Klebestelle am Hals musste ich mit dem Handbohrer etwas weiten, um den Kopf ankleben zu können.

Fazit

Wäre die erste Figur nicht so eine Enttäuschung gewesen, dann hätte ich mich vermutlich über die Zweite etwas weniger gefreut. Nichtsdestotrotz ist Taiphan ein sehr gutes Modell. Die Passgenauigkeit ist super. Die Klebestellen sind alle groß und gut nutzbar (Ausnahme sind hierbei die Arme) und die Gussgrate sind vollkommen im Rahmen. Taipahn hat wieder das typische „Toughest Girls oft he Galaxy“-Design mit den vielen Zacken, Stacheln und Hörnern. Ich bin auch hier kein großer Freund davon, aber als Modell gefällt mir Taipahn erstaunlich gut.

Vielen Dank an Raging Heroes für das Bereitstellen der Miniaturen und auch für die freundliche Kommunikation und ihr Verständnis. Ich bin nun um zwei Erfahrungen (eine tolle und eine furchtbare) reicher und es bleibt mir nur zu fragen: Wie gefallen euch die toughen Girls?

Bis bald,

Tom

3 Comments on “Review: Toughest Girls of the Galaxy”

  1. Generell finde ich die Raging Heroes Sachen klasse. Mir gefällt der übertriebene Stil recht gut und bietet ein schönes Alternativ Programm zu GW.
    Mittlerweile habe ich aus dem RH Sortiment eine Imperiale Armee, Sororitas sowie ein „Bretonen“ und ein „Chaos“ Blood Bowl Team gebaut.

    Am schlimmsten finde ich tatsächlich das reinigen der Teile da das Trennmittel wirklich hartnäckig ist. Aber wenn man das weiß…Kann man etwas gründlicher säubern und alles ist gut.

  2. Ich habe mir auch mal ein Modell aus der Reihe „gegönnt“ und noch nicht einmal ein besonders kompliziertes, aber selbst hier, habe ich, mit mittlerweile über 20 Jahren Tabletop/Modellbau-Erfahrung Blut und Wasser geschwitzt, bis ich das Modell gebaut war. Das Ganze hat mir das Bemalen etwas versaut, weil ich die Mini nicht so zusammengebaut bekam, wie sie es meiner Meinung nach hätte sein müssen. Raging Heroes hat tolle Designs, aber meine Erfahrung und solche Reviews wie dieser, schrecken mich vor weiteren Käufen ab. Schade eigentlich…

  3. Ich finde das Design von RH super, die Render sehen immer überwältigend aus.

    Leider kann ich aber die miese Qualität nur bestätigen.
    Die 20 Mädels, die ich mir mal geholt habe, hätte ich eigentlich zurückschicken sollen.

    Sprödes Resin, dadurch brüchig, Lufteinschlüsse, krumm gegossen, Passungenauigkeiten und der Hammer waren HOHLE Waffen… Die bestanden zum Teil innen nur aus Luft, als wäre noch ein Rest Resin in die Form gelaufen und dann wie ein Luftballon aufgeblasen worden.

    Das Design ist geil, aber vielleicht sollten sie ihre Minis von Mierce fertigen lassen. Da hatte ich bei über 80 Figuren noch nie solche Probleme.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert