Daniels Trip in den Dschungel – Akt II

Viel Kleid, viel Ehr!

Mann-Oh-Mann, was habe ich mir da angetan? Also, so im Rohzustand sahen die Amazonen ja schön schmal aus. „Wenig Bemalfläche“ dachte ich so bei mir, „das wird schon flott gehen“. Ja, Pustekuchen! Die Bemalung sollte zu einer ganz schönen Herausforderung werden.

Wie schon erwähnt, ich bin kein großer Spieler, mein Hobbyschwerpunkt liegt im Malen und ich vertiefe mich dann auch gerne mal in Details. Die Krux ist nur, dass die Freebooter-Amazonen davon eine ganze Menge zu bieten haben. Selbst die simplen Gefolge-Minis haben überall noch mal ein Kettchen, einen Armreif, Fußreif, speziell geschnittene Hosen… da hatte ich es zuletzt mit der Bemalung von Bruderschafts-Modellen schon deutlich einfacher. Meist lange Mäntel, wenig Haut, gedeckte Farben, eher etwas düsterer und schmutziger, denn strahlend hell – läuft.

Bei den Amazonen wollte und musste ich einen gänzlich anderen Weg gehen. Bunt sollten sie sein und sauber gearbeitet! Dazu ist an den Minis vergleichsweise viel Haut zu sehen (Werner Klocke hat da schon so eine kleine Neigung für aufreizende Frauenmodelle – das kann man wohl nicht verleugnen). Schmuck und Haare, sowie Federn tun ihr übriges.

Bei der Farbwahl selbst habe ich aber ehrlich gesagt nicht lange überlegen müssen. Auch wenn man bei Vorlagen aus dem Netz von Azteken oder Maya noch mal mehr und vor allem andere Farben sieht, gefiel mir die Kombination aus Türkis und Lila gut. Diese hatte ich schon im letzten Jahr bei der Bemalung eines Old School Blood Bowl Teams von GW eingesetzt und hat mir dort sehr gut gefallen. Da die Minis aber eine Vielzahl an Details aufweisen, war es mit diesen beiden Farben leider nicht getan. Als weitere Deko-Farben entschied ich mich für Rosa (ebenfalls schon bei den BB-Amazonen) und Gelb als weiteres, knalliges Highlight. Und um nicht noch bunter zu werden, kamen bei größeren Beinkleidern verschiedene Brauntöne zum Einsatz.
By the way: viele nutzen die Kombination auch gerade bei Ihren Schattenmodellen (also Lila, Magenta, Türkis)

Ein weiteres Highlight der Studiobemalung von Freebooter Miniatures sind dann auch noch die Kriegsbemalung, bzw. die Stammestattoos. Allerdings hatte ich schon so viele Farben bei den Kleidungsstücken im Einsatz, dass ich mich dagegen entschieden habe mit Körperbemalung zu arbeiten. Trotzdem hatte ich die Befürchtung, dass bei der Verwendung der immer gleichen Hauptfarben, die Modelle am Ende zu gleich aussehen würden. Und mal ehrlich, viele der Modelle haben doch eine gewisse Ähnlichkeit. Mal abgesehen von den Spezialistinnen-Figuren, die von der Optik sehr stark an ihre Totem-Tiere angelehnt sind (die Amazonen haben wohl immer ein Totem-Tier, mit dessen Fell/Haut/Panzer sie sich kleiden und im Kampf deren Spezialtaktiken befähigen).

Also, was tun? Ich habe mich der Herausforderung gestellt, möglichst viel Variation in die Hautfarbe zu bringen. Mein Grundrezept für Menschenhaut bestand ansonsten seit Jahren aus Elf Flesh von Vallejo Gamecolor als Grundfarbe, das dann mit einem selbst angerührten Wash aus „Dwarf Flesh“ (ebenfalls Gamecolor) abschattiert und anschließend über Elf Flesh bis Bonewhite hochgeschichtet wurde.

Besser spät als nie.

Ich habe nach eher schlechten Erfahrungen mit den Games Workshop Inks vor vielen, vielen Jahren eher Abstand von Inks und Washes genommen. Der Kram hat geglänzt und gestunken, das war nix dolles. Stattdessen habe ich mir Washes seither eigentlich immer aus normalen Acrylfarben und Wasser selbst angerührt. Leider gibt es da bei deren Verwendung stärkere Fleckenbildung und diese dünnen Acrylfarben haben nicht so schöne Fließeigenschaften wie „richtige“ Washes. Ok, für viele hier wohl ein alter Hut, aber ich habe tatsächlich erst vor zwei Jahren mit Washes experimentiert und mich nach Versuchen mit Army Painter (die drei, die ich habe, sind glänzend ausgetrocknet) und Games Workshop (gut, aber teuer) auf die Palette von Game Wahes und Inks von Vallejo eingeschossen. Gerade Sepia und Schwarz trocknen richtig satt matt (die anderen Farben auch), die Fließeigenschaften sind top und mit Thinner Medium verdünnt, kann man auch die hohe Intensität der Washes reduzieren.

Mittlerweile nutze ich alle der Game Washes, vor allem die Universaltalente Sepia und Black (quasi das GW-Äquivalent zu Agrax Earthshade und Nuln Oil). Für Standard-Menschenhaut hat sich mein Farbrezept so über die Jahre leicht verändert zu: Elf Flesh als Grundfarbe, getuscht mit Flesh Wash (Vallejo) und dann Highlighten über Elf Flesh, über Mischungen, bis hin zu Pale Sand von Vallejo Model Color. Die Farbe wurde bei Magabotato schon häufiger erwähnt – es ist eine Art Elfenbeinton, ein Offwhite, den ich sehr oft zum Aufhellen nutze, an Stelle von reinem Weiß. Es wirkt einfach natürlicher.

Neben Elf Flesh kamen hier also auch andere Grundfarben für Haut zum Einsatz, unter anderem Dark Flesh, Dwarf Flesh, Basic Skintone, Bronzed Flesh, aber auch Terracotta. Eigentlich alles, was ich an passenden Braun/Beige-Tönen gefunden habe. Das ganze dann entweder mit Flesh Wash oder Sepia Wash (oder Mischungen aus diesen) abgedunkelt und anschließend wieder über die Basisfarbe aufgehellt.

Ich kann leider nicht mit genaueren Farbrezepten dienen – ich mische mir viele Farbtöne tatsächlich erst auf der Palette an, schaue was passiert und gucke, dass ich in etwa wieder den gleichen Farbton wie bei Vorgängermodellen treffe. So wird mein Türkis sicher mal grüner, mal bläulicher ausfallen, denn ich mische es immer aus Goblin Green und Magic Blue (Vallejo Gamecolor) neu an. Das Lila aus Magic Blue und Blood Red. Beim Gelb arbeite ich ausnahmsweise mit einer Contrast-Farbe. Gelb macht nie Spaß, aber mit dieser Farbe geht es einfach schnell: weiß vormalen, Contrast drüber, gelbe, bis zitronengelbe Highlights -> fertig. So wird auch das Malen von Gelb halbwegs erträglich. 😀

Und wer jetzt denkt, das hier sei schon viel Text, der wird noch mit einem Nachtrag belohnt: Wie im Podcast schon erwähnt, hielt ich es anfangs für eine gute Idee, mal mit Non Metallic Metal zu experimentieren. Habe ich vorher noch nie gemacht und ich dachte so: „ach komm, so viel Metall ist an denen ja nicht drin“ – ja, ne. Also doch. Nämlich viel Schmuck und Klunker. Und auch Klingen gibt es einige. Zwar keine Rüstungen, aber eben viel Kleinkram.

Und da ist die Lernkurve gar nicht mal flach. An meiner ersten Klinge hab ich, glaube ich, zwei Stunden gesessen, bis ich einigermaßen zufrieden war. Ich habe immer noch viel zu lernen, was das Setzen von Glanzpunkten angeht, wie man die Reflektionen gegeneinander setzt und mit welcher Grundfarbe man bei silbern glänzendem Metall am besten startet.

Da ich mich hier nicht wirklich dazu in der Lage sehe gute Tipps zu geben, kann ich nur sagen:

  • Ja, es ist aufwändig.
  • Nein, es ist nicht einfach, denn nur mit möglichst glatten Verläufen kommt der Effekt zum Tragen.
  • Ja, man braucht einiges an Übung um das richtig hin zu kriegen.
  • Ja, ich bin froh, mich endlich mal dem Thema NMM gestellt zu haben.
  • Nein, es macht mir keinen Spaß. 😀

Ist es die Mühe Wert? Schwer zu sagen. Hier würde ich tatsächlich sagen: Geschmacksache! Mir gefallen z.B. zu glatte und krasse Airbrush-Verläufe von zu kontrastreichen Farben und Modellen meistens nicht – ich mag einfach die Optik nicht. NMM gefällt mir gut, ich bin aber noch nicht soweit zu sagen, dass ich mit „meinem“ NMM zufrieden bin. Manche Ergebnisse gefallen mir richtig gut, andere sind ausbaufähig. Aber ich lerne dazu und würde zu dem Thema gerne mal einen Workshop belegen.

Am Ende bin ich aber mit dem Ergebnis sehr froh, das Gesamtbild überzeugt mich und zwischenzeitlich konnte ich bei einem Testspiel mit meinen Töchtern wenigstens ein paar Minis ins Feld führen. Ich freue mich schon, wenn es möglich sein wird, die Mannschaften, die bei unserer Passage nach Longfall entstanden sind, alle an einem gemeinsamen Spieltag auf dem Spieltisch zu sehen!

Und so sehen die beiden Mannschaften gesammelt, bzw. auf einem Haufen aus:

Wo liegt euer Hobby-Schwerpunkt denn? Beim Spielen, Malen, dem Fluff, Sammeln oder Entgraten? 😀 Wie gefällt euch meine Farbzusammenstellung und überzeugen die Hautfarbenvariationen? Ich weiß, manche sind etwas hell dafür geraten, dass sie sich in karibischen Gefilden befinden, aber hey, auch dort gibt es Zugezogene!

Und zu guter Letzt – was sagt ihr zu meinen NMM-Versuchen? Habt ihr Do´s und Don´ts die mir das Leben erleichtern würden? Haut in die Tasten, ich frage nachher ab. 😀

 

Danke fürs Lesen und eure Kommentare!

 

Euer Daniel

9 Comments on “Daniels Trip in den Dschungel – Akt II”

  1. Arrhoi.

    – Wirklich gut bemalte Minis, auch wenn sie mir persönlich zu knallig sind.
    – Ich bin wohl eher nur ein Gelegenheitsmaler, gäbe es nicht die AznU-Kampagne bei FF hätte dieses Jahr wohl noch keine einzige Mini bei mir Farbe gesehen.
    – NMM kann richtig gut aussehen, mir persönlich ist der Aufwand – für Spielminis – aber viel zu groß.

    1. Danke schön! Jap, so in Summe sind sie schon sehr bunt, aber hier fand ich das passend. Normal bemale ich auch matter und in erdigeren Tönen – bei Freebooter’s zuletzt bei meinen Goblins und der Bruderschaft.
      Mein Bemalfortschritt für dieses Jahr ist auch eher klein… so um die 30 Minis dürften das bis jetzt sein. Ohne die Kampagnen wärs wohl auch weniger. Letztes Jahr hatte ich bei der Saga-Aufbaukampagne von Stronghold mitgemacht, da kam einiges mehr zusammen. Macht aber nix, ich freu mich über jede Mini. 🙂
      Jap, da gebe ich Dir Recht… ich werde für meinen Manschaften wohl wieder zu Metallfarben greifen.

    2. also:
      a) ich muss ja immer mit Kritik ganz ruhig sein, da ich nicht malen kann, aktuell keine Ambition, aber zwei linke Hände habe.
      b) nö, zu knallig finde ich sie ganz sicher nicht. Gute Farbwahl
      c) nur der Hautton ist nicht meins, der ich mir zu hell und bleich. Gerade da sie ja echt viel Sonne sehen.
      Nur die Matqueh #3 ist schön dunkel, aber die ist auch eines der schönsten Amazonenmodelle.

      1. Moin Christian,
        gebe Dir Recht – eigentlich müssten die alle viel dunkler sein. Wie geschrieben, bis jetzt hab ich Haut fast immer gleich bemalt und hier bei den Amazonen erste Experimente gewagt… immerhin, im nächsten Viererblock den ich noch bemalt habe sind auch wieder dunklere Hauttöne mit bei. 🙂

  2. Hiho!

    Vorab finde ich die Bemalung wieder mal sehr schön!
    Mir gefällt die Haut und die Akzente auf dieser. Ich schaffe es bei meinen Freebooter’s Miniaturen nie so wirklich, dass die Haut natürlich aussieht, bzw. ich diese dahingehend akzentuiert bekomme.

    Aber da kommen wir schon zu deiner Frage, wo unser Hobbyschwerpunkt liegt.
    Ich würde sagen am „Sammeln“ und „Bemalen“. bin seit ca. 6 Jahren im Hobby, habe aber eigentlich keine Spielpartner in der Gegend. Zwischen Hamburg und Bremen ist die Spielerschaft rar gesät, wenn man nicht Warhammer spielt, zumindest ist das mein Eindruck.
    Ich habe ein paar Freebooter’s Minis und einen bemalten Infinity Starter, aber bis auf 7 Partien Freebooter’s Fate mit dem ein oder anderne Kumpel, den ich mal animieren konnte mit einer zweiten Fraktion von mir zu spielen, kam nicht viel zusammen.
    Daher bemale ich eine Zeit mal etwas mehr und einige Zeit etwas viel weniger. Aber auch die Zahl der bemalten Miniaturen ist mit 22 insgesamt recht gering :’D.
    Die Motivation für sich allein ist manchmal sehr schwer ;).
    Aber der „Pile of Shame“ ist somit ebenfalls gering.

    Back to Topic:

    Das NMM finde ich gerade bei der Chicomeh schon sehr gelungen. Gefällt mir persönlich sehr. Ich habe mich daran noch nicht versucht, aber ich befinde mich malerisch auch noch eher weiter am Anfang.

    War jetzt viel Text, etwas ausführlich ausgeartet :’D.

    LG

    1. On Topic: Danke! Bin auch soweit ganz zufrieden mit dem NMM. Ich mal halt auch schon ewig und hab lange so in meiner Komfortzone den gleichen Stil bemalt und versuche jetzt immer wieder mal was neues.

      Off-Topic: ein Glück hab ich hier ein paar Spieler, aber ich dachte in Hamburg und Bremen seien doch noch einige Spieler zu finden? Versuch mal den Freebooter’s Discord, da tummeln sich echt viele Leute.
      Ansonsten bin ich wie geschrieben ja wirklich eher der Maler und muss mich nicht große motivieren auch ohne Spiele in Aussicht, etwas bemalt zu bekommen… man wird aber schneller mit nem klaren Ziel vor Augen, wie jetzt der Kampagne oder einem großen Spieltag bei uns im Club vor zwei Jahren – da hab ich dann schon mehr gas gegeben. Also um den inneren Schweinehund zu überwinden helfen Deadlines – vor allem auch sehr kleine um die Motivation aufrecht zu halten. 🙂

      1. Den Discord-Server ür Freebooter’s hatte ich nicht aufm Schirm, danke für den Tipp.
        Hatte bisweilen eher in Foren und so geschaut und mit die Tabletop-Clubs in der Gegend angesehen und da war meist eher 40k das System der Wahl.
        Den Discord-Server werde ich nun wohl mal ansteuern! 🙂

        1. Tue dies, da im Umland von Bremen und Hamburg auch einige der wichtigen Beta-Tester sitzen. Auch wenn die gerade sehr mit Haus/Kindern/Leben beschäftigt sind.

          Generell ist der Freebooter-Discord auch aktiver als das Forum, das so langsam ausstirbt…ich werde alt…..

        2. Ja, das Forensterebn geht weiter und das Problem an Discord für mich ist noch allgemein, das man nicht eben mal beim Suchen über einen Discord stoplert. Aber der von Freebooters ist ziemlich aktiv und wie Christian schreibt, da gibts Leute aus Hamburg/Bremen. 🙂

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