Sonntagsmaler D-Day Edition

Joakim, what date is it?

„6th of June, 1944“

(Primo Victoria, Sabaton)

Damit ist das Thema des heutigen Sonder-Sonntagsmalers ja eigentlich schon klar. Ja, ihr habt richtig gelesen: Nessi ist mal wieder aus der Versenkung aufgetaucht und hat – dieses Mal als Gastautorin – einen Sonntagsmaler mit dem Thema D-Day/Landung in der Normandie für euch im Gepäck. 🙂

Bedingt durch das ernste Thema werde ich in diesem Beitrag nicht so viele Kalauer vom Stapel lassen wie ihr aus meinen früheren Sonntagsmalern gewöhnt wart, stattdessen möchte ich ein paar Informationen zu Hintergründen etc. geben.

Vor 77 Jahren sind die Alliierten in der Operation Overlord bzw. Operation Neptune an den Stränden der Normandie unter massiver Unterstützung von Luftstreitkräften angelandet, dort wurde mit dieser Operation die Errichtung der Westfront im Zweiten Weltkrieg eingeläutet.

The Night before D-Day 

Nachdem die Operation Overlord schon seit 1941 geplant und der tatsächliche Start der Operation wegen schlechten Wetters mehrfach verschoben wurde, fand sie am 06. Juni 1944 schlussendlich statt. Am Vorabend mussten die Soldaten sich logischerweise vorbereiten. Fallschirmspringer prüften ihre Ausrüstung, bemalten ihre Gesichter, um besser getarnt zu sein und beluden die Flugzeuge.

Pat Gallagher erschuf über drei Monate ein sehr stimmiges Diorama zu genau diesem Vorabend der Invasion, von dem ich euch ein paar Eindrücke zeigen möchte. Es sind viele liebevoll dargestellte Details wie das Aufbringen der Tarnfarben in den Gesichtern der 101st und 82nd Airborne Division oder der Tisch mit Essen und einem Radio vor der Flugleitzentrale, die mich begeistern. Die Betriebsamkeit und die akribische Planung sind in diesem Diorama sehr gut eingefangen, finde ich.

WW2 British Commando on D-Day June 1944

Die überwiegende Truppenstärke wurde von den Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien und Kanada gestellt. Insgesamt waren jedoch deutlich mehr Nationen an der Operation und ihrer Vorbereitung involviert. Die Büste dieses britischen Kommandeurs von Life Miniatures hat mich direkt angesprochen. Wir, die wir keinen Krieg kennen, können nur erahnen, welch schwere Bürde er zu tragen hat – nicht nur wegen des Gepäcks, das sicherlich einige kg umfasst.

Omaha 6:13 AM D-Day

Dieses Diorama habe ich zufällig in einem griechischen Modellbau-Forum entdeckt. Leider spreche ich außer den üblichen Speise- und Getränkekarten-Begriffen kein Griechisch, dennoch finde ich das Diorama der Landung der amerikanischen Truppen an Omaha Beach am frühen Morgen des 06. Juni 1944 sehr eindrücklich und schön gemacht!

Ich kann das Meer, die Schreie und Schüsse förmlich hören. Bei solchen Bildern macht sich in mir immer eine Mischung aus Bewunderung und Beklemmung breit. Ich bin unendlich dankbar, in friedlichen Zeiten zu leben. Dennoch betreibe ich möglichst historisch akkurates Wargaming und vertiefe gerade dadurch mein Wissen.

Im Link sind noch mehr Bilder des Dioramas zu sehen.

Unteroffizier Kaffeekanne

 

Wenn es um miniaturistische Darstellungen des Zweiten Weltkrieges geht, dann kommen wir an Stoessi‘s Heroes nicht vorbei. Ich mag deren Miniaturen, da sie trotz des kleinen Maßstabes deutlich die Vorlagen erkennen lassen. Dort gibt es eine Miniatur im 28 mm-Maßstab zu Unteroffizier Kaffeekanne. Der Mann, der dafür Modell stand (oder in diesem Fall saß), ist Protagonist im Film „Der längste Tag“, den ich leider noch nicht gesehen habe, der aber definitiv auf meiner To-Guck-Liste steht.

Ein kurzer Ausschnitt ist auf der Webseite von Stoessi‘s Heroes zu sehen. Dort wird gezeigt, wie Unteroffizier Kaffeekanne aufs Meer blickt und als einer der ersten die feindliche Kriegsflotte sehen kann. Dieser Moment der Erkenntnis in seinem Gesicht und der Versuch, vor den ersten Einschlägen der Geschütze zu fliehen, während ein französischer Mann die Flagge schwenkt und sich über die kommende Befreiung freut, zeigt deutlich zwei Seiten, die Krieg haben kann.

Max Wünsche Western Front 1944

Max Wünsche wurde von Young Miniatures sehr gut getroffen. Er war am D-Day gerade mal 30 Jahre alt und zu diesem Zeitpunkt bereits SS-Obersturmbannführer des Panzerregiments der 12. SS-Panzerdivision „Hitlerjugend“, er hatte also scheinbar eine steile Karriere bei der SS vor. Max Wünsche strahlt in Form dieser Miniatur genau diese Selbstsicherheit und Kompetenz aus, die man als aufstrebendes Mitglied der SS wohl brauchte.

Die 12. SS-Panzerdivision bestand tatsächlich überwiegend aus sehr jungen Männern, die geradewegs aus der Hitlerjugend rekrutiert wurden. Sie war gemeinsam mit der 21. Panzerdivision diejenige, die am nächsten zu den Invasionsstränden lag.

Man erinnere sich: Deutschland hatte nicht mit einem Angriff an dieser Stelle gerechnet, womöglich wären sonst – zusätzlich? – erfahrenere Soldaten dort stationiert gewesen.

U.S. Sherman Commander, Normandy 1944

Auch dieser U.S. Sherman Commander von Sabot Miniatures wirkt selbstsicher – weil er es muss. Am D-Day wurden zahlreiche Schwimmpanzer (sogenannte DD tanks) eingesetzt. Das DD steht für Duplex Drive und beschreibt die amphibischen Eigenschaften der eingesetzten M4 Shermans, die mithilfe eines Propellers und einer Schürze, um den nötigen Auftrieb diesen voll gepanzerten Gefährtes zu gewährleisten, tatsächlich schwimmen konnten. Sie waren speziell für die Invasion entwickelt worden und gehören zu den „Hobart’s Funnies“, einigen außergewöhnlichen Panzermodifikationen.

German Fallschirmjäger Normandy circa June 1944

Dieses Diorama, das auf einer Fotographie von zwei deutschen Fallschirmjägern in der Normandie beruht, hat mich zu diesem Sonntagsmaler inspiriert. Ich fand es sehr liebevoll umgesetzt, auch der Kameramann hat seine Ehrung erhalten und ist Teil der Szenerie. Die drei amerikanischen Paratrooper, die hinter dem Gebäude lauern, sind ein schönes hinzugedachtes Detail und runden das ganze Bild sehr stimmig ab.

Nancy Wake (SOE Agent)

Auch wenn fast ausschließlich Männer in diesem Sonntagsmaler zu sehen sind, so soll doch die Rolle der Frauen während des Krieges und speziell der Landung in der Normandie nicht vergessen werden. Nancy Wake ist eine solche Frau, die in der Geschichte nicht vergessen werden darf. Sie war die höchstdekorierte Frau des alliierten Militärs.

Während der deutschen Besatzung Frankfreichs arbeitete sie bei der französischen Résistance und verhalf zahlreichen Menschen zur Flucht. In Vorbereitung auf den D-Day lenkte sie Sabotageakte gegen deutsche Einrichtungen und Transporte. Besonders beeindruckend fand ich ihre Leistung, innerhalb von 71 Stunden über 500 km mit dem Fahrrad zurückgelegt zu haben, um zerstörte Funkcodes erneut zu vergeben. Ich fahre ja gerne und viel Fahrrad, aber bei den damaligen Fahrrädern und Straßenverhältnissen war das sicherlich kein Zuckerschlecken.

Die 28 mm-Miniatur von Bad Squiddo Games zeigt diese starke Frau, die um ihre Fähigkeiten wusste und sie gezielt einsetzen konnte.

12th SS Panzer Division ‚Hitlerjugend‘ Normandy 1944

Nachdem vorhin schon von Max Wünsche die Rede war, möchte ich gerne noch ein Mitglied der 12. SS-Panzerdivision von Life Miniatures zeigen. Dieser junge Mann zeigt mir sehr eindrücklich die Schrecken des Krieges, in dem er aufgewachsen war. Ich kann seine Verunsicherung und Angst förmlich in seinen Augen sehen. Gleichzeitig werden die Mitglieder der Panzerdivision „Hitlerjugend“ als besonders fanatische Kämpfer beschrieben, da die jungen Männer ihr gesamtes Leben über vom NS-Staat indoktriniert wurden und ihre Ideale verteidigen wollten.

Von den 20.000 Soldaten der 12. SS-Panzerdivision überlebten etwa die Hälfte den Krieg. Solche Zahlen machen mich sehr nachdenklich und traurig.

German Tiger Commander, Normandy 1944

Auch dieser Panzer-Kommandant der SS von Pegaso Models wollte offensichtlich seine politischen und weltanschaulichen Ideale verteidigen. Er war in der Normandie und hat die Invasion der Alliierten hautnah zu spüren bekommen. Offensichtlich hat er als altgedienter Soldat im Verlauf des Krieges – der Kriege? – die ein oder andere Verletzung davon getragen, die ihn mutmaßlich allerdings nur noch in seinem Fanatismus gestärkt haben.

Normandy, 1944

Diese kleine Szene von Nocturna Models fand ich auch so gut eingefangen, dass ich sie in dieser Zusammenstellung unbedingt mit dabei haben wollte. Sie zeigt einen amerikanischen Paratrooper, der sich im Fensterrahmen eines zerbombten Hauses kurz eine Pause gönnt. Womöglich ist auch sein Einsatz für diesen Tag vorbei und er kann sich bis zum nächsten Kampfeinsatz ein wenig erholen und seine Kräfte sammeln. Er sieht erschöpft, aber auch mit sich zufrieden aus. Die schwarz-weiße Bemalung ist sehr stimmig und tut ihr Übriges für den Eindruck dieser Szene.

British Paratrooper, “Red Devils”, Arnhem, 1944

Mittlerweile haben wir den D-Day und den Sommer 1944 hinter uns gelassen, vor uns liegt die Operation Market-Garden Mitte September 1944. Neben den Briten (1st Airborne Division) wurden auch U.S. Soldaten (82nd und 101. US Airborne Division) und polnische Fallschirmspringer (1. Unabhängige Fallschrimbrigade) eingesetzt. Sie sollten etwa 100 Meilen hinter der deutschen Front über Eindhoven nach Arnhem vorzustoßen und dort die Brücke über den Rhein zu sichern. Diese Operation misslang, da die Alliierten die Stärke der deutschen Truppen massiv unterschätzt hatten. Der britische Paratrooper von FeR Miniatures gehörte den Red Devils an, was zwar wie ein Motorradclub klingt, aber ein Teil der britischen Luftlandekräfte war bzw. bis heute noch ist. Er und seine Kameraden sprangen in der Nähe von Arnheim ab, um die Stadt und die zugehörige Brücke zu sichern. Es sieht so aus, als wäre er schon ein paar Tage in die immer hoffnungslosere Schlacht verwickelt. Viel Zuversicht zeigt er für mein Dafürhalten nicht mehr.

US 101st Airborne Siege of Bastogne

Schließen möchte ich mit einer wunderbaren Büste von Young Miniatures von Richard Davis „Dick“ Winters, der Teil des 506th Parachute Infantry Regiment der berühmten 101st Airborne Division war. Diese Büste zeigt Dick Winters, verkörpert von Damian Lewis in der Miniserie „Band of Brothers“, die die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges aus Sicht der Soldaten der Easy Company (101st Airborne) zeigt. An dieser Stelle möchte ich meine absolute Empfehlung für diese Serie aussprechen!

Mit der Belagerung von Bastogne im Rahmen der Ardennenoffensive geht das Jahr 1944 zu Ende. Sie begann am 16. Dezember und das Ziel der Deutschen war es, Bastogne als Hauptverkehrsknotenpunkt der Ardennen unter Kontrolle zu bekommen, um nach Antwerpen mit dem dortigen Hafen vorzudringen. Die Alliierten in Bastogne mussten den Deutschen ohne Winterbekleidung und mit völlig unzureichenden Lebensmittelrationen und viel zu wenig Munition standhalten.

Diese Büste begeistert mich vermutlich so sehr, weil Richard Winters in der Serie als unglaublich charismatische Person dargestellt wird und die Büste ihn so gut trifft.

Das war es dann auch schon wieder von mir.

Hat euch die Zusammenstellung gefallen? Hättet ihr Lust, dass ich zu besonderen Ereignissen hin und wieder ein paar Miniaturen hier bei Magabotato als Gastautorin im Sonntagsmaler zeige?

Ich freue mich über eure Kommentare! 🙂

Und noch ein Wort in eigener Sache:

Nachdem Jonas und ich unsere Karriere bei Magabotato aufgegeben haben, haben wir das Hobby ja noch lange nicht sein lassen. Deswegen gibt es uns jetzt auch bei Instagram: Wir sind dort als waffly.wargaming zu finden und freuen uns, wenn ihr uns bei unserer Hobby-Reise begleiten mögt!

Pünktlich für den heutigen Jahrestag hat Jonas sich auch daran gemacht, eine neue Platte für unser Flames of War-Projekt mit modularen Kacheln zu gestalten. Der Strandabschnitt ist fertig, schaut ihn euch gern mal an!

 

Eure Nessi

 

 

Über Gastautor

Dieser Beitrag stammt von einem Gastautoren und alle Magabotatos sind sehr dankbar für die Unterstützung. Wenn ihr auch einen Beitrag oder eine Idee für den Blog habt, schreibt uns gerne eine Email an blog@magabotato.de Vielen Dank!

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4 Comments on “Sonntagsmaler D-Day Edition”

  1. Sehr cooler Artikel und durch aus inspirierend, mal wieder was zu dem Thema zu machen. Übrigens gibt es von Stoessis Heroies auch ein Modell von Nancy Wake, was ich auch sehr gelungen finde. 🙂

    1. Vielen Dank für deinen Kommentar! Und umso schöner, wenn ich dich mit der Zusammenstellung inspirieren konnte. 🙂

      Stimmt, die Nancy von Stoessis Heroes ist auch sehr ansehnlich, ich wollte aber einen möglichst breiten Bereich an Herstellern abdecken. Wahrscheinlich hätten auch Life Miniatures und Young Miniatures den Sonntagsmaler alleine füllen können.

    2. Die britischen Fallschirmjäger, „rote Teufel“, waren auch bei der Landung in der Normandie dabei, zum Beispiel bei den Kämpfen um die Brücken über die Orne und den Caen-Kanal. Eine der Brücken wurde sogar später nach dem Sybol ihrer Einheit „Pegasus Brigde“ benannt.

      Falls alles klappt, werde ich am Freitag , nach langer Zeit des Lockdowns, endlich wieder eine Partie Tabletop spielen. Geplant ist eine Landung (Scenario FUBAR) britischer Truppen an einem Strand (Juno, Gold oder Sword) in der Normandy nach den Flames of War 4.0 Regeln. Mal sehen wie es wird. Solche Scenarien sind schon alleine wegen der speziellen Modelle (u. a. Landungsboote) sehr aufwendig/teuer, falls man nicht mit Pappmarkern spielen möchte.

  2. Hallo Nessi,

    auch von mir vielen Dank für diesen tollen Sonntagsmaler. Es ist immer wieder schön solch tolle Bemalungen und Kreationen zu sehen 🙂

    Glaube ich sollte mal wieder „Der längste Tag“ oder „Der Soldat James Ryan“ anschauen 😉

    Viele Grüße,
    Steven

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