#292 Sebbos Geschichtsstunde: French Regular Infantry

Willkommen zur Geschichtsstunde! Heute lernt Sebbo etwas über die „French Regular Infantry“ für den French Indian War, unter Zuhilfenahme der Modelle von Warlord Games.

Markus erklärt, wo der Truppentyp in dem Konflikt eingesetzt wurde und erzählt etwas über den Konflikt in Nordamerika.

Viel Spaß beim Hören!

4 Comments on “#292 Sebbos Geschichtsstunde: French Regular Infantry”

  1. Hallo zusammen,

    ein angenehmer, unaufgeregter und informativer Plausch, hat mir sehr gefallen, vielen Dank an Euch beide. Der damalige französische König Ludwig der Fünfzehnte schien die nordamerikanische Kolonie eher stiefmütterlich zu sehen und sein Hauptmerk auf Europa zu richten. Das ermöglichte wohl den britischen Vorstoß in Nordamerika und eben anderen Kolonien.

    Zu diesem Thema gibt es auf Jutjup zwei- wie ich finde- gute Dokumentationen:
    „Quebec 1759 Das Ende Neufrankreichs“ in sechs Teilen á ca. 14 Minuten
    und den Vierteiler „Kampf um Amerika“ (1 Das gespaltene Land, 2 Die ungeliebten Verbündeten, 3 Die entscheidende Wendung, 4 Die fatalen Folgen).

    Auf der Seite „kronoskaf.com“ finden sich zudem genaue Beschreibungen, welche französischen Armeen nach Nordamerika bzw. Kanada während des siebenjährigen Krieges verschifft wurden, einschließlich der Uniformfarben und Regimentsfahnen (z.B. Artois, Béarn, Berry, Bourgogne, Guyenne). Das dortige Stöbern lohnt sich allemal.
    Also Dreispitz aufgesetzt, Tomahawk und Pemmikan bei der Hand und losgelegt.
    😉

    Ja, die Miniaturen von Northstar sind schon klasse, wenngleich etwas massig im Vergleich zu den Kunststoff- Waldindianern von Warlord Games (Black Powder) bzw. ehemals Wargames Factory. Aus dieser Reihe lassen sich auch gut die Kolonialen Milizen für den French Indian War verwenden.
    Mit den vergleichsweise günstigen Boxen von Wargames Factory habe ich mich damals vor der freundlichen Übernahme durch Warlord Games reichlich eingedeckt.

    Black Hussar Miniatures, Fantasywelt, Frontline Games und Stronghold Terrain haben übrigens als Anbieter von Metall- und Kunststoffminis reichhaltige und schöne Sortimente zur Dreispitz- Ära.

    Herzliche Grüße,
    Ingo Wilhelmsson

  2. Interessantes Thema, es ist allerdings auch so schrecklich kompliziert…

    Zunächst, Weiß war eine sehr beliebte Uniformfarbe und wurde ja auch von fast allen Armeen getragen. Der große Vorteil ist, dass man die Kleidung bei Verschmutzung recht einfach bleichen konnte, ohne dabei einen Farbverlust zu riskieren. Wenn so eine Kompanie Preußen nämlich ihre blauen Röcke in die Wäsche gab, dann kamen die da aber sowas von nicht mehr uniform wieder raus. Mit etwas Pech waren die dann in einer Bandbreite von lila bis babyblau gekleidet.
    Das Weiß war bei den Franzosen übrigens auch nicht durchgehend. Oft trugen die Soldaten – je nach Regiment – dazu blaue oder rote Hosen oder Westen, es gab auch komplett blaue Uniformen und komplett rote Uniformen

    Aber zum eigentlichen Problem. Im French and Indian War haben in Kanada keine Marineinfanteristen gekämpft. Ich weiß, Aufschrei und so weiter, aber ja, die heißen nur so, die haben mit Schiffen und Marine nichts zu tun. Es ist ein Politikum.
    Der französische Absolutismus funktioniert ja stark vereinfach so, dass sich alle um die Gunst des Königs kloppen und so keine Zeit haben, dem König selbst gefährlich zu werden. Und warum kloppen die sich? Weil der König künstlich Konkurrenz-Situationen schafft.
    Grundsätzlich oblag der Schutz der ausländischen Gebiete und Handelswege dem Marineministerium und nicht dem Kriegsministerium, letzteres wurde aber natürlich dann eingesetzt, wenn der Brocken für die Marine zu groß wurde. Das Marineministerium unterhielt aber zu diesem Behufe eine eigene Armee. Die Einheiten dieser Streitmacht wurden ganz allgemein Compagnies franches de la Marine genannt. Diente eine Einheit auf einem Schiff, wurde das Wort „Marine“ oft durch den Schiffstypen ersetzt. Etwa Compagnies franches des Galeres für Soldaten auf Galeeren.
    Die Compagnies franches de la Marine trugen übrigens die gleiche Uniform wie die reguläre Armee. Der Umstand, dass die Soldaten in Kanada so anders aussehen, ist dem Umstand geschuldet, dass es einen großen Unterschied zwischen der Uniform, die der Soldat grundsätzlich zu tragen hat, und der gibt, die er tatsächlich im Feld trägt. Die Franzosen schätzten zudem die amerikanischen Ureinwohner sehr. Sie waren wie kaum eine andere Nation Europas bereit, anzuerkennen, dass ihre Kampfweise und Kleidung durchaus Vorteile hatte. Das Endergebnis sind dann die Compagnies franches de la Marine von Warlord Games. Man trug Lagermütze statt Dreispitz, weil er praktischer war. Man trug einen einfachen, weiten Kittel oder ein langes Hemd, weil es Bewegungsfreiheit ließ und man trug Schuhe und Beinkleider der Ureinwohner, weil sie robust waren, das Schleichen erleichterten und mit einfachen Mittel in Stand gehalten werden konnten. Die kanadischen Milizen trugen im grunde identische Kleidung. Von den Milizen schauten sich die Soldaten der Compagnies franches de la Marine wohl auch das Tragen von Messern (in der Regel mehrere, davon eins an einem Riemen um den Hals) und Tomahawks ab. Die Ureinwohner wiederum übernahmen die Muskete als Hauptwaffe (vorher wurden Kriege in der Regel mit Keulen, Spießen, Speeren und in Rüstung ausgetragen) und eigneten sich neben ihren Keulen auch den Tomahawk an. Ihre Rüstungen verschwanden praktisch komplett.

    Kernproblem an der Warlord-Box der regulären Infanterie ist aber neben dem Preis ihre fehlende historische Genauigkeit. Die Uniformen stimmen, die Posen sind aber vollkommen falsch. Ja, ich weiß, nächster Aufschrei, denn die laufen ja schließlich durch den Wald. Und ja nicht in Reih und Glied und…

    Doch, das tun sie. In Reih und Glied. Was sollten sie auch sonst tun? Was anderes haben sie nicht gelernt. Ich meine, die Burschen wurden so sehr gedrillt, dass die Salve um Salve über sich ergehen lassen konnten, ohne mit der Wimper zu zucken. Da werden ein paar Bäume den europäischen Drill nicht so einfach aus denen rausbekommen. Zugegeben, die Soldaten in Kanada waren jetzt nicht gerade aus Regimentern, die einen besonders dollen Status hatten (und es waren auch nur 2. Bataillone in Neufrankreich), aber sie schlugen eben überwiegend Schlachten so, wie man das auch in Europa tat und da sind Posen, die eher hundert Jahre später in den Amerikanischen Bürgerkrieg passen, wenig hilfreich. Daher würde ich auch dringend zu den Modellen von Black Hussar, Crusader Miniatures oder Stronghold Terrain/DayDream Miniatures raten.

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