Moin!
Ok, dass ich Endzeit- und insbesondere Mad-Max-Fan bin, ist wohl wirklich nichts Neues mehr. Bei meiner Recherche nach Filmen, Büchern und Games bin ich auch irgendwann auf dieses Brettspiel von MB gestoßen. Da es in Deutschland nie erschienen ist, war es nie wirklich günstig zu bekommen, aber schlussendlich musste ich es einfach haben und habe letztes Jahr zugeschlagen. Hier kommt Thunder Road!
Die harten Fakten: ein Brettspiel von MB aus dem Jahre 1986. Und auch, wenn nicht “Mad Max” drauf steht, ist die Referenz doch klar zu erkennen. Das Vorbild ist eindeutig, sowohl in der Boxart, als auch in den Miniatur-Autos, doch dazu später.
Wie die meisten Kinder der 80er, durften sowohl ich als auch die Kids aus folgendem TV-Spot wohl schon viel zu früh “Mad Max 2 – Der Vollstrecker” gucken. Viele Eltern sahen das mit der Jugendfreigabe wohl nicht ganz so genau. Geballte Action in der Werbung!
Erschienen ist das Spiel 1986, auf Englisch, in den USA und Großbritannien (die vorliegende Version kommt aus England) und in Frankreich als “Le Survivant”, zu Deutsch “Der Überlebende”.
Enthalten in der Box sind zwei Straßen-Spielbretter, drei gelbe Würfel (W6 mit 1-6) für die Bewegung plus ein Schwarzer als “Road-Bonus” (W6 mit 2×1, 2×2, 1×3 und 1×4). Zwei rote Würfel (normale W6) für die Kämpfe, sowie die Anleitung. Dazu kommen noch drei unterschiedliche Autos und ein Hubschrauber in je vier Farben. Von der Größe sind die vergleichbar mit Micro Machines, falls das noch jemand kennt. Außerdem gibt es noch acht ausmodellierte Autowracks. Spätestens hier kann man die Ähnlichkeit zum Vollstrecker nicht mehr leugnen – wir bekommen den Letzten der V8 aka den Ford Falcon XB von Max, das Vehikel von Pappagallo, einen Buggy und den Chopper des “Gyrocaptain” – allesamt im Film auf Seiten der Guten!
Das Spielprinzip ist simpel und auch schnell erklärt. 2-4 Spieler platzieren ihre Autos auf den passenden Feldern, die auf der Start-Straße markiert sind. Dann würfelt man abwechselnd die drei gelben zusammen mit dem schwarzen Würfel, um seine Bewegungsoptionen zu ermitteln. Jedem seiner Autos weist man nun einen gelben Würfel zu. Die Augenzahl entspricht den Feldern, die das Auto vorwärts (geradeaus oder schräg) bewegt werden muss(!). Wer sich auf der Straße befindet und auch auf dieser bleibt, darf den schwarzen Würfel, den sogenannten “Road-Bonus” dazu addieren – auch für mehrere der eigenen Autos, die man so alle bewegt.
Landet man hinter einem gegnerischen Auto (gerade oder schräg), kann man es beschießen. Dazu rollt man einen der roten W6 und prüft, ob man die Stärke des Gegners erreicht. Es gibt leichte, mittlere und schwere Fahrzeuge mit Stärke 4, 5 und 6. Die eigene Stärke des Angreifers spielt dabei keine Rolle, es geht nur darum mindestens die gegnerische Stärke mit dem Würfel zu erreichen wodurch der Gegner zum Wrack wird. BAAAAM!
Erreicht man mit der Bewegung das gegnerische Auto genau, kann man es rammen. Dazu würfeln beide einen roten Würfel, addieren ihre Fahrzeugstärke und vergleichen. Erzielt der Angreifer ein höheres Ergebnis, wird der Gegner zum Wrack, wenn nicht, passiert nichts und die beiden Autos bleiben auf dem gleichen Feld stehen.
Ähnlich funktioniert der Hubschrauber, der einmal je Spielbrett einfach ohne Bewegungswurf an einen Gegner gesetzt werden darf und schießen kann wie ein Auto.
Man darf prinzipiell nicht einfach durch Gegner hindurchfahren, man kann aber versuchen, Wracks aus dem Weg zu rammen (mit einer 50%-igen Erfolgschance). Mit ein bisschen Glück kann man seine auf dem Spielbrett befindlichen Wracks mit einem Sechser-Pasch beim Bewegungswurf reparieren und normal weiter fahren.
Und wie gewinnt man? Ganz einfach: entweder man schafft es, alle Gegner aus dem Spiel mit BADDABOOOM! zu entfernen oder man lässt alle anderen hinter sich. Denn das Spielfeld ist theoretisch unendlich… erreicht ein Auto als erstes das Ende der Straße und hat noch Bewegungspunkte übrig, wird das hintere der beiden Spielbretter entfernt und vorne wieder (mit den Wracks) angesetzt. Alle anderen Autos – Freund und Feind – sind abgehängt und werden aus dem Spiel entfernt.
Und ja, das kann tatsächlich ziemlich schnell gehen, denn der Zufall spielt eine große Rolle. Die Bewegungswürfel rocken das Spiel und mit einer 6 plus Bonus 4 hat man auch schnell das Ende des Boards erreicht. Der Startspieler hat schon einen enormen Vorteil. Das macht als Partyspiel natürlich Spaß und als 10-Jähriger hätte mich das voll abgeholt! Für anspruchsvolles Spielen reicht es dann tatsächlich nicht. Da wären zum Beispiel unterschiedliche Stärken beim Beschuss wünschenswert, bessere Ramm-Regeln, mehr Bewegungsoptionen und weniger Willkür.
Das hat sich auch “Restoration Games” gedacht und 2023 via Kickstarter mit “Thunder Road: Vendetta” ein verfeinertes Spiel herausgebraucht, das wesentlich mehr Optionen bietet. Die Kernmechaniken bleiben erhalten, das Board wird neu angesetzt, drei Fahrzeuge plus Chopper, Bewegungswürfel und Road-Bonus… jedoch gibt es nun mehrere verschiedene und doppelseitige Road-Tiles mit unterschiedlichen Straßen, Ramm- und Schieberegeln, ein verbessertes Schadensmodell und auch einer Erweiterung mit großen LKWs.
Wer sich für das Thema interessiert und es noch ausgeklügelter möchte, hat sich sicher längst schon Gaslands angeschaut. Das Spiel, dass sich durch die Möglichkeit einfach Matchbox-Autos zu nehmen und umzubauen, großer Beliebtheit erfreut. Und auch Games Workshop hat in den 80ern den Straßenkampf mit Lederjacken um die letzten Tropfen Benzin in ein Brettspiel gepackt. Das “Dark Future”-Universum hielt Endzeit-Minis bereit und im gleichnamigen Brettspiel hetzte man mit kleinen LeMans-mäßig aussehenden Autos und Motorrädern aufeinander los – ebenfalls auf Road-Tiles.
Mein Fazit nach einer Hand voll Spielen: für Fans. Also was für mich! Das Spiel hat Retro-Charme (die Box!), sehr schöne, detaillierte Miniaturen und eine Spielmechanik, die gerade bei mehr als zwei Spielern als schnelles Spaßspiel taugt. Eine Runde kann gut und gerne in 15 Minuten vorbei sein. Ich selber würde mir ein leichteres Upgrade wünschen – Mit verschiedenen Fahrzeug-Stärken und mehr Straßenoptionen. Vendetta ist mir da fast schon zu mächtig; sieht trotzdem interessant aus, ist aber leider in Deutschland, wie sein Vorgänger, nicht so leicht zu bekommen. Vielleicht greif ich ja auch zu Micro Machines und fang selbst das Basteln an – wer weiß!
Danke für den tollen Beitrag. Ich selbst bin ebenfalls ein großer Mad Max Fan und überlege, mir Thunderroad Vendetta zu kaufen. Ich habe eine umfangreiche Sammlung umgebauter Autos für Gaslands, die ich sehr liebe. Vielleicht macht ja Seppel mal ein Review mit mir zusammen
Danke Dir! Bei Vendetta bin ich auch noch am Überlegen. Gerade mit der Big Rig Erweiterung auch… und tatsächlich hätte ich auch genug Autos um das Ganze in 30mm mit zwei Spielern zu spielen. 😀