Hobbytagebuch: Battlespace

Moin Moin!

Neulich habe ich euch Rogue Warriors vorgestellt. Wenn man aber einmal die Büchse der Pandora geöffnet hat, dann gibt es kein Zurück mehr. So auch diesmal… Deshalb möchte ich euch heute das nächste Regelwerk des Modern Warfare vorstellen:

BATTLESPACE

Wie im Jahresabschlusspodcast erklärt, habe ich das Ganze von meiner Tochter zu Weihnachten erhalten.

Harte Fakten

Preis:                    ca. 39€ (je nach Händler abweichend, da keine Buchpreisbindung)

Seitenzahl:         45

Autor:                  Robert Salters

Sprache:              englisch

Verleger:            Modiphius

Allgemeines

Ausgeschrieben als Solo-Game, war ich ursprünglich skeptisch. Das hat sich aber schnell revidiert. Die Erweiterung auf den CoOp-Modus erfolgt zwar lediglich in einem einzigen kleinen Kasten, aber funktioniert in meinen Augen einwandfrei.

Mit einem kleinem Squad von 4 Minis zieht ihr gegen KI-gesteuerte Gegner (ca. 16) ins (Spiel-)Feld. Dies wird mit 90x90cm und entsprechendem Gelände empfohlen. Ansonsten benötigt ihr W20 und das war es eigentlich schon. Grundlegend benötigte Marker und Messinstrumente werden mitgeliefert, allerdings sind ein paar zusätzliche Marker für Ziele und Equipment nicht verkehrt, ebenso für aktivierte Gegner. Aber nichts exotisches, was man nicht zu Hause hat, bzw. leicht besorgen könnte.

Neben dem Regelwerk, alle Seiten in hochgglanz, bekommt man jede Menge Bögen mit vorgestanzten Karten in Standardgröße. Diese beinhalten zwei Aktivierungskarten, 34 Soldier-Karten, 21 Ausrüstungskarten, 18 Gegner-Karten und 30 Aktionskarten, alle jeweils unterschiedlich farblich gestaltet.

Die Regeln

Eine 1-seitige Einleitung und eine 1-seitige Erklärung der Spielmaterialien sind alles, was einen auf das Spiel einstimmt, bevor es mit den Basis Regeln losgeht.

Diese beginnen, mit der Erklärung der Soldier-Karten. Diese bieten einem vorgefertigte Profile aus 5 verschiedenen Spezialeinheiten: Delta Force, Navy Seals, SAS, CIA und Spetsnaz. (Weiter hinten im Buch findet sich aber auch ein Abschnitt um sich selber Krieger zu erstellen.)

Die Kernwerte sind:

Hit Points (HP): Diese sind die klassischen Lebenspunkte. 4, sind der Standard.

Initiative (INV): Ein Wert der beim Würfeln erreicht oder überschritten werden muss, um den Charakter optimal einsetzen zu können.

Accuracy (ACC): Ein Wert, welcher auf das Würfelergebnis addiert wird, um zu treffen.

Hand-to-Hand (HtH): Ein Wert, welcher auf das Würfelergebnis addiert wird, um zu treffen.

Grundsätzlich gilt hier, je höher desto besser. Je Höher aber die Kampfwerte sind, desto Höher ist auch der Initiativewert und die Aktivierung kann unter Umständen schwerer werden. Dazu später mehr.

Weiterhin folgen Regeln zum Nahkampf und Fernkampf, welche alle mit dem W20 abgehandelt werden. Würfeln + Wert (siehe Kennwerte oben) müssen bestimmten Zielwert des Gegners erreichen; fertig. Jeder Treffer macht eine Wunde. Dabei haben normale Gegner 1 Hit Point (Leben), elitärere Gegner 2-3. Auch hier gibt es Einflussfaktoren wie Deckung oder Point Blank Reichweite.

Auf diese simplen Kampfregeln folgt eine kurze Erläuterung zum Aufbau des Spielfeldes. Das Feld wird geviertelt und anschließend auf einer Tabelle gewürfelt, in welchem Quadrant welche Art von Gegner aufgestellt wird (Gruppe, Einzelgänger, Elite).

Auf den nächsten 7 Seiten erfolgt die genaue Erklärung (mit sehr guten Beispielen) des Spielrunden Ablaufs.

Exemplarisch möchte ich euch kurz den Phasenablauf vorstellen, damit ihr eine Vorstellung vom Spielablauf bekommt. Spielfeld, Minis, Gelände etc. sind bereits aufgebaut.

  1. Spielerphase

Wir wählen einen Krieger (Delta Force Soldat Baybrook) aus und würfeln einen W20, um damit den INV Wert zu erreichen oder zu übertreffen. Baybrook hat den INV-Wert von 5; der Würfel zeigt eine 9. Also können wir Baybrook jetzt Befehle (Orders) geben. Es gibt normale Befehle und freie Befehle. Freie Befehle wären so etwas wie Türen öffnen, Gegenstände übergeben, Schalter aktivieren etc. Die normalen Befehle haben gewisse Kosten je nach Umfang.

Baybrook hat nun 2 normale und 1 freien Befehl. In unserem Beispiel geben wir ihm einen „Move“ (Kosten:1) und einen „Fire“ (Kosten:1) Befehl. Dafür legen wir die Aktionskarte an die Base der Mini und stellen sie dann ans Ende der Karte. Also Messen, ganz wie wir es gewohnt sind, nur mit Hilfe der Aktionskarte. Mit dem „Fire“-Befehl soll Baybrook nun auf einen Gegner feuern. Wir würfeln einen W20 und addieren seinen ACC-Wert oben auf. Würfel (12) + ACC (+1)= 13. Der Gegner hat einen Trefferwert (TL) von 9 und nur 1 Lebenspunkt. Somit wird dieser vom Feld genommen und wir haben einen Gegner weniger um den wir uns kümmern müssen.

Als nächstes soll Rivers aktiviert werden, er hat eine INV von 8. Mit dem W20 erreichen wir nur eine 5. Jetzt wird eine „Sitrep“-Karte gezogen und deren Beschreibung sofort abgehandelt.

Diese Karten sind ein weiteres Zufallselement im Spiel, was ordentlich Spannung mit sich bringt. Durch diese Karten können Gegner zusätzlich aktiviert werden oder Fallen ausgelöst werden, oder weitere Gegner auf das Feld bringen, oder zusätzliche Ausrüstung wird abgeworfen, oder oder oder…

Zurück zu Rivers, auf ihn legt nun ein Gegner an und feuert. Ein W20 wird gewürfelt und der TL des Gegners muss mind. erreicht werden. In diesem Fall eine 9, der Würfel zeigt eine 13 und Rivers verliert einen HP.

Nun kann er normal aktiviert werden, hat allerdings nur noch 1 normalen und 1 freien Befehl zur Verfügung.

So werden nach und nach alle Soldaten des Trupps aktiviert und eventuelle Ereignisse abgehandelt.

  1. Gegnerphase

Nun werden alle auf dem Spielfeld befindlichen Gegner abgehandelt, die vorher NICHT durch eine „Sitrep“-Karte aktiviert wurden. Hier bietet es sich an, wie eingangs erwähnt, Marker zu platzieren.

Ansonsten sind die Gegner auf Konfrontation ausgelegt; kurz um:

  • Sehen sie einen vom Squad, feuern sie.
  • Sehen sie keinen vom Squad versuchen sie in Sicht zu kommen und dann zu feuern.
  • Oder eben sie erreichen Nahkampfreichweite (Base to Base), dann gibt es ein Handgemenge.
  1. Aufräumphase

Hier wird geprüft, ob Siegbedingungen erfüllt sind oder Fehlschlagbedingungen (Rundenlimit, alle tot, etc.)

Wenn keines von beiden eingetroffen ist, werden die Aktivierungsmarker entfernt oder eventuelle Statusmarker (wie Niedergehalten) und ab in die nächste Runde.

Back to Topic.

Und damit wären auf 11 Seiten alle Basis Regeln erklärt.

Diesen folgen 13 Seiten optionale Erweiterungsregeln. In diesen wird erklärt, wie zusätzliche Ausrüstung der Soldaten funktioniert. Beispielsweise bei Granaten wird die Aktivierungskarte angelegt und anhand eines W20 Wurfes festgestellt, ob die Granate am geplanten Ort landet oder abweicht.

Zivilisten werden erklärt und wie diese auf das Spiel eventuell reagieren (W20-Wurf auf einer Zusatz Tabelle).

Die möglichen Befehle werden auch erweitert und Fehler kommen hinzu, die bei einer natürlichen „1“ (wie z.B. Waffenversagen) auftreten können.

Ein großer Teil, der erweiterten Regeln beschäftigt sich auch mit dem Thema Fahrzeuge. Die Auswahl reicht vom einfachen Kombi, über Panzer und Boote bis hin zu Apache Kampfhubschraubern (Black Hawk Down lässt Grüßen ; )) . Diese ganzen Fahrzeuge werden in Tabellen beschrieben, wie stark ihre Panzerung ist und wie viele Personen transportiert werden können.

              Ganz ehrlich, ich habe diesen Teil gelesen, fand ihn super interessant, aber für meine Idee zu spielen schon etwas zu ausufernd. Heißt nicht, dass ich mich nicht noch mal mit auseinandersetzen werde. Leute mit denen ich mich schon darüber ausgetauscht habe, meinten, dass sich hier der Wechsel auf einen anderen Maßsstab (20mm) lohnen würde, weil im Modellbau eine viel größere Auswahl an solchen Modellen bestehen würde.

Die nächsten Seiten befassen sich dann ausführlich mit der Erschaffung eigener Soldaten. Ausgewählt werden kann aus den eingangs erwähnten 5 Spezialeinheiten. Wobei ich auch schon KSK-Eigenkreationen gesehen habe, dem spricht also auch nichts entgegen. Je nach Fraktion gibt es ein paar Boni. Dazugehörend gibt es eine simple Anleitung zum Erstellen der eigenen Krieger. Hier gilt, je elitärer (hoher ACC und HtH Wert), desto höher wird auch die INI und desto schwieriger kann die Aktivierung werden.

Die nächsten 6 Seiten sind gefüllt mit 6 Missions-Vorschlägen, welche auch Spielfeldaufbau und Umgebungseinflüsse wie Nacht und Wetter beinhalten. Die Vorschläge sind von Rettungsmissionen, über Infiltration, bis Suchen-und-Aussschalten von Zielpersonen sehr abwechslungsreich gestaltet. Sogar eine zusätzliche Minikampagne von 3 zusammenhängenden Missionen ist enthalten. Außerdem findet sich in diesem Abschnitt auch ein Missionsgenerator.

Abgerundet wird das 45-Seiten-Regelbuch mit einem guten alphabetischen Glossar und Schnell Referenzen (inkl. Gegner- und Soldatenprofilen).

Fazit

WOW, ich hätte nie gedacht, dass so viel Inhalt auf nur 46 Seiten passt. Grafisch gut gemacht und mit vielen Bildern von echten Minis und Platten unterstützt. Hier sind es wohl kleinere Maßstäbe, sonst wäre ein kleiner Kritikpunkt die Bemalung der Minis. Spielt hier aber keine Rolle, da es ja um die Regeln geht.

Und die sind wirklich gut in meinen Augen. Modiphius liefert hier ordentlich ab, allerdings würde ich alleine schon wegen der Karten zur gedruckten Version raten und nicht zur PDF Version.

Ich habe ein Solo-Spiel gemacht und gegen mich selbst verloren… Bin aber auch nicht so der Typ für Solos. Zum Regeln lernen aber optimal.

Die anderen Spiele waren CoOp. Wow, hatten wir einen Spaß! Am Anfang schien es eher ein runterwürfeln zu werden, dann wurde die erste Falle ausgelöst und plötzlich standen aus dem Nichts 6 Gegner auf dem Feld. Und wir hatten richtg zu tun.

Die Spiele waren bis zur letzten Aktivierung spannend. Und wenn man denkt, man muss nur noch über die Kante fliehen, kommt durch einen misslungenen Würfelwurf eine neue “Sitrep”-Karte daher und aktiviert den Gegner, der einen 3cm vor der Spielfeldkante über den Haufen schießt.

Die „Sitrep“-Karten bringen super viel Unvorhergesehenes mit rein und machen das Spiel definitiv spannend und auch unheimlich dynamisch. Wenn mitten in der eigenen Aktivierung plötzlich ALLE Gegner einmal dran ist, zerfallen sehr viele Pläne sehr schnell zu Staub.

Auch der Wurf zur Aktivierung verdeutlicht auch noch mal die „Wirren des Krieges“.Um es etwas zu entschärfen, wäre auh hier die Überlegung (wie bei Frostgrave), mit 2xW10 zu spielen.

Die Zusatz-Ausrüstung bringt auch nochmal ordentliche Individualisierungsmöglichkeit mit. Ich werde auf jeden Fall das nächste Mal „Ceasar“ den Hund mitnehmen.

Die vorgegebenen Missionen bieten schon mal viel Abwechslung, inspirieren aber auch zum Erstellen von eigenen Szenarien.

Das Abmessen mit der Karte entspannt, da man alles direkt parat hat und nicht mit dem Maßband am Tisch rumhantieren muss und auch alle anderen Messaktionen (Granatenwurf etc.) mit dieser Schablone abgehandelt wird.

Die Möglichkeiten mit den Fahrzeugen sind riesig und gut durchdacht, wird mir persönlich aber zu groß. Wobei ein paar HUMVEES und ein paar generische Pick Ups? HHHmmmm…. Ich halte euch auf dem Laufenden.

20 Minis sind insgesamt auch nicht viel, 4 für den Squad und ca. 16 für die Gegner. Wie weit man das ausweitet ist ja jedem Selber überlassen.

Für knapp 40€ lohnt sich der Blick auf jeden Fall mal, allein schon um sich von der wirklich guten KI in die Enge treiben zu lassen. Ich und meine Spielpartner sind hellauf begeistert. Ich kann es, gerade als CoOp, absolut empfehlen!

Welche Systeme kennt ihr mit guter Gegner-KI? Was mögt ihr mehr, PvP oder CoOp? Lasst es mich in den Kommentaren wissen.

Euer Seppel

6 Comments on “Hobbytagebuch: Battlespace”

  1. Was für ein spannender Spieltag!
    Ich erinnere mich an die ersten Spielzüge. Da wirkte es, als ob das Spiel schnell vorbei ist. Doch dann wird die erste Side-Rep-Karte aktiviert, und schlagartig ändert sich das Spielerlebnis. Plötzlich taucht Verstärkung für den Gegner auf. Aus einer nahegelegenen Tür taucht aus dem Nichts ein Feind auf, Gegner nutzen Rauchgranaten usw. usw. Da ist plötzlich Zeitdruck, weil man innerhalb einer bestimmten Rundenzahl das Ziel abgeschlossen haben muss, und man sich überlegen kann, den abgeworfenen Airdrop (dank Side-Rep-Karte) für einen guten Bonus im Spiel einzusammeln oder doch den schnellen Abschluss der Mission im Auge zu behalten.
    Auch das Coop-Spielen hat mir unheimlich Spaß gemacht. Gemeinsam an einem Ziel arbeiten, seinen Mitstreiter unterstützen, wenn dieser in einen Hinterhalt gerät – das macht mir persönlich mehr Spaß, als einen Freund vom Schlachtfeld zu fegen. Wie immer ein toller Spieltag mit Seppel, der mit Sicherheit weitere nach sich zieht. Von mir eine klare Kaufempfehlung.

    Sven

    1. Moin!
      Ich möchte an dieser Stelle erinneren, dass DU diese Falle ausgelöst hast und uns die Gegener au den Hals gehetzt hast… ; )
      Aber bei einem CoOp spielt das aber letztlich keine Rolle.

      Freue mich schon auf das nächste Spiel.

      LG
      Seppel

  2. Klingt definitiv spannend. Ich hatte mir Battlespace schon zugelegt, bevor das bei Modiphius gelandet ist. Aber der Mehrwert dieser Version scheint durchaus auf der Hand zu liegen. Sehr schöner Bericht über das Spiel und seine Mechaniken. Mach durchaus Lust aufs Ausprobieren.

    Hinsichtlich Gegner-KI für Solo bzw. Coop-Spiele ist für mich halt unabhängig vom Setting immer noch die imperiale Flieger-KI aus der Heroes of Aturi Cluster Kampagne für X-Wing ein gewisser Goldstandard. Das Maß an Arbeit was da reingeflossen ist und wie gut sie in der Praxis funktioniert, habe ich bisher noch nicht in anderen Spielen gesehen. Der Autor dahinter hat jetzt ja für Battletech etwas ähnliches mit dem Aces-System geschaffen, was ich bisher nur im WIP Zustand gesehen hatte, aber durchaus auch Potenzial bietet.

    1. Moin Volker,
      danke für deinen Kommentar.
      Ich bzw. wir (Mitspieler) können es nur empfehlen.
      Seit dem es bei Modiphius ist, ist wohl auch etwas erweitert worden (siehe Beschreibung bei Modiphius direkt).

      Nach der Flieger KI werde ich mich mal auf die Suche machen. Für XWing bin ich ja auch durchaus immer zu haben.

      LG
      Seppel

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