Wer kennt die Situation nicht. Ihr wollt eigentlich nur zwei Farben bestellen, euch fehlen dann aber noch 45€ für den kostenlosen Versand. Also einfach mal sehen was der Laden noch so hergibt. In diesem Falle erregte Neverrift meine Aufmerksamkeit.
Neverrift, was bist du?
Gefunden habe ich Neverrift in der TCG Abteilung. Auf der Box ist aber dick und fett von „Brettspiel“ die Rede. Was ist es denn nun? Nach einigen Spielen kann ich eindeutig sagen: Es ist beides. Neverrift lässt sich in zwei Sätzen zusammenfassen: Spieler legen abwechselnd Karten auf das Spielfeld und versuchen, den Gegner mit stärkeren Kreaturen zu besiegen. Am Ende gewinnt derjenige, der die meisten Karten unter seiner Kontrolle hat. Doch so simpel es klingt, das Spiel offenbart eine deutlich größere Komplexität und strategische Tiefe, als diese Beschreibung vermuten lässt.
Jeder Spieler übernimmt die Kontrolle über einen „Tamer“ der einer bestimmten Fraktion angehört. In der Grundbox hat man die Auswahl aus fünf verschiedenen Tamern, die alle einer anderen Fraktion zugeordnet sind. Die Fraktionen sind sowohl in ihrer Optik, als auch in ihrer Spielweise sehr unterschiedlich.
Jeder Tamer bringt sein eigenes Deck mit, bestehend aus 30 Karten. Das Ziel des Spiels ist es, mit den eigenen Kreaturen die des Gegners zu „zähmen“. Dafür muss die Stärke der eigenen Kreatur höher sein als die der zu zähmenden Kreatur. Jede Kreatur verfügt über vier Stärkewerte, jeweils an einer Kartenseite, und kann somit mehrere Kreaturen gleichzeitig zähmen. Einmal gezähmt, wechselt die Kreatur in den Besitz des Spielers, der sie gezähmt hat. Gezähmte Kreaturen können natürlich vom Gegner auch wieder zurückerobert werden. Die Zugehörigkeit einer Kreatur wird durch schwarz-weiße Marker dargestellt, die einfach umgedreht werden.
Was auf den ersten Blick einfach wirkt, erweist sich nach kurzer Zeit als raffiniertes und taktisches Spielprinzip, bei dem man sich, je nach persönlicher Möglichkeit, den Kopf zerbrechen kann. Zusätzlich zu den Kreaturen können nämlich auch noch Zauber und Orte gespielt werden, die großen Einfluss auf das Spiel haben. Beispielsweise können dadurch Kreaturen verschoben, verstärkt, geschwächt oder anderweitig manipuliert werden. Ich fühle mich an Spiele wie „Dice War“ oder an das eher unbekannte „Schach“ erinnert.
Gespielt wird wahlweise mit 2 bis 5 Spielern auf verschieden großen Feldern. Bei einem klassischen zwei Spieler Spiel empfehlen die Regeln eine Spielgröße von vier mal vier Feldern.
Sobald die letzte Karte gelegt wurde, ist das Spiel sofort beendet. Der Sieger ist dann derjenige, der die meisten Kreaturen gezähmt, bzw. die meisten Marker auf seine Seite drehen konnte.
Und wo ist jetzt das TCG in Neverrift?
Das Grundspiel ist bereits seit einiger Zeit verfügbar, und wie es sich für ein anständiges Trading Card Game gehört, lässt sich das eigene Deck nach Belieben erweitern. Der erfolgreich finanzierte Kickstarter wurde größtenteils ausgeliefert, der internationale Versand läuft, und bis Ende Februar sollten die Displays bei den bekannten Händlern erhältlich sein.
Fazit
Das Besondere an Neverrift ist, dass es in nur einer Minute erklärt ist und man sofort loslegen kann. Die wahre Tiefe des Spiels entfaltet sich jedoch nach und nach während des Spielens. Jede Partie dauert angenehme 30 Minuten, bietet immer wieder neue Aha-Momente und eröffnet stetig weitere taktische Möglichkeiten. Die Fraktionen sind vielfältig und ermöglichen unterschiedliche Spielstile, während die Qualität der Artworks von solide bis sehr gut reicht – letztlich aber natürlich Geschmackssache bleibt.
Ich bin großer Fan von Spielen, bei denen der persönliche Skill eine große Rolle spielt, und nicht so sehr das Deck über Sieg oder Niederlage entscheidet. Neverrift schlägt genau in diese Kerbe – jede Entscheidung hat Auswirkungen, und auch ein verloren geglaubtes Spiel kann im letzten Zug nochmal gewendet werden. Alles in allem ist Neverrift ein tolles Spiel, das ich nicht kommen sah. Für mich jetzt schon ein Anwärter für meine Highlights 2025.
Kanntet ihr Neverrift bereits, oder habt es sogar schon einmal gespielt? Wie sind eure Meinungen
zum Spiel? Ich freue mich auf eure Kommentare.
Euer Christian