Das Gegenteil von Bier & Brezel? Was Malifaux und Flesh and Blood gemeinsam haben

Eines meiner absoluten Lieblingsspiele im Tabletop Bereich ist Malifaux. Ich liebe die Geschichten,
ich liebe die Modelle, aber vor allem liebe ich die Spielweise. Und da ich erst kürzlich meine Liebe
zu Flesh and Blood wiederentdeckt habe, werde ich jedes Mal wenn ich es spiele an Malifaux
erinnert.

Malifaux?!

Für alle, die Malifaux noch nicht kennen, eine kurze Einleitung:
Malifaux ist ein Tabletop Skirmish Spiel in dem nicht gewürfelt wird. Alle Konflikte werden über
ein Kartendeck abgehandelt. Das führt dazu, dass das Spiel nicht von Würfelwürfen abhängig ist,
was es weniger glückslastig macht. Natürlich spielt auch das Ziehen der richtigen Karte eine Rolle,
aber da das Deck endlich ist, gleicht sich das aus: Auf jede schlechte Karte folgt irgendwann auch
eine gute. Darüber hinaus kann man anhand der bereits gespielten Karten vorausahnen, was in den
kommenden Zügen passieren wir, was regelmäßig für Knoten im Hirn sorgen kann.

In Malifaux baut man sich außerdem eine Crew um einen Anführer herum, der besondere
Fähigkeiten besitzt, und damit den Spielstil definiert. Gerade dieses Detail sorgt dafür, dass sich
jeder Anführer, und jede Crew anders spielt. Und zwar nicht nur anders im Sinne von Nuancen in
den Werten, sondern fundamental anders. So ist Seamus beispielsweise an einen historischen
Serienmörder angelehnt, der in der Lage ist, gegnerische Modelle mit einem einzigen, präzisen
Treffer auszuschalten. Nellie Cochrane hingegen ist eine Journalistin, die ihre Gegner geschickt mit
Fake News verwirrt, während sie gleichzeitig die Objektziele im Blick behält, und der Gremlin Ulix
führt eine Schar von Schweinen an, die den Gegner ständig ablenken und auf Trab halten.

Jeder dieser Anführer spielt sich so grundlegend anders, dass es fast wirkt, als würde man ein völlig
anderes Spiel spielen . Diese Varianz und Abwechslung ist es, was Malifaux so besonders macht.

 

Flesh and Blood?!

Die meisten Leser von Magabotato haben vermutlich zumindest schon einmal von Malifaux gehört.
Aber was zur Riesenkartoffel ist Flesh and Blood?

Flesh and Blood ist ein klassisches TCG von Legend Story Studios. Es wurde Ende 2019
veröffentlicht und ist daher noch sehr jung. Flesh and Blood kann zwar nicht mit den Big Playern
wie Magic, Pokemon oder OnePiece mithalten, hat sich aber seit Release einen stabilen Platz in den
Top 10 aufbauen können, und ist gerade unter den kompetitiven Spielen sehr beliebt.

Das Spielprinzip von Flesh and Blood ist einfach. Man baut sich – je nach Format – ein Kartendeck
aus 40 oder 60 Karten zusammen, und versucht damit die Lebenspunkte des Gegners auf Null zu
reduzieren. So weit, so unspektakulär.

Was Flesh and Blood jedoch einzigartig macht, ist das Spielgefühl. Man spielt einen von
zahlreichen Helden, die sich in Klassen einteilen. Assassinen, Krieger, Zauberer und Bogenschützen
– viele Archetypen aus dem klassischen Fantasybereich sind hier wiederzufinden. Außerdem spielt
man nicht einfach nur seine Karten aus, sondern verkettet diese zu einem Angriffsmuster, welches
wiederum vom Gegner geblockt werden kann. Dadurch ergibt sich ein Schlagabtausch, der an
Spiele wie Street Fighter oder Mortal Kombat erinnert.

Die Wahl des Helden entscheidet stark über die Spielweise:
Guardians beispielsweise spielen sich sehr defensiv. Wer hätte das gedacht?
Sie können sehr effektiv die gegnerischen Angriffe blocken und dann in ihrem Zug einen mächtigen
Gegenangriff starten, der den anderen Spieler in Bedrängnis bringen kann.

Zauberer und Illusionisten zeichnen sich besonders dadurch aus, dass sie im Zug des Gegners
agieren können. Sie haben die Fähigkeit, den Gegner zu beeinflussen, unter Druck zu setzen oder
sogar während dessen eigenen Zuges zu eliminieren.

Wo liegen die Gemeinsamkeiten?

Neben der Tatsache, dass beide Spiele bedrucktes Papier benutzen, sehe ich ganz klar den
Charakter- zentrierten Spielstil als Gemeinsamkeit. In beiden Spielen baut man seine Liste, bzw.
sein Deck um einen Anführer und dessen Fähigkeiten herum auf. Ein Ranger in Flesh and Blood
spielt sich fundamental anders als ein Runeblade, und bietet auch ein komplett anderes Spielgefühl.
Arkanisten in Malifaux spielen sich grundlegend anders als Anhänger der Gilde. Diese Immersion
ist es, was mich an beiden Spielen fasziniert.

Eine weitere Gemeinsamkeit der beiden Spiele ist der weitgehend fehlende oder zumindest deutlich
geringere Glücksfaktor, was sie zu hervorragenden Turnierspielen macht. Beide erfordern ein hohes
Maß an Skill, was natürlich viel Erfahrung und Übung voraussetzt. Bei Malifaux muss man nicht
nur seine eigene Bande bis ins kleinste Detail kennen (was bereits eine Herausforderung für sich
ist), sondern auch die des Gegners. Ähnlich verhält es sich bei Flesh and Blood: Zu Beginn jedes
Matches werden die beiden Helden offenbart, und anschließend hat jeder Spieler die Möglichkeit,
seine Ausrüstung noch einmal anzupassen. Wer seinen Gegner gut kennt, hat hier natürlich einen
klaren Vorteil.

 

Dass Flesh and Blood ein „fähigkeitsbasiertes Spiel“ und kein Glücksspiel ist, sehen anscheinend
nun auch deutsche Behörden so:

„Die [World Tour] nach Deutschland zu bringen markiert einen bedeutenden Meilenstein für die
TCG-Branche. Die strengen Glücksspielgesetze in Deutschland verbieten Geldpreise für
glücksbasierte Spiele und wir sind stolz, dass Flesh and Blood offiziell von deutschen Behörden als
fähigkeitsbasiertes Spiel anerkannt wurde. Diese Anerkennung erhielten wir infolge von präzisen
statistischen Modellrechnungen, mehr als einem Jahr des Dialogs mit den Behörden und
erheblichen Aufwendungen für den Prozess. Es war eine Herausforderung, aber wir haben uns ihr
gestellt, denn wir stehen zu unserer Unterstützung für die deutsche und europäische Flesh and
Blood Community…“
Quelle: Flesh and Blood News (https://fabtcg.com/de/articles/localization-update)

Diese Einschätzung führt dazu, dass nun auf Flesh and Blood– Turnieren auch Geldpreise verliehen werden dürfen. Darüber werden wir gegebenenfalls in einem späteren Beitrag noch ausführlicher
berichten.

Weder Malifaux noch Flesh and Blood sind einfache Spiele. Man muss sich Zeit nehmen, um die
Regeln, Mechaniken und Feinheiten zu verstehen. Gerade beim Einstieg in eines der beiden Spiele
kann daher schnell Frustration aufkommen. Beide erfordern Geduld und Durchhaltevermögen –
belohnen den Spieler jedoch mit einem intensiven und fesselnden Spielgefühl. Im Grunde
genommen kann man beide Spiele als das genaue Gegenteil von Bier- und Brezel-Spielen
bezeichnen.

Wie seht ihr das? Spielt ihr lieber komplexe Spiele, oder tendiert ihr nach Feierabend eher zu
einfacher Kost? Habt ihr Malifaux oder Flesh and Blood schon gespielt? Schreibt es mir in den
Kommentaren.

Euer Christian

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One Comment on “Das Gegenteil von Bier & Brezel? Was Malifaux und Flesh and Blood gemeinsam haben”

  1. Ich habe eine Zeitlang Malifaux sehr gerne gespielt. Die Komplexität war dann aber auf Dauer nichts für mich als Bier&Brezel Spieler. Dazu mochte ich das Design der Figuren in der 2ten Edition auch sehr viel lieber.
    Aber die extrem komplexen Missionsziele (Haupt- und Neben-), haben mich ziemlich für andere Tabletop verdorben. Einfach einen Haufen Miniaturen zu einem Punkt schicken und dann dort gegeneinander würfeln, wer stehen bleibt, geht gar nicht mehr. Alleine auch die Tatsache, dass man getabled werden kann, und trotzdem nach Punkten noch gewinnen finde ich sehr stark.
    Für mich aber immer noch einer der besten Skirmisher. Dazu gibt es eine sehr nette Turnierszene. Absolute Empfehlung für alle, die sich gerne intensiver mit einem Spiel beschäftigen wollen.

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