Der Moment, auf den viele gewartet haben
Was lange als kaum erreichbar galt, ist nun Realität: Flesh and Blood wurde offiziell von den deutschen Behörden als fähigkeitsbasiertes Spiel anerkannt. Damit öffnet sich erstmals die Tür für gesetzeskonforme Turniere mit Geldpreisen auf deutschem Boden. Dieser Schritt ist nicht nur ein Erfolg für Flesh and Blood, sondern ein historisches Ereignis für die gesamte Trading Card Game (TCG)-Szene in Deutschland.
Dass es soweit kommen konnte, ist das Ergebnis von mehr als einem Jahr intensiver Arbeit, Dialog mit Behörden und fundierter wissenschaftlicher Analysen – und zeigt eindrucksvoll, wie Leidenschaft, Professionalität und Hartnäckigkeit gemeinsam Großes bewirken können.
Das regulatorische Fundament: Warum Preisgeld-Turniere bisher ein Problem waren
Deutschland verfügt über eines der strengsten Glücksspielgesetze Europas. Nach dem Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) liegt ein Glücksspiel vor, wenn drei Kriterien erfüllt sind:
- Es wird ein Einsatz geleistet,
- das Ergebnis hängt überwiegend vom Zufall ab,
- ein Gewinn (z.B. Geldpreise) ist möglich.
Turniere, bei denen Preisgelder vergeben werden, fielen damit bisher schnell unter diese Definition, wenn nicht eindeutig belegt werden konnte, dass spielerisches Können – und nicht der Zufall – das Ergebnis bestimmt. Das führte dazu, dass viele große TCG-Turniere – wie etwa bei Magic: The Gathering – nicht oder nur eingeschränkt in Deutschland stattfinden konnten. Stattdessen wichen viele Veranstalter auf Nachbarländer aus.
Die Arbeit hinter den Kulissen: Wie Flesh and Blood den Weg geebnet hat
Dass es nun Flesh and Blood gelungen ist, diesen gordischen Knoten zu durchschlagen, ist alles andere als ein Zufallstreffer. Legend Story Studios hat den gesamten Prozess strategisch vorbereitet:
- Statistische Modellrechnungen über viele Tausend Partien hinweg belegten, dass erfahrene Spieler*innen mit überproportional hoher Wahrscheinlichkeit besser abschneiden.
- Juristische Gutachten und wissenschaftliche Analysen stützten diese Befunde.
- Langjähriger Dialog mit deutschen Behörden sorgte dafür, dass der Entscheidungsprozess auf einer belastbaren Basis erfolgen konnte.
- Investitionen in Experten, Beratungen und regulatorische Abstimmungen unterstrichen die Ernsthaftigkeit des Anliegens.
Es handelt sich dabei keineswegs um eine symbolische Anerkennung, sondern um eine fundierte Neubewertung der Mechanik von Flesh and Blood.
Skill vs. Chance: Eine längst überfällige Differenzierung
Was unterscheidet ein Skill Game von einem Glücksspiel? Zentral ist die Frage, wer oder was den Spielausgang bestimmt:
- Bei Glücksspielen wie Roulette oder Lotto entscheidet ausschließlich der Zufall.
- Bei Skill Games hingegen beeinflussen Strategie, Aufmerksamkeit, taktisches Denken und Erfahrung das Ergebnis signifikant.
Gerichte und Gesetzgeber orientieren sich dabei an klaren Kriterien:
- Langfristige Ergebnisse: Wer über viele Partien hinweg systematisch besser abschneidet, beweist Skill.
- Spielstruktur: Viele Entscheidungsoptionen und verborgene Informationen reduzieren den Zufallseinfluss.
- Statistische Auswertungen: Deutliche Korrelationen zwischen Skill und Erfolg gelten als Beweis.
Flesh and Blood erfüllt all diese Anforderungen auf überzeugende Weise – insbesondere im Turnierformat, bei dem über mehrere Runden hinweg gespielt wird.
Die Bedeutung für Flesh and Blood und die TCG-Szene insgesamt
Die Anerkennung ist weit mehr als nur ein juristischer Akt. Sie ist ein kultureller und wirtschaftlicher Impuls für die Szene:
- Turnierlandschaft: Flesh and Blood kann nun offiziell große Turniere mit Preisgeldern in Deutschland austragen.
- Professionalisierung: Spieler*innen erhalten echte Anreize, sich auf hohem Niveau weiterzuentwickeln.
- Sichtbarkeit: TCGs rücken stärker in den Fokus von Medien und öffentlichem Interesse.
- Vertrauen: Die rechtliche Klarheit gibt Veranstaltern, Spielern und Sponsoren die nötige Sicherheit.
Nicht zuletzt setzt dieser Erfolg ein Signal über die Szene hinaus: Strategische Spiele verdienen Anerkennung als ernsthafte sportliche Betätigung, nicht als Randphänomen zwischen Hobby und Glücksspiel.
Was nun auf Deutschland zukommt: Turniere, Professionalisierung, neue Dynamik
Im Zuge der Flesh and Blood World Tour 2025 wird Deutschland als Turnierstandort auf der internationalen Landkarte erscheinen:
- 13.–15. Juni 2025: Calling Italien (Bologna)
- Q4 2025: Calling Deutschland (genauer Ort wird noch bekanntgegeben)
Dieses Event wird nicht nur nationale Spieler*innen mobilisieren, sondern auch Top-Talente aus ganz Europa anziehen. Deutschland hat die Chance, sich als verlässlicher und attraktiver Turnierstandort zu etablieren – etwas, das lange Zeit unmöglich schien.
Darüber hinaus wird die TCG-Szene insgesamt davon profitieren:
- Neue Formate und Veranstaltungen werden wahrscheinlicher.
- Mehr Medienpräsenz führt zu einem breiteren gesellschaftlichen Interesse.
Jugendförderung im Bereich strategischer Spiele könnte wachsen.
Was heute Flesh and Blood erreicht hat, könnte der Anfang einer breiteren Bewegung sein.
Ein Blick über den Tellerrand: Was diese Entscheidung langfristig verändern könnte
Mit der Anerkennung von Flesh and Blood öffnet sich auch für andere Spiele ein neues Fenster:
- Magic: The Gathering, Yu-Gi-Oh! und andere komplexe TCGs könnten ähnliche Anstrengungen unternehmen.
- E-Sports-Turniere mit starker strategischer Komponente könnten neue Impulse erhalten.
- Skill-basierte neue Spielformate könnten explizit für juristische Klarheit entwickelt werden.
Deutschland könnte, anstatt ein „Problemfall“ zu bleiben, künftig sogar zu einem Pionier für regulierte, aber innovationsfreundliche strategische Wettbewerbsformate werden.
Fazit: Ein historischer Schritt – und der Beginn einer neuen Ära
Die Anerkennung von Flesh and Blood als Skill Game ist mehr als eine juristische Formalie. Sie ist der Ausdruck dessen, was viele in der Community schon lange wussten: TCGs sind anspruchsvolle, strategische Spiele, die Können, Disziplin und Erfahrung belohnen.
Legend Story Studios hat mit beispielloser Hartnäckigkeit und Weitsicht bewiesen, dass Wandel möglich ist, wenn er auf einer fundierten Grundlage steht. Nun liegt es an der deutschen und europäischen Community, diese historische Chance zu nutzen: Turniere zu organisieren, Spieler zu fördern und Trading Card Games auf die gesellschaftliche Landkarte zu setzen, wo sie schon lange hingehören.
Gastautor Martin scheint ein großer Freund von Kartenspielen zu sein. Selten so ein leidenschaftlichen Post gelesen, Wenn auch die Betonungen mittels Fett-Druck etwas „too much“ ist für meinen Geschmack aber ich bin hier auch nicht die Zielgruppe. Das die Spielszene so stark eingeschränkt war, ist mir nie so bewusst gewesen. Was vllt auch daran liegt, dass ich nie ein großer Fan von MTG & Co war. (Magic: The Gathering und Yu-Gi-Oh! habe ich beim FLGS zwar gesehen aber „Flesh and Blood“ habe ich noch nie was von gehört) Wieder was gelernt. Mal schauen ob und wie sich da dann etwas in Zukunft ändert.
Lieber SunDancer,
danke für deinen Kommentar! Mich freut es immer, wenn Menschen meine Texte kommentieren. Auch dein Hinweis zur Fettschrift habe ich vernommen. Viel mehr freut mich, dass du als Szene Fremder den Artikel aufmerksam gelesen und deiner Meinung nach etwas gelernt hast 🙂 Dann hat sich die Mühe direkt bezahlt gemacht.
Vielleicht bleibst du ja irgendwann mal bei Flesh and Blood für ein Testspiel hängen. Ich kann es zumindest empfehlen.
Gruß
Martin
Was mir bei der Bewertung als „Nicht-Glückspiel“ allerdings deutlich zu kurz kommt, ist der Glücksfaktor beim regulären Erwerb der Karten: Denn Booster enthalten Karten nach dem Zufallsprinzip, wobei rare und legendäre Karten sehr oder sehr, sehr selten sind. Ohne Online-Plattformen wie Cardmarket, wo man bestimmte Karten gezielt nach dem Nachfrage-regelt-den-Preis-Prinzip erwerben kann, wäre jeder Spieler gezwungen hunderte von Euros für ein turnierfähiges Deck in Booster-Tütchen zu investieren (Tauschen geht natürlich auch, aber dafür muss man auch erstmal wertvolle Karten haben). Um dann 99% der Karten ungenutzt zu lassen, weil man ja nur gaaanz bestimmte braucht.
Ich habe „Star Wars Unlimited“ knapp ein Jahr bis einschließlich zur Erweiterung 3 gespielt und mittlerweile den Rücken gekehrt. Der Pay-to-win-Aspekt war mir einfach zu hoch! Unabhängig vom Skill des Spielers MUSS man einfach richtig viel Geld ausgeben, ein turnierfähiges Deck zu erhalten.
Klar, auch andere Sportarten kosten Geld: Ausrüstung, Spezialklamotten, Technik etc.
Aber bei TCGs kommen wie bei „Star Wars Unlimited“ alle 4 Monate die regelmäßigen Neuerscheinungen/Erweiterungen hinzu, die die Meta jedes Mal umkrempeln und ambtionierte Spieler alle paar Monate erneut zu hohen Investitionen „zwingen“.
Hinzu kommt manchmal, das irgendwann alte Karten laut Hersteller-Vorgaben nicht mehr turniertauglich sind. Außerdem sind die Hersteller sehr kreativ, um den Spielern immer mehr Geld zu entlocken: Booster mit besonderen Karten-Designs/Drucken sind da nur ein Beispiel. Und alles triggert das Suchtverhalten im Gehirn!
Man muss nur mal bei einem TCG-Event in einem Laden dabei sein und kann das Suchtverhalten mancher Spieler live beobachten: Booster kaufen, keine gute Karte dabei, noch ’n Booster kaufen! Immer in der Hoffnung, vielleicht doch eine legendäre oder gar Showcase-Karte zu bekommen. Und nicht selten werden die Karten, die man nicht braucht, direkt aufm Tisch liegen gelassen, weil der Spieler sie bereits zigfach hat und sie auf Cardmarket einzeln vielleicht grad mal 5 Cent wert sind.
Versteh(t) mich nicht falsch: Ich habe Star Wars Unlimited sehr gerne gespielt, viele nette Leute kennengelernt und tolle Spielerfahrungen gehabt. Aber bei Turnieren oder Weekly-Events kann man nur vorne dabei sein, wenn regelmäßig richtig Geld zum Kauf ausgefeilter Decks in die Hand nimmt! Skill hin oder her!
Lieber Michael,
ich kann deinen Schmerz sehr gut verstehen – das ist definitiv ein Grundproblem bei TCGs. Ich habe jetzt lange darüber nachgedacht, wie ich dein Argument „bewerten“ soll, und komme auf keinen grünen Zweig. Einerseits tendiere ich dazu zu sagen, dass es nichts mit dem Glücksspiel-Faktor zu tun hat, weil ja jeder selbst entscheiden kann, mit welchem Deck er bei so einem Turnier an den Start geht. Und trotzdem kann ich dein Argument nachvollziehen. Pay2Win ist und war schon immer ein unschöner Faktor, der fairen Wettbewerb zunichtemacht.
Ich weiß nur nicht, wie die Behörde da vorgeht. Meine Vermutung ist, dass sie strikt auf das Konzept des Spiels und das „Pilotieren“ als solches herunterbricht – und andere Faktoren völlig außen vor lässt. Leider findet man dazu kaum verlässliche Informationen.
Alles in allem ist es natürlich ein sehr heißes und brisantes Thema. Trotzdem ist es ein kleiner Erfolg, und ich freue mich für Flesh and Blood, weil ich – im Vergleich zu anderen TCGs – schon sagen kann, dass hier viel stärker der Faktor Skill Einfluss hat als ein Top Deck Draw oder Ressourcenprobleme.
Vielleicht bekommen wir über die Zeit mehr Einblick. Deine Beobachtung bzw. Anmerkung finde ich jedenfalls spannend – ich werde mir dazu mal Gedanken machen. Danke für deinen Kommentar und deine Meinung!