Bretthart: Perry Rhodan – Operation Wega

Die Marke

Älter als Star Trek und laut Wikipedia „die umfangreichste und am längsten laufende Fortsetzungsgeschichte der Welt“: Perry Rhodan ist seit 1961 auf dem Markt. Als Heftroman gestartet, umfasst das Gesamtwerk unter anderem auch Hörspiele, Computerspiele und das Brettspiel „Operation Wega“ aus dem Jahr 1986, um das es in diesem Bretthart-Blog gehen soll.
Zugegeben, die Verbindung zum eigentlichen Franchise ist recht dünn und beschränkt sich auf das Thema Raumfahrt. In der ein oder anderen Missionsbeschreibung fallen noch die Völkernamen Topsider oder Perry Rhodan selbst. Kugelraumer gibt es auch, aber eins nach dem anderen…

Das Spiel

1986: auf den Heimcomputern läuft Elite, Perry Rhodan feiert 25-Jähriges und Star Trek: the next generation startet erst im nächsten Jahr. Science Fiction ist beliebt und verkauft sich medienübergreifend sehr gut.
Operation Wega ist ein Raumfahrtspiel für 1-4 Personen von ASS – angesiedelt im Perry-Rhodan-Universum. Neben der obligatorischen Schachtel und Anleitung, enthält das Spiel eine große Raumkarte mit Hexfeldern, einen Block mit Navigationsblättern (mit verkleinerter Raumkarte zum Eintragen von Bewegungen pro Spieler), zwei Würfel und einen Bogen mit Markern für verschiedene Raumschiffe, Minen und Raketen in vier Farben für vier Spieler. Die Material ist puristisch: der Spielplan besteht aus lackierter Pappe (kein festes Spielbrett aus Karton), es gibt keine Raumschiffminiaturen sondern „nur“ Marker und alle Illustrationen sind sehr abstrakt und funktional. Das Regelheft ist in Standard-, Fortgeschrittenen- und Expertenregeln gegliedert. Dreh- und Angelpunkt des Spiels bilden das Bewegungssystem und das Management mit der Ressource Treibstoff.

Trägheit im All

Das Spiel gliedert sich in eine Navigations- und eine Bewegungsphase. In Ersterer markieren die Spieler gleichzeitig auf dem jeweiligen Navigationsblatt die geplante Bewegung der Raumschiffe. Grundsätzlich gilt: wenn man keinen Treibstoff aufwendet, bewegt sich ein Schiff mit der gleichen Geschwindigkeit und Richtung im Raum weiter. Durch den Einsatz von Treibstoff, den jedes Schiff als begrenzte Ressource mit sich führt, kann man Geschwindigkeit und Flugrichtung ändern. Zum Beispiel kann man mit einer Treibstoffeinheit die Geschwindigkeit um ein Feld erhöhen (und dabei eine leichte Kursänderung vornehmen), härtere Kurven schlagen oder abbremsen. Dabei wirken sich auch die Anziehungskräfte von Planeten auf vorbeifliegende Schiffe aus und verändern die Bewegungsvektoren. Das System ist komplex, aber logisch und gut nachvollziehbar.
Hat jeder Spieler seine Bewegung geplant, werden in der anschließenden Bewegungsphase die Flüge abgehandelt.
Randnotiz: Wer kennt das Spiel des Jahres 1997 „Mississippi Queen“? Hier spielt man ebenfalls auf Hexfeldern, die Schiffe verhalten sich ähnlich träge und mit Einsatz von Kohle muss man navigieren und unterwegs auf Inseln halten und Passagiere mitnehmen. Nicht sehr weit weg von Operation Wega!

Szenarien

Es gibt kein Standardspiel, es werden grundsätzlich Szenarien gespielt, die genaue Vorgaben haben, wie z.B. die zur Verfügung stehenden Schiffe, Start- und Zielfelder oder Planeten und Mission. In den Einstiegsszenarien finden einfache Wettrennen statt, bei denen es darum geht möglichst schnell und mit möglichst wenig Treibstoff das Ziel zu erreichen. Es gibt Bergungsmissionen, bei denen man mit im Raum treibenden Frachtern die Bewegung synchronisieren und diese dann zum nächsten Planeten schleppen muss.
Auch Solospiel wurde in einigen Missionen angedacht! So bewegen sich zum Beispiel in einer Mission vier Jäger zufällig über das Spielfeld und man muss versuchen unbemerkt durchzuschlüpfen. Die Missionen sind sehr abwechslungs- und variantenreich.

Mehr Regeln, mehr Freiraum, mehr Komplexität

Im Spiel für Fortgeschrittene kommt das Thema Fracht hinzu und mit Notfallmanövern kann man härtere Bewegungsoptionen durchführen. Aber nicht ohne Opfer: Schiffe werden bei solchen Manövern gestresst und müssen zur Wartung auf einem Planeten landen. Dort kann auch aufgetankt werden. Dazu muss man nicht unbedingt landen, im Vorbeiflug kann man schon 50% seines Vorrats wieder auffüllen.
Es werden außerdem weitere Szenarien eingeführt und eines wird auch als theoretisch endloses Spiel beschrieben. Jeder Spieler erhält ein kleines Startkapital und Planeten. Ausgerüstet mit Bagger und Suchgerät kann man in Asteroidenfeldern auf Beutefang gehen und mit Gold, Platin oder Uran neues Geld verdienen, um sich weitere Schiffe zu kaufen.

Peng!

Für Experten gibt es nun noch Angriffsregeln für Fern- (Minen und Raketen) und Nahkampf. Im Fernkampf schickt man eine Art Torpedos los, die sich wie Raumschiffe bewegen (fester Bewegungsvektor) und detonieren, sobald sie die Flugbahn eines Raumschiffs kreuzen. Im Nahkampf bestimmen Würfelwürfe und Stärkevergleichstabellen wie viel Schaden verursacht wird.
Diese Regeln eröffnen Szenarien für gewaltige Raumschlachten mit wilden Schlachtplänen und die Beachtung der diversen Flugbahnen wird so komplex, dass man sich mehrere Navigationsblätter pro Spieler bereitlegen sollte.

Zu Komplex?

Treibstoff, Kampfstärke, Frachtkapazität… Waffen, zusätzliche Ausrüstung, zehn verschiedene Szenarien, ein komplexes Bewegungsmanagement – das alles zusammen ist weit mehr, als Brettspiele seinerzeit üblicherweise zu bieten hatten. Gerade die freieren Spielmodi, bei denen als Ausgangspunkt freie Creditmengen genannt werden und man seine Flotte selbst zusammenstellen kann, haben starke Ähnlichkeit zu Tabletopspielen. Mit mehreren Spielern und Raumschiffen pro Seite können sehr lange Spielabende entstehen, aber mit dem großen Vorteil, dass man jederzeit einpacken und weiterspielen kann, dank der Markierungen auf den Navigationsblättern.
Mit den Bewegungsvektoren, Kampftabellen und dem Perry Rhodan Franchise, ist das Spiel auf Weltraumfans zugeschnitten, die sich in eine abstrakte Simulation ihrer Welt vertiefen wollen. Gerne auch über mehrere längere Abende und durchaus mit der Option eigene Szenarien zu entwickeln und auch solo zu spielen. Für Gelegenheitsspieler eignet sich aber trotzdem noch das Standardspiel mit strikten Vorgaben, bei denen der Fokus rein auf der Bewegung liegt. Da das Material nicht wirklich ansprechend ist, konnte ich leider noch keine Mitspieler finden, würde aber sehr gerne mal das ein oder andere Szenario testen!

Hörspieltipp

Abschließend will ich euch noch die ein oder andere Hörempfehlung ans Herz legen, denn im Perry-Rhodan-Universum gibt es vergleichsweise viele Hörspieladaptionen (mal abgesehen von den Hörbüchern der markanten Silberbände, aber mit Lesungen hab ich es nicht so :D). Das Label EUROPA hat in den 80ern drei Planeten-Romane knackig vertont und ist in zwölf Folgen den Ursprung der Heftserie angegangen. Ende der 90er folgten von Universal ein paar Einzelhörspiele und eine eigene Serie für den Mausbiber Gucky.
In den Nuller-Jahren kamen dann wieder größere Veröffentlichungen von EINS A Medien mit über 20 Einzelhörspielen, eine groß angelegte Serie des Sternenozeans bei Lübbe Audio und pop.de und 2015 schließlich der Plejaden-Zyklus von Zaubermond.
Bis auf die Universal-Hörspiele, findet man alle anderen bei Streaming-Diensten und sie sind aus meiner Sicht auch alle hörenswert! Die Europa-Klassiker bieten 80er-Charme, EINS A Medien gehen das Thema ruhiger an, der Sternenozean ist eine epische, opulent vertonte Geschichte und bei den Plejaden fliegen einem die Fetzen um die Ohren.

Kennt ihr den Kosmos von Perry Rhodan und lest evtl. einen Silberband pro Tag? Habt ihr vielleicht dieses Spiel oder das Spiel von Kosmos „Perry Rhodan – Die kosmische Hanse“ schon ein mal gespielt? Und wie spricht man „Rhodan“ überhaupt aus? Schreibt es und in die Kommentare oder schickt uns eine Sprachnachricht! 😀

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